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Laudatio

Bürgermeister Axel Fuchs, anlässlich der Verleihung des Ehrenringes der Stadt Jülich an Dr. Peter Nieveler, am Donnerstag, 14.12.2017, 18.00 Uhr, Schlosskapelle

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Bürgermeister Axel Fuchs bei der Laudatio zur Ehrenringverleihung an Dr. Peter Nieveler. Foto: Dorothée Schenk
Bürgermeister Axel Fuchs bei der Laudatio zur Ehrenringverleihung an Dr. Peter Nieveler. Foto: Dorothée Schenk
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Ich habe heute die ehrenvolle Aufgabe, einen ganz besonderen Jülicher Bürger mit dem Ehrenring der Stadt Jülich auszuzeichnen. Zu seinen Ehren sind zahlreiche Gäste der Einladung in die Schlosskapelle gefolgt. Lieber Herr Dr. Nieveler, ich begrüße Sie sehr herzlich. Ebenso herzlich heiße ich die Familie, allen voran Sie, sehr geehrte Frau Nieveler, willkommen.

Ein besonderer Gruß gilt den anwesenden Trägerinnen und Trägern des Ehrenringes und der Ehrenmedaille der Stadt Jülich sowie den Damen und Herren des Rates der Stadt Jülich.

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Sehr geehrte Damen und Herren,

der Ehrenring der Stadt Jülich kann an Personen verliehen werden, die besondere Verdienste auf politischem, wirtschaftlichem, sozialem, kulturellem, heimatpflegerischem und sportlichem Gebiet sowie auf dem Gebiet der Kommunalverwaltung für die Stadt Jülich erworben haben. Sie, sehr geehrter Herr Dr. Nieveler haben auf mehreren der genannten Gebiete besondere Verdienste vorzuweisen.

Als Laudator ist es meine ehrenvolle Aufgabe, Ihnen, verehrte Gäste, die Persönlichkeit unseres neuen Ehrenringträgers näher zu bringen.

In Jülich sind Sie, lieber Herr Dr. Nieveler, bekannt wie der sprichwörtliche „bunte Hund“. In Anbetracht Ihrer unzähligen Aktivitäten ist das nicht verwunderlich. Sie sind eben ein waschechter Muttkrat. Auch wenn Sie nicht in Jülich geboren wurde.

Ihr Geburtsort ist Eschweiler. Dort erblickten Sie am 6. Mai 1935 das Licht der Welt.

Aufgewachsen sind Sie in Jülich.

Die Zerstörung unserer Stadt im Jahr 1944 haben Sie als damals neunjähriger miterlebt. Zwar habe ich viele Erzählungen und Berichte aus dieser Zeit gehört und gelesen, dennoch habe ich nur eine vage Vorstellung, wie sich das angefühlt haben muss. Als Kind mitten im Krieg aufzuwachsen muss eine prägende Erfahrung sein.

Ich kann nur vermuten, dass sich mit dem Ende des Zweiten Weltkrieges im September 1945 nach und nach so etwas wie Normalität entwickelte. Besonders beachtlich finde ich, dass Ihre Eltern Ihnen ab dem Jahr 1946 den Besuch des Staatlichen Gymnasiums Jülich ermöglichten. Das war sicher nicht selbstverständlich in diesen schwierigen Zeiten.

1955 machten Sie dann Ihr „altsprachliches“ Abitur. Sie gehörten zum 50. Abiturjahrgang. Aus diesem Anlass wurde bei einem großen Ehemaligentreffen ein Verein der Ehemaligen gegründet, dem Sie beitraten. Dem Nachfolgeverein, heute „Förderverein Gymnasium Zitadelle“ sind Sie bis heute treu geblieben. Vor diesem Hintergrund passt es hervorragend, dass wir heute hier in „Ihrer Schule“ feiern.

Ihre Eltern legten offensichtlich großen Wert auf eine bestmögliche Ausbildung ihrer Kinder und so begannen Sie 1955 Ihr Studium. An der Universität Köln studierten Sie die Fächer Deutsch, Latein und Philosophie und legten 1962 das 1. Staatsexamen ab. Sie promovierten mit dem germanistisch-philosophischen Thema „Goethes Morphologie und die Metaphysik des Thomas von Aquin. Eine ideengeschichtliche Untersuchung“.

Als Dr. phil. und frischer Studienreferendar heirateten Sie, damals 27 Jahre alt, noch im gleichen Jahr die Lehrerin Elfriede Bremen. Stolze 55 Jahre ist das nun her. Wahrlich ein Bund fürs Leben!

