Auf den Äckern der rheinischen Rübensteppe herrscht seit mindestens Mitte September rege Betriebsamkeit, riesige Maschinen packen die Rüben am grünen Schopf, gigantische Hügel türmen sich an Feldrändern, LKW-weise wird die kostbare Fracht über Jülichs Straßen kutschiert. Doch das war nicht immer so. Wie sich die Art und Weise der Zuckerrübenernte im Laufe der Jahrzehnte verändert hat, wurde auf dem Feld des Broicher Landwirts Rainer Johnen deutlich.
Hier standen Grabegabeln, an Pflugmaschinen erinnerndes Gerät und laut vor sich hin tuckernde Traktoren bereit und warteten auf fleißige Erntehelfer. Auf Anregung des bekennenden Nostalgikers Sascha Jussen, der zumindest in Sachen Landmaschinen die Zeit gerne ein wenig zurückdrehen würde, gab es einen Querschnitt durch die Erntemethoden der letzten, geschätzt hundert Jahre zu sehen. Auch ein haushoher, sechsreihiger und selbstfahrender Rübenroder demonstrierte auf dem Acker von Bauer Johnen sein Können.
„Natürlich ist es nicht Aufgabe der Landwirte, unser Nostalgiebedürfnis zu befriedigen“, betont Jussen, der sich allerdings in guter Gesellschaft weiß, da doch viele „die alten Zeiten vermissen“ und dem Hobby „alte Landmaschinen“ frönen. Manchmal zusammengeschlossen in Vereinen, mancher auch einfach nur für sich selbst, werden Traktoren und anderes Gerät aus den 60er, 70er oder noch früheren Jahren gesammelt, gehegt und gepflegt. Und manchmal eben auch zu Demonstrationszwecken genutzt. Besonderes Highlight, vor allem für die jüngeren Besucher auf dem Rübenacker, waren zweifellos die schweren belgischen Kaltblüter, die eindrucksvoll zeigten, wie viel Zeit die Rübenernte früher kostete. Reihe um Reihe zog das Gespann von Thomas Wolf aus Mersch-Pattern geduldig die altmodische Erntemaschine durch die Rüben.
Nachdem im vergangenen Jahr bereits ein erster „Testballon“ gestartet worden war, haben Jussen und seine Mitstreiter nun die zweite Auflage „ganz vorsichtig beworben“ und wurden bereits mit einer ganzen Reihe interessierter Besucher belohnt. Vor allem Familien mit Kindern nutzten die samstägliche Veranstaltung, um die allgegenwärtige Rübe einmal etwas anders zu erleben. Dafür, dass er diese Möglichkeit für „uns Hobbyisten“ geschaffen hatte, ging ein großer Dank an Rainer Johnen. „Das ist nicht selbstverständlich,“ findet Ideengeber Sascha Jussen, der sich schon auf das kommende Jahr freut. Denn dann soll der „Zuckerrübenfeldtag“ in die nächste, dann noch etwas größere Runde gehen.
Fotos: Britta Sylvester