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Selbstversuch: Mitnahmebänke

Funktionieren Mitnahmebänke? Und was ist das überhaupt? Ein Selbstversuch im laufenden Modellprojekt.

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Ein Standort, der bei Mitnahmewilligen viele Fragezeichen offen lässt: Warten Menschen auf der Bank auf den Bus oder warten auf eine Mitfahrgelegenheit? Foto: Ralph Pallaß
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Erstmal zu der Grundidee der blauen Bänke. Sie stehen in verschiedenen Ortschaften und sind mit einem Schild mit der Aufschrift „Mitnahmebank“ gekennzeichnet. Dort kann man einfach Platz nehmen und auf eine Mitfahrgelegenheit warten. Im Prinzip ist das eine gute Idee. Man ist nicht mehr auf das Auto angewiesen und Fahrgemeinschaften zu bilden ist gut für das Klima. Die unbestimmte Wartezeit und die nicht gesicherte Rückfahrt schrecken aber ab. Außerdem sind das Mitnehmen von Passanten genauso wie das Mitfahren eigenverantwortlich und man kennt die Personen, die man mitnimmt, nicht. Einige halten vielleicht auch aus zeitlichen Gründen nicht an, weil sie nicht wissen, wo die wartende Person hinfahren möchte.

Um den Problemen auf den Grund zu gehen, habe ich mich auf so eine Bank gesetzt und gewartet. Ich habe jeweils eine Stunde an zwei verschiedenen Standorten verbracht. Zuerst in habe ich an der Linzenicher Straße, Jülich-West gewartet, dass mich jemand mitnimmt. Dort sind nur wenige Autos vorbei gefahren und es hat leider niemand gehalten.

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Vielleicht die falsche Stelle? In Stetternich, Ecke Grüner Weg, hielt in der ersten halbe Stunde wieder niemand an und es fuhren auch nur eine Hand voll Autos vorbei. Doch dann hielt ein Mann an. Ich war gespannt! Er ließ sein Fester runter und fragte mich freundlich nach dem Weg. Na toll, ich konnte nicht mal weiterhelfen, da ich den Zielort nicht kannte. Zurück auf die Bank, eine weitere halben Stunde passierte das gleiche wie vorher: Es fuhren ein paar Autos vorbei, aber keines hielt an.

Mitnahmebänke gibt es auch schon an anderen Orten, beispielsweise in Nienhagen (Niedersachsen), Mehlingen (Rheinland-Pfalz), in Waldshut-Tiengen im Süden Baden-Württembergs sowie in Bordesholm (Schleswig-Holstein). In Ehlershausen sowie zwei weiteren Ortschaften in der Umgebung stehen ebenfalls Mitnahmebänke. Die Probleme sind auch dort ein Thema und wollen gelöst werden. In Nienhagen gibt es zu den Bänken Schilder, die die Richtung anzeigen. Der Wartende findet vor Ort eine Sammlung an Schilder mit den Namen der umliegenden Gemeinden und kann die gewünschte Richtung vorne an der Bank anbringen. So wissen Vorbeifahrer, wo die wartende Person hin möchte.

In Jülich und Umgebung werden jetzt aber erst einmal weitere zehn Bänke aufgestellt, dann sind es insgesamt 20, die im Stadtgebiet Jülich verteilt sind. Nach Rücksprache mit Vertretern der Stadt und dem jeweiligen Ortsvorsteher wurden die Standorte definiert. Dabei spielte eine wichtige Rolle, das die Bänke genügend Raum bekommen, damit weitere Verkehrsteilnehmer wie Rollstuhlfahrer oder Menschen mit Kinderwagen nicht behindert werden.
Ob und wie gut die Bänke dann benutzt werden, könne man dann nächstes Jahr ermitteln, meinte Mobilitätsmanagerin Claudia Tonic-Cober: „Die herausfordernden Zeiten der Pandemie und der Flut haben die Prioritäten neu geordnet.“

Mein Fazit: Bisher scheint das Konzept der Mitnahmebänke nicht besonders bekannt zu sein. Allerdings wäre ich auch nicht zu dem fremden Mann ins Auto gestiegen, obwohl er sehr freundlich war.

Übrigens: Der richtige Standort von Mitnahmebänken ist offenbar ein Dauerthema. Im jüngsten Ausschuss für Kultur, Dorf- und Stadtentwicklung, Wirtschaftsförderung hatte die SPD einen Antrag zur Versetzung just jener Bank Linzenicher Straße auf der der Selbstversuch startete, in die Kirchberger Straße. Dem Antrag schloss sich der Ausschuss an. Künftig soll die Bank, die bislang in einem Bushaltestellenhäuschen versteckt war umziehen, weil Mitfahrwillige dort nicht gesehen werden können und es an dieser Stelle kaum Durchgangsverkehr gibt.

Zur Liste der Aufstellorte der Mitnahmebänke


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