
Als Food-Influencer wäre Dr. Mario Meuser eher nicht geeignet. Dafür ist er zu sehr Realist. „Wir sind alle nur Menschen“, sagte er zu einem Foto von knusprigen Pommes mit Mayo und Ketchup. „Natürlich wissen wir, dass die leichte mediterrane Kost die gesündere ist. Genauso wie wir wissen, dass uns auch an einem nasskalten Novemberabend nach der Arbeit noch ein Spaziergang guttun würde. Ich empfehle bei allem den Weg der kleinen Schritte“, riet der Kardiologe den Besucherinnen und Besuchern der Jülicher Gesundheitsstunde: „Einfach mal anfangen mit der einen oder anderen gesünderen Mahlzeit und mit 10 Minuten Bewegung. Das hilft mehr als morgen alles umzustellen und übermorgen entnervt aufzugeben.“
„Gesunde Gefäße, gesundes Herz“, war der Titel des Patientenforums, bei dem sich zu den üblichen Gastgebern der Gesundheitsstunde, dem Krankenhaus Jülich und der AOK, noch die Deutsche Herzstiftung gesellte. Als deren regionaler Vertreter stellte Jürgen Braun die Arbeit der Herzstiftung kurz vor, zu der neben der Förderung von Forschungsprojekten vor allem die Information der Bevölkerung gehört. „Wir leben in einer Wohlstandsgesellschaft. Und auch wenn das erst einmal ein großes Glück ist, ist es für die Gesundheit unserer Herzen ein Problem“, sagte Braun.
Er gab damit die Vorlage für Dr. Meuser, der sich nach einer kurzen Erklärung der Herzkranzgefäße mit den Risikofaktoren für die „Verkalkung“ der Gefäße und der möglichen Folge, dem Herzinfarkt, befasste. Dazu zählen neben ungesunder Ernährung und Bewegungsmangel auch nicht zu beeinflussende Faktoren wie Alter, Gene und Geschlecht. „Frauen im jüngeren und mittleren Alter haben ein deutlich geringeres Risiko“, sagte Dr.
Meuser, Oberarzt der Inneren Medizin und Ärztlicher Leiter des MVZ Krankenhaus Jülich. Unterschiede gebe es zwischen den Geschlechtern auch bei den Symptomen eines (drohenden) Herzinfarkts. „Während Männer eher wirkliche Herzschmerzen haben, sind es bei den Frauen eher Schmerzen im Bauch-
raum und Übelkeit“, berichtete der Kardiologe.
Bei den Symptomen, erläuterte Dr. Meuser weiter, sei es ganz wichtig, zwischen chronischen und akuten zu unterscheiden. Wenn über längere Zeit immer wieder bei bestimmten Belastungen Atemnot oder ein Druck- und Engegefühl auftrete, seien das Hinweise auf eine stabile Angina Pectoris oder, wie die Medizin es heute nennt, ein chronisches Koronarsyndrom. Zur Behandlung gehörten eine Lebensstiländerung, Medikamente und gegebenenfalls Eingriffe zur Wiederherstellung des ungehinderten Blutflusses wie Stents oder Bypässe. Die Symptome beim akuten Koronarsyndrom, das früher instabile Angina Pectoris genannt wurde, sind meist schwerwiegender und unvorhersehbarer, weil sie plötzlich und ohne besondere Belas-
tung auftreten, erklärte Dr. Meuser.
„Wenn die klassischen oder auch nicht genau definierbare Beschwerden länger als fünf Minuten anhalten und in Ruhe nicht verschwinden, dann wählen Sie auf jeden Fall die 112“, mahnte Dr. Meuser: „Machen Sie keinen Umweg über den Hausarzt oder Verwandte. Und haben Sie keine Angst: Jedes Krankenhaus ist rund um die Uhr darauf vorbereitet, sich um Sie zu kümmern. Da fragt keiner, warum Sie gekommen sind, wenn sich herausstellt, dass Sie keinen Infarkt haben.“
Einen kleinen Abstecher machte der Kardiologe noch zu den unterschiedlichen diagnostischen Optionen. Termine für Herz-CT und vor allem Herz-MRT gebe es heute erst nach langer Wartezeit. Zudem sei die MRT-Untersuchung wie auch das Stress-Echo für viele Patienten sehr belastend. Daher favorisiere er für seine Patientinnen und Patienten die Myokardszintigraphie. Bei diesem Verfahren wird eine geringe Menge einer radioaktiven Substanz injiziert. Mithilfe einer speziellen Kamera wird die Durchblutung des Herzmuskels sowohl in Ruhe als auch unter Belastung dargestellt. So können Bereiche mit verminderter Durchblutung oder Narbengewebe identifiziert werden.




