Mit den Töchtern Angela, Christina und Cordula entstand eine große Familie.

Nach dem Studium wurden Sie 1964 Studienassessor am Mädchengymnasium. Dieser Schule blieben Sie über Ihr gesamtes Berufsleben treu. 1985 wurden Sie stellvertretender Schulleiter und füllten diese Funktion 12 Jahre lang aus. Der Begriff „Ihre Schule“ ist in Ihrem Falle also zweideutig.

Nun könnte ich erzählen, dass Sie im Jahr 1997 in den wohlverdienten Ruhestand gingen. Aber wer Sie kennt weiß: das stimmt so nicht.
Also „wohlverdient“, das stimmt auf jeden Fall, denn Sie haben Ihren Beruf mit Leib und Seele ausgefüllt. Aber, „Ruhe“? Ich glaube dieses Wort kommt in Ihrem eigentlich sehr umfangreichen Wortschatz nicht vor.
Vielmehr haben Sie nach Ihrer Pensionierung die Dinge noch intensiver betrieben, die vorher Ihre Freizeit ausfüllten.

Da wäre der Bereich der Politik zu nennen. Zu Zeiten des Bürgermeisters Karl Knipprath traten Sie 1972 in die CDU ein. Interessanterweise kurz nachdem Sie bei der Bundestagswahl Willy Brandt gewählt hatten. 1984 wurden Sie Sachkundiger Bürger im Kulturausschuss. Als Kandidat für die Kommunalwahl wurden Sie erstmals 1989 aufgestellt und gewannen Ihren Wahlkreis „Südliche Stadtteile“ auf Anhieb.

Schnell übernahmen Sie in der Jülicher Politik verantwortliche Positionen. Sie waren Mitglied im Wahlprüfungsausschuss und wurden Vorsitzender des Ausschusses für Kultur und Heimatpflege. Im Jahr 1992 wählte die CDU-Fraktion Sie als Nachfolger von Peter Capellmann zum Fraktionsvorsitzenden.

Bei der Wahl im Jahr 1994 holten Sie wieder die Mehrheit in den südlichen Stadtteilen und die CDU wurde stärkste Kraft im Jülicher Stadtrat. Der von diesem Stadtrat neu gewählte ehrenamtliche Bürgermeister hieß: Dr. Peter Nieveler.

Gemeinsam mit dem damaligen Stadtdirektor Stommel führten Sie Jülich durch aufregende Zeiten. Planung und Durchführung der Landesgartenschau und die Fortsetzung der Innenstadtsanierung waren markante Themen in diesen Jahren.

Zur Wahl 1999 war die GO geändert worden. Die Doppelspitze aus Stadtdirektor und Bürgermeister wurde abgeschafft. Sie, lieber Herr Dr. Nieveler, waren damit der letzte ehrenamtliche Bürgermeister unserer Stadt. Erstmalig wurde ein hauptamtlicher Bürgermeister direkt gewählt. Herr Stommel gewann als parteiloser Kandidat diese Wahl und wurde erster hauptamtlicher Bürgermeister unserer Stadt.

Sie verabschiedeten sich aus Ihren politischen Ämtern.

Was aber nicht heißt, dass Sie sich aus der Öffentlichkeit zurückgezogen hätten. Zum Ende des Jahres 1999 übernahmen Sie die ehrenamtliche Geschäftsführung des Brückenkopf-Parks und damit die Verantwortung für die Umgestaltung der Landesgartenschau 1998 in einen bewirtschafteten Freizeitpark.

Herr Bülles, damals schon Mitarbeiter des Parks begrüßte Sie ‑ wahrscheinlich mit süffisantem Lächeln ‑ und den Worten:
„Schön, dass einer derjenigen, die dem Park im Aufsichtsrat so manches eingebrockt haben jetzt selber kommt um die Suppe auszulöffeln.“

Und das haben Sie dann auch getan. In diesen ersten Jahren nach der Landesgartenschau habe sie jede Menge Grundlagenarbeit für den Erhalt des Parks geleistet. Dabei haben Sie dank Ihrer hervorragenden Kontakte und der sehr guten Vernetzung in Jülich und der Region für den Park so manche Tür geöffnet. Oft reichten „schöne Grüße von Dr. Nieveler“ schon aus um als Mitarbeiter des Parks zunächst unerreichbare Ansprechpartner dann doch ans Telefon zu bekommen.

