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Jülich – Stadt der Vielfalt

Der Jülicher Integrationsrat nimmt Stellung zu den Äußerungen von Bundeskanzler Friedrich Merz.

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Leserbriefe des Jülicher HERZOG Kultur- und Stadtmagazin
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Jülich ist Stadt der Vielfalt. Seit vielen Jahrzehnten kommen Menschen aus dem Ausland zu uns, um hier zu leben und zu arbeiten. Konstant leben in unserer Stadt circa 120 Nationalitäten. Diese Bürgerinnen und Bürger tragen zur kulturellen Vielfalt bei, zahlen ihre Steuern, und sind ein wichtiger Teil der Zivilgesellschaft mit ihrem vielfältigen ehrenamtlichen Engagement. Sie sind Nachbarn, Freunde und Freundinnen, Mitschülerinnen und Mitschüler, Arbeitskolleginnen und Kollegen.

Sie sind Vorgesetzte, sie arbeiten in unserer Stadtverwaltung, in den KiTas und Schulen, sie engagieren sich in unseren Sportvereinen. Sie sind Polizeibeamte, Rettungskräfte, Ärzte und Pflegepersonal in unserem Krankenhaus und in den Altenpflegeeinrichtungen. Sie sind Studierende an unserer FH Aachen Campus Jülich und Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler im renommierten Forschungszentrum. Sie halten die Produktion in unseren lokalen Industrieunternehmen aufrecht. Sie sind Menschen. Wie wir alle Menschen sind. „Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt.“ (Artikel 1 GG).

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Wir, die Vorsitzenden des gewählten Integrationsrates der Stadt Jülich, sind erschüttert über die Äußerungen unseres Bundeskanzlers Friedrich Merz. Seine Äußerungen zu „Problemen im Stadtbild“, welche er im gleichen Atemzug nannte mit den Maßnahmen seiner Regierung zur Eindämmung von Migration, implizieren, dass das Stadtbild in deutschen Städten – auch in Jülich – gestört werde durch Menschen mit offensichtlichem Merkmal „internationaler Familienbiografie“. Auch seine nachfolgenden Äußerungen haben diesen Eindruck leider bestärkt, denn der Kanzler hat seine ursprüngliche Äußerung zum „Stadtbild“ nicht zurück genommen, sondern durch weitere Erklärungen seiner selbst und seiner Fraktionsmitglieder noch bestärkt. Für uns und die überwiegende Mehrheit in der Bevölkerung sind diese Äußerungen eindeutig rassistisch.

„Zugehörigkeit und soziale Probleme an phänotypische Merkmale zu knüpfen, offenbart ein rassistisches Denkmuster. Solche Worte öffnen Diskursräume für rechtsextreme Ideologien. Sie implizieren, dass Zugehörigkeit zu Deutschland für den Bundeskanzler auf unwissenschaftlichen biologischen Kriterien basiert. Wer diese Unterscheidung trifft, reproduziert – bewusst oder unbewusst – ein Denken in rassifizierten Kategorien. Die Zugehörigkeit zur Gesellschaft wird dann nicht über Lebensmittelpunkt oder gesellschaftliche Teilhabe definiert, sondern über zugeschriebene Herkunft, Aussehen oder Namen. Das ist keine kulturelle, sondern eine ethnische Grenzziehung – eine Ethnisierung von Zugehörigkeit, die an längst überkommen geglaubte Rassevorstellungen erinnert. Solche Vorstellungen dürfen in einer demokratischen, vielfältigen Gesellschaft keinen Platz haben“, sagt Tayfun Keltek, Vorsitzender des Landesintegrationsrates NRW, in seiner Pressemitteilung vom 16. Oktober.

Wir in Jülich zeigen seit Jahrzehnten, dass ein gemeinsames gutes Zusammenleben in dieser von Vielfalt geprägten Stadt möglich ist. Wir rufen alle Jülicherinnen und Jülicher, unseren Bürgermeister und die Verwaltung, die Arbeitgeber in Jülich und den Stadtrat dazu auf, sich gegen diese Äußerungen des Kanzlers zu positionieren und sich gemeinsam mit uns für ein noch besseres Zusammenleben zu engagieren. Die echten Probleme im Stadtbild – wie Infrastruktur, Barrierefreiheit, Müllbeseitigung, Armut, Wohnungsnot und vieles andere – diese müssen wir in den Fokus nehmen, um unsere Stadt gemeinsam zu einem noch besseren Ort des Zusammenlebens werden zu lassen. Jülich ist Stadt der Vielfalt, und das ist gut so. Denn diese Vielfalt ist unsere Stärke.

Für den Integrationsrat der Stadt Jülich: Doina Rück (Vorsitzende) und Mohamed Hamze (stellv. Vorsitzender)


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