Wie schon im Vorjahr eröffnete die Band Fluegge den Abend. Fluegge, die 2018 als Akustik-Duo gestartet sind, hat sich 2024 zu einer vollwertigen Punkband weiterentwickelt. Schon nach den ersten Songs war spürbar, wie sehr sich die Band musikalisch und performativ weiterentwickelt hat. Fluegge spielte unter anderem ihre komplette im Mai erschienene EP „Heiter Weiter“, darunter Songs wie „Drei Kalender“ und „Keine Sekunde“. Beim letzten Song des Sets, „Nie genug“, riss Frontmann Tobi, der zugleich die Rhythmusgitarre spielt, während des Auftritts die D-Saite seines Instruments. Doch davon ließ er sich nicht beirren: „Es war natürlich ein bisschen ärgerlich – und dann auch noch bei meinem Lieblingssong. Aber ich hab einfach weitergemacht“, sagte Tobi lachend nach dem Auftritt. Zum Abschluss stieß die Band gemeinsam mit dem Publikum an – ein stimmungsvoller Ausklang ihres energiegeladenen Sets, das den Saal schon ordentlich aufgeheizt hatte.
Nach Fluegge wurde es musikalisch etwas anders, aber nicht weniger spannend: Die Würzburger Band Ranzen betrat die Bühne. Das Trio beschreibt seinen Stil selbst als „Chanson-Punk“ – also lyrischen Punk mit einer guten Portion Ironie. Auffällig war sofort: Gitarren sucht man bei Ranzen vergeblich. Den „Gitarrenersatz“ übernimmt Bassist Jonas, der mit seinem stark verzerrten Bass für den typischen Punk-Sound sorgt, während Keyboarderin Steffi nicht nur die Tasten bedient, sondern auch die Hauptstimme übernimmt. Unterstützt werden die beiden von J am Schlagzeug. Musikalisch bewegt sich die Band im Punk-Bereich, doch immer wieder blitzen andere Genres durch – unter anderem beim Song „Dosenbier 1“. Dort zeigt Steffi ihr vielseitiges Können mit einem Rap-Part, begleitet von einem Basslauf, der an „Deep Cover“ von Dr. Dre und Snoop Dogg erinnert. Mit ihrem ungewöhnlichen Stil, einem rauen Sound, viel Charme und einer gehörigen Portion Haltung bewies Ranzen, dass Punk auch ohne Gitarre funktionieren kann.
Der letzte Act des Abends war Burden to Atlas. Die Progressive-Metal-Band aus Aachen präsentierte dem Publikum ihr noch unveröffentlichtes Album „INVNDO“. Die Band legte besonderen Wert darauf, verträumte Atmosphären mit unmittelbaren Ausbrüchen zu verschmelzen. Leadsängerin Martina verließ während des Auftritts immer wieder die Bühne, um ihren Bandkollegen Raum für kraftvolle instrumentale Soli zu lassen. So konnten auch sie ihr Können eindrucksvoll unter Beweis stellen. Schlagzeuger Fibble spielte dabei nicht nur die Drums, sondern übernahm zugleich das Shouten, also die Harsh Vocals – jene tiefen, durchdringenden Stimmen, die für den Metal-Sound so charakteristisch sind. Bevor sich die Band dem Progressive Metal verschrieb, spielte sie zunächst Indie Rock – eine Phase der musikalischen Selbstfindung, wie sie selbst sagen.
Dass Veranstaltungen wie „Klare Kante“ wichtig sind, darin sind sich alle Bands einig. Der Bassist von Ranzen, Jonas, brachte es treffend auf den Punkt: „Es ist immer wichtig, ein Zeichen gegen Faschismus zu setzen – gerade in der heutigen Zeit mit dem ganzen Rechtsruck. Da ist es umso wichtiger, Haltung zu zeigen.“ Auch Martina von Burden to Atlas betonte, wie bedeutend solche Events für die Bands selbst sind: „Wir freuen uns, wenn wir auf solchen Veranstaltungen dabei sein können und uns als Band auch noch einmal klar positionieren dürfen.“ Tobi, Leadsänger von Flugge, sagte Folgendes: „Wir wollen hier ein Zeichen setzen, uns vernetzen, einen guten Abend haben – und zeigen, dass es Menschen gibt, die dagegenhalten.“ Der Sänger erklärte dann, man wolle „Klare Kante“ als feste Veranstaltung etablieren und das Event nun jedes Jahr stattfinden lassen.
Mit „Klare Kante“ haben die Bands gezeigt, dass Musik nicht nur unterhalten, sondern auch Haltung ausdrücken kann. Das Konzert hat bewiesen, dass Musik eine starke Stimme gegen Faschismus sein kann und Menschen miteinander verbindet.

