Als Geschäftsführer des Brückenkopf-Parks haben Sie Ihre Mitarbeiter gerne auch mal „aufs Eis geschickt“. Das meine ich durchaus wörtlich. Als die Eisbahn unter dem Zelt der Hauptbühne eröffnet wurde, sollte für die Pressefotos eigentlich der Chef aufs Eis. Der Mann mit Hut blieb aber lieber hinter der Bande auf sicherem Boden stehen und schickte den anderen Mann mit Hut, Hajo Bülles, mit Schlittschuhen vor die Bande aufs Eis.

Schon damals haben Sie die Notwendigkeit eines wetterunabhängigen Angebotes erkannt und thematisiert. Es sollte noch viele Jahre dauern, bis dieses mit dem JUFA realisiert werden konnte.

2003 haben Sie die Leitung dann an Frau Dr. Esser als hauptamtliche Geschäftsführerin übergeben.

Endlich Zeit für den wohlverdienten Ruhestand… nicht für Herrn Dr. Nieveler. Er war und ist schließlich ein Vereinsmensch.

Ich frage mich ob Sie, lieber Herr Dr. Nieveler, auf Anhieb wissen, in wie vielen Vereinen Sie Mitglied sind. Mir jedenfalls ist es nicht gelungen, das herauszufinden.
Ich will mich an einer Aufzählung versuchen, die aber mit Sicherheit unvollständig bleiben wird.

Ich fange einfach mal mit den Karnevalsgesellschaften an. Zum einen, weil es ein Thema ist, das mir sehr liegt, zum anderen, weil es gleich mehrere sind.

Bei der Karnevalsgesellschaft Ulk Selgersdorf sind Sie seit Jahrzehnten aktiv. In den 80ern waren Sie der Prinz im Dreigestirn – Dr. Nieveler in Strumpfhosen – das war sicher ein herrliches Bild. Auch im Herrenballett haben Sie mitgetanzt. Als Präsident, Senatspräsident und mittlerweile Ehrensenatspräsident haben Sie Verantwortung für den Verein übernommen. In solcher Funktion steht man dann auch schon mal gemeinsam mit Guido Cantz, Manni Baur oder Wicky Junggeburth auf der Bühne.

Dieses jahrzehntelange Engagement haben Ihre Vereinskollegen im vergangenen Jahr mit einer Urkunde gewürdigt, in der die nach nunmehr 50 Jahren erfolgreiche Integration eines Muttkrats in Selgersdorf festgehalten wurde.

Darüber hinaus sind Sie außerdem Ehrensenator bei der Fidelitas Bourheim, Senator bei mehreren anderen Karnevalsgesellschaften und seit 2002 Träger des Hexenturmordens der Historischen Gesellschaft Lazarus Strohmanus Jülich.

Feste feiern kann man auch zu anderen Zeiten im Jahr. Bei der St. Katharina Schützenbruderschaft in Selgersdorf waren Sie langjähriges Vorstandsmitglied und bereits Mitte der 70er Jahre Schützenkönig.

Fussball ist ein weiteres Thema, dass Ihnen, wie auch mir, sehr am Herzen liegt. Ich habe mir sagen lassen, dass Sie, genau wie ich, zum 1. FC Köln „halten“ oder sollte ich besser sagen „mit ihm leiden“? Aber wir Köln-Fans sind ja Kummer gewohnt und werden auch diesmal durchhalten. Auch im Fußballverein Jülich 1910 waren Sie sehr aktiv. Insbesondere an der Neugründung des Vereins im Jahr 1997 waren Sie maßgeblich beteiligt. Es wird kaum jemanden verwundern, dass Sie beim Fußballverein SV Selgersdorf 1910 e.V. Mitglied sind und auch dort einige Zeit Vorsitzender waren.

Sie, lieber Herr Dr. Nieveler, sind in zahlreichen Vereinen aktiv, die sich mit unserer Geschichte beschäftigen.

Mit großem Engagement haben Sie zur Gründung der Gesellschaft gegen das Vergessen und für die Toleranz beigetragen. Als Vorsitzender des Vereins konnten Sie am 02.12.2001 im Beisein des damaligen Ministerpräsidenten und Schirmherrn, Wolfgang Clement, das Jülicher Mahnmal zum Gedenken an die in der Shoa umgekommenen Jülicher Mitbürger jüdischen Glaubens der Öffentlichkeit übergeben.

Eine wichtige Grundlage für alle, die sich für die regionale Geschichte interessieren ist das Jülicher Stadtarchiv. Folgerichtig sind Sie Gründungsmitglied im „Freundeskreis Stadtarchiv Jülich“ und waren erster Vorsitzender.

