Start Stadtteile Jülich Doppelte Doktoren

Doppelte Doktoren

Kennengelernt haben sie sich im ersten Semester des Bachelorstudiengangs Biomedizinische Technik. Heute sind Melanie und René Welden verheiratet, haben zwei Kinder und zwei Doktortitel.

0
0
TEILEN
Doppelter Doktortitel für Melanie und René Welden. Foto: FH Aachen/Tina Schwade
- Anzeige -

Erstens kommt es anders und zweitens als man denkt, weiß der Volksmund. Melanie Welden kann das sicherlich unterschreiben. Denn ihr Weg von führte nicht direkt an die FH Aachen. Ursprünglich wollte sie Tiermedizin studieren. Als sie damals keinen Studienplatz erhielt, entschied sie sich für eine Ausbildung zur Tiermedizinischen Fachangestellten. Ein Kollege, der kurz vor Abschluss seiner Ausbildung an die FH Aachen wechselte, um Biomedizinische Technik zu studieren, nahm sie für einen Tag mit auf den neuen Campus Jülich. Und damit nahm das Schicksal dann – glücklicherweise muss man wohl festhalten – seinen Lauf: Nach ihrer Ausbildung schrieb sich Melanie Welden, die damals noch Jablonski hieß, schließlich selbst für den Studiengang Biomedizinische Technik ein.

Im ersten Semester lernte sie René Welden kennen, der im gleichen Studiengang eingeschrieben war. Nach seiner Bachelorarbeit unter der Betreuung von Professor Torsten Wagner, heute Dekan des Fachbereichs Medizintechnik und Technomathematik, zog es ihn für den Masterstudiengang Mechatronics an den Fachbereich Maschinenbau und Mechatronik. Dem Campus Jülich blieb er jedoch als wissenschaftliche Hilfskraft in der Arbeitsgruppe seines Professors erhalten.

- Anzeige -

Melanie Welden blieb für ihren Master in Jülich und arbeitete ebenfalls als wissenschaftliche Hilfskraft, allerdings in der Arbeitsgruppe von Professor Michael J. Schöning am Institut für Nano- und Biotechnologien (INB). Ihre Masterarbeit legte den Grundstein für die anschließende Promotion. „Das Schöne am Master war, dass man direkt in laufende Forschungsprojekte eingebunden war. Da habe ich an der Forschung Blut geleckt“, erzählt sie rückblickend.

Ihre Dissertation mit dem kompliziert anmutenden Titel „Studying capacitive field-effect biosensors modified with tobacco mosaic virus particles as enzyme nanocarriers“ reichte sie im Dezember 2024 am Fachbereich Pharmazie der Philipps-Universität Marburg ein. Betreut wurde die Arbeit von FH-Professor Schöning und Professor Michael Keusgen aus Marburg. Im Rahmen ihrer Promotion veröffentlichte Melanie Welden acht eigenständige Publikationen und erhielt vier Präsentations- und Posterpreise.

Thematisch dreht sich alles um Biosensoren, mit denen sich beispielsweise Rückstände von Penicillin in Milch nachweisen lassen. Ein weiteres Beispiel ist die Diacetyl- und Acetoinbestimmung: Beide Substanzen finden sich als Geschmacksverstärker in Lebensmitteln und entstehen bei der Bier- und Weinherstellung. Für die Messung der Substanzen werden Enzyme auf der Sensoroberfläche angebracht, deren Aktivität über den pH-Wert gemessen wird. Um die Enzyme stabil zu fixieren, ohne ihre Funktion zu beeinträchtigen, nutzte Melanie Welden Partikel des Tabakmosaikvirus – ein für Menschen völlig ungefährliches Pflanzenvirus. Die Partikel wurden an der Universität Stuttgart vorbereitet und für das Projekt zur Verfügung gestellt.

