Start Galerie Galerie 2025 Rasen für die Germania ist angerollt

Rasen für die Germania ist angerollt

Der Rollrasen ist in Kirchberg angekommen. "Wahnsinn, wenn man seit fast anderthalb Jahren auf eine Wüste guckt", kommentiert Markus Meuter, Co-Trainer der ersten Mannschaft des FC Germania.

42
0
TEILEN
Die Verlegung des Rollrasens läuft. Foto: Sonja Neukirchen
- Anzeige -

Der Start in die neue Fußballsaison des FC Germania Kirchberg ist gesichert und auch die Festwoche des Vereins, die am Freitag, 1. August, startet. Zwar wird es keine Turnierspiele zur traditionellen Sportwoche geben, aber geplant sei ein Einlagespiel vielleicht schon am Wochenende auf dem neu gelegten Platz. Schließlich haben die Kirchberger jetzt „Bundesliga-Rasen“ ausgerollt. Das Garten- und Landschaftsbauunternehmen Peiffer hat diese 4-Zentimeter-starken Rasenrollen nämlich auch bei den Profis verlegt etwa in Hamburg, Mönchengladbach und Aachen – und über die Grenzen hinaus im benachbarten Ausland.

Viel diskutiert worden war die Platzsanierung in Kirchberg in der Ratssitzung, in der die Verwaltungsvorlage als Dringlichkeitsentscheid vorgelegt worden war. Statt der ursprünglich angesetzten 20.000 Euro für eine Raseneinsaat standen dann 120.000 Euro für das Aufbringen einen Rollrasens an.

- Anzeige -

Klar war bereits seit der Flut 2021, dass der Platz der Germania sanierungsbedürftig war. 2023 kam dann die „Heimsuchung“ durch Wildschweine dazu. Der marode Maschendrahtzaun hatte die Tiere nicht davon abhalten können, auf den Platz zu gelangen und diesen so sehr zu zerstören, dass ein Spielbetrieb nicht
mehr möglich war. Daher musste Verein seit der Rückrunde 2023/24 auf den alten Sportplatz ausweichen, der lediglich noch als Bolzplatz von der Stadt unterhalten wird. Für 16.000 Euro wurde die neue Zaunanlage errichtet, um künftige „Wildschweineinbrüche“ zu unterbinden.

In der Folge wurde auch das Einsäen eines neuen Rasens notwendig. Diese Maßnahme wurde Anfang des Jahres mit 20.000 Euro beziffert und eine Fachfirma beauftragt. Bei einem Ortstermin in Kirchberg, so referierte Heinz Frey (UWG JÜL), habe er schon Zweifel an der Umsetzung gehabt. Ein Plan C, nämlich für den Fall, dass die Einsaat nicht erfolgen würde, sei mit allen Fraktionen besprochen worden. „Wir sind jetzt an die Stelle gekommen, dass der Notfall eingetroffen ist“, sagte Frey.

Wie es dazu gekommen ist, erläuterte Tiefbauamtsleiter Robert Helgers. Trotz eines vorab erstellten Bodengutachtens sei im Zuge der Arbeiten festgestellt worden, dass das Drainagesystem noch einmal überarbeitet werden musste. Zusätzlich seien dann in der Tiefe des Platzes „Findlinge noch und nöcher gefunden“ worden. Diese Zusatzarbeiten hätten ausgeschrieben werden müssen, damit sei aber die zeitliche Gewährleistung nicht mehr gegeben gewesen – auch für den Unternehmer. „So haben sich die Dinge summiert“, stellte Helgers abschließend fest. Harald Bleser (SPD) formulierte es bildlich: „Das ist wie ein altes Haus, da gibt es viele unvorhergesehene Ereignisse.“

Diese Ereignisse stellten die Ratsmitglieder auch nicht in Frage. Ebenfalls, wie Fraktionschef Harald Garding (SPD) stellvertretend sagte „ist hier keiner im Raum, der dem Verein nicht helfen möchte.“ Kritisiert wurde vielmehr das Verfahren, das schließlich zum Dringlichkeitsentscheid führte. Wenn im Zuge der Arbeiten notwendige Nachbesserungen aufgefallen sind, hätten diese kommuniziert werden müssen, stellte Jürgen Laufs (Bündnis 90/Die Grünen) fest. Dann hätten in den normalen Sitzungsrunden das Verfahren und die anstehenden Mehrkosten diskutiert werden können. „Die Dringlichkeit wäre am 30. April gewesen, als der Rasen nicht eingesät worden ist“, betonte Garding. „Ich will das in dieser Form nicht mehr erleben. Ich habe es immer wieder gesagt: Dringlichkeit muss die Ausnahme sein. Das bedeutet, dass man im Vorfeld Dinge im Auge behält.“ Das hätte die Verwaltung tun müssen.

Verärgerung gab es auch deshalb, weil der Auftrag für die Aufbringung des Rollrasens zu diesem Zeitpunkt bereits beauftragt war. Im Normalfall würden der Bürgermeister und eine Vertretung der stärksten Ratsfraktion, in dem Fall der CDU, diesen Auftrag wegen der Dringlichkeit unterzeichnen. Diesmal sei aber Heinz Frey zufällig als Ratsherr im Haus gewesen und er hat die Unterschrift geleistet. Das sorgte für Verstimmung bei der CDU-Fraktion. Dennoch war für CDU-Fraktionschef Marco Johnen klar: „Wir haben heute gar keine andere Wahl, als zuzustimmen. Das war ein sehr teures Problem, was wir uns eingebrockt haben.“

„Ich hätte gerne als Garantie im Protokoll festgehalten, dass die Mittel aus der Fluthilfe kommen“, forderte Harald Garding, nachdem Bürgermeister Axel Fuchs mitgeteilt hatte, dass die Kosten durch die Fluthilfe des Landes NRW gedeckt seien. 7,5 Millionen Euro stünden noch zur Verfügung. Im Sinne des Vereins und der eindrücklichen Worte des 1. Vorsitzenden des FC Germania Kirchberg, Sascha Gierkens, habe er entschieden. Nur „sofort“ habe der Unternehmer angeboten, den Rollrasen nicht nur der Stadt zu verkaufen, sondern ihn auch selbst zu verlegen. Das werde günstiger, weil dann auch keine Kosten für einen Zwischenhändler anfallen würden. Wäre die Entscheidung nicht getroffen worden, hätte die Firma den Rollrasen an anderer Stelle „verbaut“. Jan Schayen, CDU-Ratsherr mit Profession Gartenbaumeister, zeigte Verständnis für diese Entscheidung aus Fachsicht: „Wenn man jetzt eine Firma hat, die jetzt noch Rollrasen liefern kann, mussten wir das nutzen – sonst wäre es nächstes Jahr geworden“.

Die hitzige Debatte ging trotz einer Gegenstimme und zehn Enthaltungen mit dem positiven Votum für den Dringlichkeitsentscheid zu Ende.

Fotos Sonja Neukirchen


§ 1 Der Kommentar entspricht im Printprodukt dem Leserbrief. Erwartet wird, dass die Schreiber von Kommentaren diese mit ihren Klarnamen unterzeichnen.
§ 2 Ein Recht auf Veröffentlichung besteht nicht.
§ 3 Eine Veröffentlichung wird verweigert, wenn der Schreiber nicht zu identifizieren ist und sich aus der Veröffentlichung des Kommentares aus den §§< 824 BGB (Kreditgefährdung) und 186 StGB (üble Nachrede) ergibt.

HINTERLASSEN SIE EINE ANTWORT

Please enter your comment!
Please enter your name here