
Gemeinsam statteten die in Nordrhein-Westfalen für Wirtschaft, Industrie, Klimaschutz und Energie (Neubaur) und für Kultur und Wissenschaft (Brandes) zuständigen Politikerinnen einigen zentralen Ankerpunkten des Strukturwandels einen Besuch ab. Auch die Landtagsabgeordnete des Kreises Düren, Patricia Peill (CDU) nutzte die Gelegenheit, einen Blick hinter die Kulissen von Wissenschaft, Forschung und vor allem aber einen Einblick in die möglichen Anwendungen derselben zu erhaschen.

Erster Stopp der Reise mit gleich zwei Stationen war der Jülicher Brainergy Park. Thema Nummer eins lautete Künstliche Intelligenz. Ohnehin schon kontrovers diskutiert, ist die neuartige Informationstechnologie auch noch recht energieintensiv. Vor dem Hintergrund des Klimawandels ist es also zwingend, den Energieverbrauch zu senken. Und genau das ist Ziel des im Brainergy Park angesiedelten Projekts Neurotec II. Mithilfe sogenannter neuromorpher Handware, vom menschlichen Gehirn inspirierte Computerlösungen, sollen sparsamere Anwendungen entwickelt und umgesetzt werden. Anschaulich wurde die Technologie mit Helm und Handschuhen, die mit Sensoren ausgestattet die tägliche Forschungsarbeit im Wortsinne greifbar werden ließen. Offenbar sehr zur Freude der beiden Politikerinnen, die an den verschiedenen Stationen interessiert und gut informiert gerne auch selbst „Hand anlegten“.

Umsetzung in konkrete Anwendungen oder anderes formuliert, Forschungsergebnisse „zum User zu bringen“, ist das handlungsleitende Motiv der Akteure im Brainergy Park. Professor Peter Wasserscheid brachte die Idee am Beispiel von Wasserstoff auf den Punkt: „Es geht letzten Endes um kostengünstige, praktische Anwendungen.“ Versorgungssicherheit, Klimaneutralität und Kosten seien die entscheidenden Eckpunkte, die über den Erfolg jeder Neuentwicklung bestimmen.
Wie das funktionieren und zum Geschäftsmodell werden kann, demonstrierte das Projekt Clean H2eat, bei dem es darum geht, verschiedene Energieträger effizient zu kombinieren, um die für viele industrielle Vorgänge nötige Prozesswärme von rund 500 Grad Celsius zu erreichen. Wofür das notwendig sei, außer zum Brotbacken, interessierte nicht nur Ina Brandes, die sich gemeinsam mit ihrer Kollegin die komplizierte anmutende Apparatur im Inneren des weißen Containers detailliert erläutern ließ. Die Frage nach dem Brot kam übrigens nicht von ungefähr, denn auch das detailgetreue Legomodell einer Bäckerei gehört zur Ausstattung der Technikumshalle, in der verschiedenste Anwendungsfälle demonstriert werden.
Ein kurzer Rundgang inklusive Blick ins Startup Village des Parks komplettierten den Jülicher Teil der ministeriellen Rundreise. Selbstredend drehten sich viele der Gespräche entlang des Weges immer wieder um den nicht zu unterschätzenden, finanziellen Aspekt der Forschung. An dieser Stelle sei noch einmal Professor Wasserscheid zitiert, der festhielt, Strukturwandel dürfe am Ende nicht daran scheitern, „dass vielleicht mal etwas einen Euro zu teuer war“. Ofizielle Zusagen zu möglichen Finanzierungen gab es selbstredend nicht mal eben im Vorbeigehen, wohl aber ministerielles Verständnis für die Nachfragen nach derartiger Unterstützung.
Für die Ministerinnen ging es im Anschluss weiter in den Agri-Food-Energy Park und den Neesenhof in Bürgewald. Die letzte Station des Tages sollte der Tagebau Hambach sein, in dem es um die mögliche neue Nutzung der gigantischen Tagefläche geht, wo nun Färberdisteln angebaut werden anstatt Kohle abgebaut.