Auch René Weldens Dissertation knüpfte an seine Masterarbeit an. Ihn faszinierte vor allem die Dynamik der jungen Nachwuchsforschergruppe um Professor Wagner: „Hier hat man die Chance, viel neu zu gestalten, deshalb bin ich an der FH geblieben“, sagt er. Nach Abschluss seines Forschungsprojekts wechselte er 2022 in die Industrie und beendete parallel seine Dissertation zum Thema „Development of light-addressable electrodes based on semiconducting oxides for integration in lab-on-chip systems“, eingereicht an der belgischen KU Leuven bei Professor Patrick H. Wagner. Weitere Co-Promotoren waren Professor Wagner und Professor Schöning.

René Welden forschte an sogenannten Lab-on-Chip-Systemen – miniaturisierten Plattformen, die ein komplettes Labor auf einer scheckkartengroßen Fläche schrumpfen lassen. Seine lichtadressierbaren Elektroden ermöglichen es, Messareale gezielt über Beleuchtung anzusteuern. So lassen sich Veränderungen von Flüssigkeiten und Gasen selbst in kleinsten Strukturen präzise erfassen. Sowohl mit der Universität Marburg als auch mit der KU Leuven bestehen Kooperationsverträge zur strukturierten Promotion mit regelmäßigen Treffen zur Präsentation von Forschungsergebnissen. Diese sind auch in René Weldens sechs eigenständigen Publikationen nachzulesen. In einer gemeinsamen Publikation führten „die Weldens“ ihre Forschungsarbeiten sogar zusammen.

Damit nicht genug, haben die Frisch-Promovierten gleichzeitig ein ganz anderes „Projekt“ vorangetrieben: Während ihrer Promotionen kam der Sohn des Paares zur Welt, der in seinem ersten KiTa-Jahr die Campus-KiTa in Jülich besucht. Die FH Aachen ist als familienfreundliche Hochschule ausgezeichnet – ein Faktor, der die Vereinbarkeit von Forschung und Familie für das Paar erheblich erleichtert hat.

Bei der Anstellung von Melanie Welden, deren Forschung über Drittmittel der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert wurde, ergaben sich zunächst einige administrative Herausforderungen. Diese standen im Zusammenhang mit der Drittmittelfinanzierung und der Elternzeit, konnten jedoch erfolgreich gelöst werden.

Im Januar 2025 legten Beide innerhalb einer Woche ihre Promotionsprüfungen ab. Nur kurze Zeit später wurde ihre Tochter geboren, die ab 2026 ebenfalls in die Campus-KiTa gehen wird. „Wir wissen, dass das nicht selbstverständlich ist. Die KiTa macht es uns möglich, schnell wieder in den Beruf einzusteigen. Nur deshalb konnte ich jetzt meine Postdoc-Stelle an der FH antreten“, erzählt Melanie Welden.

Auch die Förderung wissenschaftlichen Nachwuchses liegt ihr am Herzen. Während ihrer Promotion hat Melanie Welden zwölf Abschlussarbeiten und Praxisprojekte am INB mitbetreut. „Man hat gemerkt, dass es ihr großen Spaß gemacht hat, ihr Wissen an Studierende im Bachelor und Master weiterzugeben“, betont Professor Schöning. Promotionen seien ein „Zugpferd für die Nachwuchsforschung“, so Professor Wagner.


§ 1 Der Kommentar entspricht im Printprodukt dem Leserbrief. Erwartet wird, dass die Schreiber von Kommentaren diese mit ihren Klarnamen unterzeichnen.
§ 2 Ein Recht auf Veröffentlichung besteht nicht.
§ 3 Eine Veröffentlichung wird verweigert, wenn der Schreiber nicht zu identifizieren ist und sich aus der Veröffentlichung des Kommentares aus den §§< 824 BGB (Kreditgefährdung) und 186 StGB (üble Nachrede) ergibt.

HINTERLASSEN SIE EINE ANTWORT

Please enter your comment!
Please enter your name here