In verschiedenen Funktionen sind Sie aktives Mitglied im Jülicher Geschichtsvereins, Koslarer Geschichtsverein, Bürgerbeirat Historische Festungsstadt Jülich, Förderverein Festung Zitadelle, in der Josef-Kuhl-Gesellschaft und im Förderverein Kommende Siersdorf e.V. .

Das Museum Zitadelle Jülich unterstützen Sie als Mitglied des Fördervereins Museum Jülich ebenso wie als gern gesehener Gast bei Museumsveranstaltungen oder durch von Ihnen geleitete Führungen.

Großes Interesse zeigen Sie auch im Bereich Kunst. Dass Sie Mitglied im Kunstverein Jülich e.V. sind, brauche ich eigentlich nicht ausdrücklich zu erwähnen. Bei Vernissagen und Ausstellungen sind Sie häufig zu Gast.

Hinzu kommen Mitgliedschaften im Brückenkopfverein ebenso wie in verschiedenen sozialen Vereinen und schulischen Fördervereinen

Diese Aufzählung ist ja an sich schon beeindruckend. Dazu muss man aber auch noch wissen, dass Sie, lieber Herr Dr. Nieveler, Dinge entweder ganz oder gar nicht tun. Bezogen auf Ihre Vereinsmitgliedschaften bedeutet das, dass Sie nicht einfach nur zahlendes Mitglied sind. Die Teilnahme an den jeweiligen Mitgliederversammlungen ist sozusagen eine Selbstverständlichkeit. Überhaupt unterstützen Sie unzählige Veranstaltungen der Vereine mit Ihrer Anwesenheit. Ich vermute, dass dies auch Ihnen je nach Anlass, Wetter und persönlicher Befindlichkeit nicht immer leicht fällt. Ist es Pflichtgefühl oder der Wille das Engagement der Veranstalter mit Ihrer Anwesenheit zu würdigen? Jedenfalls sind Sie fast immer dabei. In vielen Vereinen haben Sie darüber hinaus verschiedene Ämter übernommen und waren oder sind dadurch tragendes Mitglied dieser Vereine.

Aus der streng katholischen Erziehung durch Ihre Eltern und Ihrem ohnehin großen Engagement für die Gemeinschaft resultiert wohl auch Ihr Einsatz für die Kirche vor Ort. Die Kirche St. Stephanus in Selgersdorf ist Ihnen wohl vertraut. An der Fusion von 14 ehemalig selbständigen Pfarreien zur Pfarrei Heilig Geist im Jahr 2013 waren Sie aktiv beteiligt. Lange Zeit waren Sie stellvertretender Kirchenvorstandsvorsitzender. Wenn ich richtig informiert bin, war das der ehrenamtliche Posten, den Sie zuletzt abgegeben haben.

Wann immer möglich nehmen Sie an Gedenkveranstaltungen zum Volkstrauertag, zur Erinnerung an die Zerstörung Jülichs im Jahr 1944 oder zum Gedenken an die Verfolgung und Ermordung der europäischen Juden teil. Sie gehörten zu den Ersten, die zum 70. Jahrestag der Zerstörung unserer Stadt eine größere Veranstaltung angeregt und mit geplant haben.

Bei vielen Gelegenheiten konnte und kann man Sie als Redner erleben. Ihre Vorträge über die Jülicher Geschichte sind immer wieder ein Erlebnis. Als studierter Lehrer haben Sie ja von der Pike auf gelernt, vor einer Gruppe von Menschen zu reden. Allerdings liegt das längst nicht jedem Lehrer so sehr im Blut, wie Ihnen. Mich jedenfalls fesseln Sie mit Ihren lebhaften und detailreichen Schilderungen immer wieder aufs Neue.

Neben dem gesprochen gilt auch dem geschriebenen Wort Ihre Leidenschaft. Ihren Schulen haben Sie mehrfach ausführliche Schriften gewidmet.

So ist zum Beispiel in der Schriftenreihe „Forum Jülicher Geschichte“ der Josef-Kuhl-Gesellschaft im Jahr 2016 das Buch „125-jährige Geschichte des Mädchengymnasiums Jülich“ erschienen. Dass die Jahrbücher des MGJ ebenso wie die Schulzeitung der Zitadelle Texte von Ihnen enthalten versteht sich von selbst.

Zahlreiche Vereinschroniken, Texte zu kulturellen, schulischen, kunstgeschichtlichen, regional-, heimat- und kirchengeschichtlichen Themen haben Sie verfasst.

