
Wenn hierzulande Menschen im Schottenrock und mit Dudelsack, in karierten Hosen und mit roter Clownsnase auf der Bühne stehen, scheint eines klar: Es ist Karneval. Manchmal aber auch nicht. So an diesem Abend im Kulturbahnhof: Mit ihrem Programm „Dreimol vun Hätze“ erteilten das Quartett aus Krätzjessänger Philipp Oebel, „Dä Nubbel“ Mike Hehn und das Duo „Knubbelefutz un Schmalbedaach“, alias Renate Heymans und Dieter Schmitz ihrem Publikum eine höchst amüsante Lehrstunde in kölscher Kultur, Lebensart und vor allem den Feinheiten der Sprache.
„Was macht uns Kölsche ejentlich us?“ sinnierte „Dä Nubbel“, stilsicher im schwarzen Frack und Zylinder gewandet, um im nächsten Moment das zunehmend lauter lachende Auditorium schwindelig zu reden. Der „Champagner unter den Dialekten“ sei ganz einfach, versicherte der kölsche Fachmann und führte die drei Kardinalsendungen -ing, -eng und -ök ein. Spätestens als „dem Scheng dat Peng in die Zeng“ hängen blieb, kullerten die Lachtränen und das Eis im leider nur spärlich besetzten Kuba war gebrochen.
Ebenfalls aus „dem Konglomerat aus 86 Veedeln“ waren „Knubbelefutz un Schmalbedaach“ angereist. Mit leisen Tönen, feinem Humor und niedlichen, meist gesungenen, manchmal auch erzählten Geschichten bewies das Duo das kölsche Tön‘ nicht zwingend mit viel Lautstärke assoziiert sein müssen. Gleiches galt für Philipp Oebel, der mit seinen zur Gitarre vorgetragenen Krätzchen kölsche Kleinkunst vom Feinsten zu Gehör brachte und Musikalisches aus längst vergangenen Zeiten zum Leben erweckte. Das Publikum erwies sich als erstaunlich textsicher und stimmte mindestens beim Refrain mit ein, egal ob der „Jung vom Freeseplatz“ das Lied von den „Eingeborenen aus Trizonesien“ oder die familiären Erlebnisse beim Campingurlaub anno 1950 mit „Da laachste de dich kapott, dat nennt mer Camping“ besang. Erstaunlich auch die Sangeskunst vom Duo Heymans/Schmitz, die augenzwinkernd bewiesen, dass sich manches vielleicht chinesisch anhören mag, aber doch kölsch ist. Der „Jodschingbong-Schansong“ jedenfalls zeigte, wieviele Reime der rheinsiche Zungenschlag mit seinem Hang zu ähnlichen Endungen parat hält. Warum der „Bong“ auf „Kartong“ die Zwei so aus der „Fassong“ brachte? Wer die Antwort wissen möchte, sollte sich das Vergnügen gönnen, „Knubbelefutz und Schmalbedaach“ samt Freunden persönlich anzuhören.
Nur unterbrochen von einer kurzen Pause unterhielten die Kölner Künstler ihr bestens gelauntes Publikum gut zwei Stunden lang. „Knubbelefutz un Schmalbedaach“ verschenkten das zuvor besungene Usambara-Veilchen an Zuschauerin Evi, die passenderweise ihren Geburtstag feierte. Das hatte sich hinter der Bühne herumgesprochen, so dass Philipp Oebel mit einem Ständchen für die strahlende Evi den zweiten Teil einleitete. Das nostalgische, von allen gemeinsam gesungene, mit einträchtigem Schunkeln begleitete „Wat wor dat fröher schön he in Colonia“ beschloss einen kölschen Abend der anderen Art, der definitiv mehr Besucher verdient hätte. Um es mit einem Gast zu sagen: „Das war nicht gut, das war großartig.“
Da bleibt nicht mehr, als sich der Bitte von „Knubbelefutz“ anzuschließen: „Kommen Sie alle wieder und bringen Sie beim nächsten Mal alle noch jemanden mit.“ Denn wiederkommen wollen und werden alle Vier sehr gerne, so die einhellige Bekundung.



























