Vielleicht ist die Urlaubszeit genau die richtige Zeit, um dieses Buch über die Ferien von Keru und Nate zu lesen. Die beiden entsprechen in Bezug auf ihre Familienplanung so gar nicht den Vorstellungen ihrer Eltern. Um des lieben Friedens willen werden deswegen Urlaube mit den Eltern geplant. Keru, die im Alter von sechs Jahren von China in die USA kam, und Nate haben sehr große kulturelle Unterschiede, lieben sich nicht „trotzdem“, sondern deswegen.
Weike Wang erzählt unfassbar komisch von diesen Familien, in denen verschiedene Kulturen miteinander kollidieren, und berichtet über zwei Sommerurlaube mit den Schwiegereltern im Gepäck, die herrlich schiefgehen. Im Buch beschreibt die Autorin auch eine interessante Szene, in der unsere Protagonisten ein Spiel miteinander spielen, in dem es darum geht, festzustellen, wessen Eltern schwieriger sind. Jeder plädiert nachdrücklich für die eigenen. Ein Spiel, denn es geht auch darum, niemanden zu verletzen oder zu verurteilen.
Aber die Schriftstellerin zeigt auch auf, wie bei allen Harmoniebestrebungen Keru ihre übers Jahr aufgestaute Wut über hohe Erwartungen und Druck nicht mehr aufhalten kann.
Weike Wang zeichnet in ihrem neuen Roman ein bewegendes Bild von Identität. Der Lesende erlebt diese Suche nach dem eigenen Weg hautnah mit. Ich glaube, ihre eigenen Erfahrungen mit dem amerikanischen Leben und den chinesischen Wurzeln fließen gekonnt in diese Geschichte mit ein.
Der Vorgänger-Roman „Chemistry“ dieser beeindruckenden Autorin wurde mit dem PEN / Hemingway Award ausgezeichnet.
Eine Besonderheit ist die Herstellungsweise dieses Romans. Der Kjona Verlag für den deutschsprachigen Raum stellt nachhaltig schöne Bücher mit Farben auf Pflanzenbasis, die rückstandsfrei recycelbar sind, her.
Gudrun Kaschluhn
BUCHINFORMATiON
Weike Wang: Die Ferien | Kjona Verlag | ISBN: 978-3-910372-48-1 | 24 Euro