Ihr jüngstes Werk, dass Sie gemeinsam mit dem Autorenteam Wolfgang Gunia, Harald Koch und Horst Zimmermann verfasst haben, trägt den Titel „Jülich gestern – Jülich heute“ und wurde gerade vom Bürgerbeirat „Historische Festungsstadt Jülich“ herausgegeben. Es wird sicher unter manchem Jülicher Weihnachtsbaum zu finden sein.

Sie, lieber Herr Dr. Nieveler, sind ein Mensch, der extrem kommunikativ ist. Mit Ihrer sehr offenen und direkten Art kann allerdings nicht jeder umgehen. Vielen Menschen wiederum kommt gerade diese Art sehr entgegen, denn man weiß bei Ihnen immer woran man ist. Ich habe Sie stets als streitbaren, verlässlichen und großzügigen Menschen erlebt. Auch wenn meine Zeit im Amt noch recht kurz ist, weiß ich doch aus eigener Erfahrung ebenso wie von Mitarbeitern und meinem Vorgänger, dass auch diese die Zusammenarbeit mit Ihnen stets als vertrauensvoll, respektvoll und angenehm empfunden haben.

Besonderen Menschen gesteht man auch gewisse Eigenheiten zu.

So habe ich erfahren, dass Parkscheine nicht gerade Ihre Sympathie genießen. Sie suchen lieber den Kontakt zu Knöllchen. Man könnte auch sagen, Sie parken wo und wie Sie wollen. Mir als Bürgermeister soll das recht sein. Die Stadtkasse freut sich über jede Einnahme.

Auf die Frage: „Wie geht es Ihnen?“ antworten Sie meist etwas grimmig: „Ich bin eben ene aale Mann.“ oder in Kurzform einfach nur: „Schlecht.“. Wenn diese Antwort kommt, ist das eigentlich immer ein gutes Zeichen. Erst wenn das nicht kommt, fange ich an, mir Gedanken zu machen.

Vorhin habe ich es schon erwähnt, der Schwerpunkt lag bei Ihrer Schulbildung und Ihrem Studium im altsprachlichen Bereich. In Ihren verschiedenen Funktionen waren Sie aber auch immer wieder vor die Herausforderung gestellt sich mit Englisch oder Französisch zu verständigen. Wer jetzt meint, dazu wären Sie auf die Hilfe anderer angewiesen, der irrt. Sie wissen sich jederzeit zu helfen. So wurde mir eine kleine Geschichte zugetragen von einer gemeinsamen Reise, die den damaligen Bürgermeister Dr. Nieveler mit dem damaligen Stadtdirektor Stommel nach Frankreich führte. Am morgendlichen Frühstückstisch fehlte die Butter. Ein kleines Problem, dass Sie gegenüber der französischen Gastgeberin ganz weltmännisch mit dem freundlichen Satz lösten: „Madame, jett beur please.“

Ihre drei Töchter haben über die Jahre eigene Familien gegründet und so füllen immer wieder die zahlreichen Enkelkinder Ihr Haus. Man sagte mir, Sie kochen dann gerne für die ganze große Familie. Nach kurzem Nachdenken wurde das „gerne“ dann ein wenig in Frage gestellt…

Häufig erledigen Sie die notwendigen Einkäufe und bringen dabei regelmäßig einen Blumenstrauß für Ihre Frau mit. Ich sollte mir überlegen das zukünftig auch so zu halten, es scheint einer langen und – soweit ich das beurteilen kann – glücklichen Ehe sehr zuträglich zu sein.

Heute habe ich die Freude, Ihnen, liebe Frau Nieveler einen Blumenstrauß zu überreichen. Schließlich wissen wir alle, dass hinter jedem großen Mann eine starke Frau steht. Sie haben Ihren Mann zu vielen Gelegenheiten begleitet und ihm stets den Rücken frei gehalten. Auch Ihnen gebührt unser aller Respekt und ein Stückchen Ehrenring gilt auch Ihnen.

Bevor ich Ihnen, lieber Herr Dr. Nieveler nun den Ehrenring der Stadt Jülich verleihen darf, wünsche ich Ihnen für Ihre persönliche Zukunft, sicher auch im Namen aller Anwesenden, von Herzen Gesundheit und alles das, was Ihnen persönlich wichtig ist.

Es gehört oft mehr Mut dazu,
seine Meinung zu ändern,
als ihr treu zu bleiben.
Friedrich Hebbel (1813-1863), deutscher Dramatiker

Herzlichen Glückwunsch!


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