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Man kann auch leise schreien

Die Akustik-Tour Vita Revival Tour 2025 von und mit Uli Sailor, Matze Rossi und Wick Bambix startete im Kuba in Jülich.

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Foto: Oliver Garitz
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Schon vor Beginn des Konzerts versammelten sich die ersten Fans – viele in D-Sailors- oder Matze-Rossi-Shirts. Das Publikum bestand größtenteils aus Menschen, die den Punk-Rock der späten 80er und 90er Jahre miterlebt haben. Doch auch junge Zuschauer waren gekommen, um die Legenden der Szene einmal live zu erleben. Einige von ihnen hatten Uli Sailor mit D-Sailors oder Matze Rossi mit seiner damaligen Band Tagtraum bereits vor 30 Jahren genau hier gesehen.

Wie es überhaupt zu dieser Tour kam, erklärt Matze Rossi: „Das Lustige ist, dass wir alle unabhängig voneinander Solo-Akustikshows gespielt haben – so Singer-Songwriter-mäßig. Dann kam Uli mit der tollen Idee, den alten Zeitgeist aufleben zu lassen und gemeinsam Songs von früher zu covern.“ Die drei Musiker – Uli Sailor, Wick Bambix und Matze Rossi – waren zwischen 1994 und 2006 beim Kultlabel Vitaminepillen Records unter Vertrag. „Deswegen ist es so schön, dass wir uns auf dieser Tour wieder zusammengefunden haben“, sagt Matze. Uli ergänzt: „Wenn man ein Solo-Projekt hat, steht man eben oft allein da. Ich fand die Idee großartig, Leute wieder zusammenzubringen.“

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Eröffnet wurde der Abend von Matze Rossi, der mit seiner Akustikgitarre auf die Bühne trat. Seit 20 Jahren ist er als Solokünstler unterwegs, nachdem er mit der Punkband Tagtraum bekannt wurde. Erst kürzlich erschien sein neues Album WUNDER.punkt. Zum Auftakt spielte er einen Song aus seiner Tagtraum-Zeit und verband so seine musikalische Vergangenheit mit dem Heute. Rossi präsentierte eine Mischung aus alten Klassikern und aktuellen Liedern, allesamt gefühlvoll und mit intensiver Emotion vorgetragen – Gefühle, die bei einem klassischen Punkrock-Konzert oft untergehen. Das Publikum zeigte sich von Anfang an begeistert, sang mit und unterstützte ihn aktiv. Bereits in seinem Set kamen Uli Sailor ans Klavier und Wick Bambix als Gesangunterstützung auf die Bühne, um gemeinsam einen Song zu performen. Kurz darauf folgte noch ein weiteres gemeinsames Lied mit Uli, bevor Matze sein Set mit einem Mundharmonika-Solo abschloss.

Anschließend übernahm Wick Bambix die Bühne. Bekannt als Frontfrau und Gitarristin der international erfolgreichen Punkband Bambix kehrte sie nach 20 Jahren erneut ins KuBa zurück. Aktuell hat sie ihr erstes Solo-Studioalbum When Things Grow Teeth bei Rookie Records veröffentlicht. Ihr Auftritt an der Gitarre war eine vielseitige Mischung aus eigenen Songs und Coverversionen – stilistisch bewegte sie sich zwischen Country- und Punk-Elementen. Dabei überzeugte sie nicht nur durch ihre kräftige Stimme, sondern auch mit trockenem Humor und einer angenehmen Präsenz, die sofort für Sympathie sorgte.

Zum Abschluss des Abends trat der in Jülich aufgewachsene Uli Sailor auf – ganz im Gegensatz zu den anderen nicht mit Gitarre, sondern am Klavier. Uli war Mitbegründer der Punkband D-Sailors und spielte Keyboard bei der Terrorgruppe. In seinem Set spielte er Punk-Songs aus den 90er Jahren sowie eigene Stücke, die er mit Terrorgruppe oder den D-Sailors aufgenommen hatte. Schon bei dem ersten Song sang das Publikum begeistert mit. Uli verstand es, die Zuschauer zum Mitsingen und sogar zu mehrstimmigen Passagen zu animieren. Ein besonderes Highlight war eine Beatbox-Einlage, die er nach eigener Aussage drei Monate lang geübt hatte. Auch Matze und Wick kamen für mehrere Songs erneut auf die Bühne – gemeinsam sangen sie Klassiker. Das Publikum wurde von Lied zu Lied lauter und euphorischer. In einer Ansprache sagte Uli während seines Auftritts: „Ohne Jülich würde ich heute nicht hier sitzen.“ Nach einem melancholischen Moment am Ende des regulären Programms folgte eine Zugabe mit drei gemeinsamen Songs. Den Abschluss bildete eine umgedichtete Version von Alphavilles Forever Young – mit dem neuen Refrain: „Forever Punk“.

Wer Uli Sailor noch einmal live erleben möchte, hat am 6. Juli um 15 Uhr die Gelegenheit dazu – beim Konzert im Biergarten des Sonic Ballrooms in Köln.

Dass Akustik und Punkrock wunderbar zusammenpassen, darin sind sich die drei Musiker einig. Matze Rossi bringt es auf den Punkt: „Punkrock ist natürlich laut – aber jeder gute Punkrock-Song funktioniert auch auf der Akustikgitarre oder dem Klavier mit drei Akkorden. Ein Song, der berührt, muss reduziert funktionieren. Für mich zählt die Einstellung und die Attitüde dahinter. Es ist einfach eine andere Art, Menschen zu erreichen.“ Auch Uli sieht das so: „Punkrock ist eine Lebenseinstellung – und die Musik, die mich geprägt hat. Akustisch funktioniert das, weil Text, Akkorde und Melodien den Leuten vertraut sind. Das klappt total super.“ Wick ergänzt: „Das Ding ist: Es ist genauso intensiv – nur auf einem anderen Level. Es ist nicht laut, aber was wir sagen und herüberbringen, hat die gleiche Intensität.“

Auch musikalisch sind sich die drei in ihrer Eigenständigkeit bewusst. Matze sagt über seinen Stil ganz einfach: „Ich spiel einfach Gitarre und singe.“ Uli beschreibt es so: „Ich spiele Punkrock am Klavier – das trifft’s ganz gut.“ Und Wick meint: „Das ist schwierig, weil ich glaube, da ist von allem ein bisschen drin – nur kein Jazz und kein Hip-Hop. Aber Hip-Hop könnte ich auch machen.“

Das Licht im Raum hätte etwas dunkler und stimmungsvoller sein können, um die Atmosphäre eines Akustikkonzerts noch besser einzufangen. Denn Akustik lebt vom Vibe – und davon gab es an diesem Abend jede Menge. Ein Klavier auf einer Punk-Show? Ungewöhnlich. Aber wie Uli selbst sagt: „Es gibt nicht viele, die ein Akustik-Punk-Konzert spielen.“ Und genau deshalb war der Abend ganz im Sinne des Punk.

Fotos von Oliver Garitz und Arne Schenk


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