
Bis zu 15.000 Transfusionen benötigen Patientinnen und Patienten hierzulande pro Tag. Und ebenso viele Blutspenden müssen es sein, um den Bedarf decken zu können. Doch leider gibt es immer weniger Menschen, die diesen wichtigen Dienst an der Gemeinschaft leisten.
„Eine gefährliche Entwicklung“, stellte Dr. Nektarios Mpasios, Leitender Oberarzt der Anästhesie, in der Gesundheitsstunde fest, zu der das Krankenhaus
Jülich und die AOK eingeladen hatten. Der Mediziner, der in der Jülicher Klinik auch Transfusionsverantwortlicher Arzt ist, nutzte das Patientenforum, um für die Blutspende zu werben, um über Transfusionen aufzuklären und damit auch mögliche Ängste abzubauen.
„Was ist Blut?“ hatte Dr. Mpasios das erste Kapitel seines Vortrags überschrieben. Und auch wenn wohl alle Besucherinnen und Besucher der Gesundheitsstunde annahmen, dass sie eigentlich ziemlich genau wussten, was Blut ist, überraschte der Referent doch mit der Menge der Aufgaben und
Funktionen dieses kostbaren Saftes. „Unser Blut macht mehr als Sauerstoff- und Kohlendioxidtransport“, erklärte der Anästhesist, Intensiv- und Notfallmediziner. „Es reguliert die Temperatur, den Flüssigkeitshaushalt, den pH-Wert. Und es übernimmt die Abwehr von Krankheiten.“ Kurz: Blut ist lebensnotwendig – und alle sieben Sekunden ist es in Deutschland das Blut anderer. Dabei sind es, anders als man annehmen würde, nicht die Unfallopfer, die am häufigsten Transfusionen benötigen. Mit 15 Prozent sortieren sie sich auf Rang 4 hinter Krebspatienten (26 Prozent), Herzpatienten (20 Prozent)
und Magen-Darm-Erkrankte (19 Prozent) ein.
Und wer kann nun Verantwortung dafür übernehmen, dass diese Patientinnen und Patienten weiterleben können? „Blut spenden darf jeder Erwachsene zwischen 18 und 72 Jahren, der mindestens 50 Kilogramm wiegt und generell gesund ist“, berichtete Dr. Mpasios. Männer dürfen es sechsmal, Frauen viermal pro Jahr. Der Mediziner nannte Ausschlusskriterien wie Infektionserkrankungen oder kurz zurückliegende Operationen und berichtete über die zahlreichen Tests, die eine Blutspende durchläuft, bis sie für den Einsatz freigegeben wird. Er informierte über die Haltbarkeit einer Spende –
rote Blutkörperchen maximal 42 Tage, Blutplasma bis zu zwei Jahre und Thrombozyten (Blutplättchen) nur etwa vier Tage – und schilderte schließlich das aufwändige Prozedere der Bluttransfusion.
Dabei spiele Sicherheit eine wesentliche Rolle, betonte der Referent, und erläuterte das komplette Verfahren bis zum finalen „Bed-side-Test“, der noch einmal die Blutgruppe des Empfängers und die Kompatibilität der vorgesehenen Spende bestätigen muss.
Zum Glück komme es äußerst selten zu Komplikationen bei Bluttransfusionen, aber ganz ausgeschlossen seien sie natürlich nicht, sagte Dr. Mpasios. Wegen des Restrisikos und der knapper werdenden Ressource Blutkonserve sei es ein vorrangiges Ziel, Transfusionen vermeiden zu können. Dabei setzt das Krankenhaus Jülich bei geplanten Operationen auf ein individuelles Patient-Blood-Management, ein Behandlungskonzept, das die Gefahren von Anämie und Blutverlust im Vorfeld reduziert. Sehr hilfreich sind auch die immer besseren und schonenderen OP-Verfahren der Chirurgen, betonte Dr. Mpasios. So sind Transfusionen bei zahlreichen Eingriffen, bei denen sie früher obligatorisch waren, heute nur noch in absoluten Einzelfällen nötig.