Was macht man eigentlich, wenn man beim Einbruch einen Priester überfährt und dann auch noch das Fluchtauto ausfällt? Klar: Den Gangster zum Priester machen und damit eine weitere Doppelrolle in einem Spiel voller tatsächlicher Doppelrollen besetzen.
Denn um die vierzehn Rollen des Stücks „Der Juwelenpriester“ auszufüllen, mussten Teile des zehnköpfigen Ensembles der Lich-Steinstraßer TheaterLuST gleich in mehrere Figuren schlüpfen. Und führten dies mit Bravour aus.
Aber der Reihe nach: Die verunglückten Diebe suchen Schutz im „Kloster Carbone“ auf der Sophienhöhe. Eigentlich passend, ist dort doch gerade eine Stiftung für „verkrachte Existenzen“, wie Kriminalhauptkommissarin Schenk (Rita Hamacher) sie bezeichnet, gestartet. „Anche tu sei prezioso“ – „Auch du bist wertvoll“ – heißt sie und soll passenderweise von Monsignore Glatzinger (Hans Dieter Emunds) aus Mailand unterstützt werden. Leichtes Spiel für Uwe (Julian Schmitz) in der Pastorsrobe sowie den Instagramsüchtigen Günni (Markus Heinrichs), Deckname „Köbes“. Sollte man meinen. Wären da nicht der amnestische Priester. Und Uwes stets unpassend auftauchende innere Stimmen Anti (Claudia Seibert) und Pasti (Heike Hilger). Oder die immerwährende Frage: Wo genau sind eigentlich die Juwelen?
Ein Stück voller schräger Rollen, bei dem das Publikum sogar selbst Teil der Vorführung werden konnte. Was bei dem vollen Saal und gut gelaunten Zuschauenden auch glänzend funktionierte. Wie beliebt die TheaterLuST ist, zeigte sich auch in einer Ankündigung von Hans Dieter Emunds zu Beginn der Veranstaltung: Er konnte eine Zuschauerin begrüßen, die über 300 Kilometer Anreise hinter sich hatte. Das kann fast schon als Auszeichnung gelten.
Und das völlig zu Recht: Ob die stets höchst imaginativ schwarzmalende Schwester Käthe (Petra Brandt), dauerquatschende Handwerkerin Siggi (Andrea Heinrichs) oder die jungen Frauen Cleo (Yasmin Hilger) und Lucy (Anna Geiger), die sich gegenseitig vor verschiedenen Unwägbarkeiten beschützen – alle Rollen waren passend besetzt und der Komödie entsprechend überzogen, aber nie platt oder anstrengend gespielt. Gab es mal kleine textliche Unsicherheiten, so wurden sie unauffällig weggespielt und nur dadurch bemerkbar, wenn auf die Arbeit von Souffleurin Stefanie Erkens geachtet wurde. Und das, obwohl Heike Hilger, Rita Hamacher, Hans Dieter Emunds und Petra Brandt ihre Doppelrollen meistern mussten. Was sie so gut machten, dass es zuweilen ein aktives Erinnern und Hinsehen erforderte, um die jeweilige Person hinter der Rolle wieder zu erkennen. Sicher auch Leistung von Sandra Mertens, die für die Maske verantwortlich zeichnet. Apropos Doppelrollen: Als weitere „Mehrfachbesetzungen“ hinter der Bühne agierten Heike Hilger als Regisseurin sowie Andrea Heinrichs für Bühnenbild und Organisation.
Das Ensemble zeichnet aus, dass sie keine „Angst vor dem Spiel“ haben. Stolpern, Nähe, Schreien, das Auftreten mit der „Erschaffung Adams“ auf der Unterhose („Ich hatte jetzt schon Anfragen, die Unterhose nochmal vorzuführen; es ist alles eine Frage des Preises“) oder ganz ohne Oberteil – nie gibt es ein Zögern und immer wird die Figur glaubhaft und angemessen gespielt. Besonders hervorzuheben sind in diesem Jahr das Zusammenspiel der beiden Diebe, das stets zackig das Geschehen voranbringt, sowie die fast schon natürlich-spontanen Reaktionen der „Cleo“ auf die anderen Figuren.
Bemerkenswert ist allerdings auch, dass man gar nicht merkt, dass Claudia Seibert das erste Mal dieses Ensemble ergänzt. Dafür hat vermutlich auch das Dreivierteljahr Proben gesorgt, das die Gruppe, wie jedes Jahr, hinter sich hat. Qualität braucht eben auch Übung.
Zwei der traditionellen fünf Vorstellungen sind bereits gespielt. Nur für die Aufführung am Freitag, dem 14. November, sind noch einzelne Restkarten erhältlich.
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