50 Kinder und Jugendliche zwischen 8 und 18 Jahren besuchten das diesjährige Segelcamp des Segelclub Jülich e.V (SCJ). “Wir hatten alles. Sonne, Regen, Gewitter”, so Jugendwartin Katrin Bung. Gesegelt wurde – außer natürlich bei Blitz und Donner – bei jeder Witterung. Die Teilnehmenden wurden zu Beginn ihrem Segel-Knowhow und ihrem Alter entsprechend in Gruppen aufgeteilt. Opti, Polyvalk, Laser und Splash waren die Boote der Einsteiger. Die Erfahreneren erhielten Regatta-Training auf Piraten. Dazu gab es immer wieder auch Theorieblöcke. Knotenkunde, Segel- und Regattataktik standen dann auf dem Stundenplan der Segelbegeisterten. Trainiert wurden sie von ehrenamtlichen Coaches des SCJ und weiteren Segelvereinen aus der Nachbarschaft. Unterstützung leistete auch das Team der DLRG.
Was wann genau dran war – darüber informierte der Tages- und Abendplan, der vor der Bootshalle hing, in der es nachmittags Kuchen und den ganzen Tag über frisches Obst und Getränke für alle gab. Allerdings hielten sich die Trainerinnen und Trainer nicht sklavisch an diesen Plan. Schließlich behielt das Wetter bei der Tagesgestaltung gerade in diesem Jahr das letzte Wort. Da konnte es schon einmal sein, dass das Segeln wegen zu wenig oder aber auch wegen zu schönem Wind länger als geplant dauerte. Oder es wurde eine zusätzliche Theorieeinheit eingeschoben, weil das Piratentraining gefilmt und abends gemeinsam analysiert wurde.
Wichtig war allen: Streit gibt es nicht. Das war auch Lina, 13 Jahre alt, aufgefallen. “Die Gemeinschaft ist hier das Schönste”, fand sie und ergänzte: “Wir helfen uns alle gegenseitig.” Lina, deren Eltern Clubmitglieder sind, hatte sie gemeinsam mit ihrer Freundin Emma angemeldet. Zufällig haben sie dann auch noch Klassenkameraden aus Aachen im Segellager getroffen. Alle gemeinsam bereiteten sich auf den Jugendsegelschein vor.
Einer, der Jugendliche des SCJ für diese Prüfung fit macht, ist Rainer Harnacke. Schon seit drei Jahrzehnten lehrt er, wie die einzelnen Teile des Bootes heißen und was beim Aufriggen und beim An- und Ablegen zu beachten ist. Außerdem werden Wenden und Halsen geübt, Vorfahrtsregelungen gepaukt und vieles mehr.
“Wir möchten hier die Vielfalt des Segelns zeigen”, sagte er und fügte hinzu: “Toll ist: Man lernt die Kinder mal anders kennen. Sie sind höflich und sozial kompetent, nehmen Rücksicht und haben gute Lösungsfindungsstrategien.” Das bestätigte auch Edith Dännart, die seit 1989 als Segeltrainerin dabei ist: “Das hat sich tatsächlich über all die Jahre und Jahrzehnte nicht verändert. Wir hatten immer tolle junge Leute dabei, denen die Gemeinschaft viel bedeutete.”
Ob es denn wohl auch vorkommt, dass Teilnehmende Angst haben, sich beispielsweise alleine in einen Opti zu setzen und loszusegeln? „Ja klar”, wusste Karl-Heinz Büchel, der seit über zehn Jahren Erwachsene und Jugendliche für den SCJ ausbildet und in solchen Fällen vor allem erst einmal Empathie zeigt. Oft kann aber auch vermittelt werden: “Kentern ist gar nicht so schlimm.” Schwupp, seien die Boote alleine oder gemeinsam wieder aufgerichtet und weiter geht es.
Dass es auch nach jahrzehntelangem Segeln immer noch passieren kann, dass eine plötzliche Böe ein Boot zum Kentern bringt, stellte ein sehr erfahrener Segler während des Camps unter Beweis. In der Düse erwischte ihn ein heftiger Windstoß. Im Team wurde die Polyvalk jedoch geborgen und wieder aufgerichtet.
Wer sich nicht traute, selbst zu segeln, musste das auch nicht. Das war Ida, 10 Jahre alt, sehr wichtig: “Wir werden zu nichts gezwungen hier, wenn wir Angst haben. Das ist gut”. Die Kinder und Jugendlichen verbrachten vor allem eine schöne Ferienwoche in der Natur. Mit Segeln. Aber auch mit gemeinsamen Spieleabenden, Basteln, Gutenachtgeschichten, Disco und dem diesjährigen Renner: Badminton.
Der Prüfer vom Deutschen Seglerverband hatte sich für den letzten Tag der Ferien-Segelwoche angesagt. Ob Lina und Emma wohl aufgeregt waren? “Und ob”, sagte Lina während des Segelcamps. Ob sie wohl bestanden haben? Na klar!
Alle Infos über den Segelclub Jülich unter www.sc-juelich.de