Start Galerie Galerie 2025 Von verliebten Töpfern und römischen Göttern

Von verliebten Töpfern und römischen Göttern

Ganz Niedergermanien, also auch Jülich, waren einst Teil des römischen Reichs. Folglich sprach und schrieb man Latein. Was davon geblieben ist, zeigt diese Ausstellung.

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Jacek Grubba erklärt römische Inschriften. Foto: Britta Sylvester
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„Verba volant, scripta manent“ hätten die Römer wohl gesagt, als sie vor vielen hunderten von Jahren das damalige „Vicus Juliacum“ bewohnten. Heute heißt es eher „Wer schreibt, der bleibt“. Das ist folglich auch der Titel der aktuellen Ausstellung im Schlosskeller des Museums Zitadelle, in der sich alles um römische Schriftkultur dreht.

Das erste Exponat, das den Besuchern quasi im Weg steht, ist ein echter Jülicher. Das zur Hälfte erhaltene Relief zeigt einen römischen Bürger, gut zu erkennen an Toga und Schriftrolle in der Hand. Einst als „Spolie“ Teil des Hexenturm-Mauerwerks, ist das Original jetzt Museumsstück. Im Hexenturm hat eine Replik seinen Platz eingenommen. Auch ein Stück aus dem Sockel einer Jupiter-Säule, deren Inschrift eindeutig das Wort Juliacum zeigt, war einst als Mauerstein „missbraucht“ worden, und zwar in der Wand der Propsteikirche.

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Die antiken Fundstücke sind mit modernen Mitteln in ein Gesamtbild gesetzt worden. Sowohl der römische Jülicher als auch das Sockelfragment, aber auch zahlreiche Alltagsgegenstände wie Teller und Krüge sind so geschickt zum Leben erweckt worden, dass es ein leichtes ist, sich auszumalen, wie sie im Alltag ausgesehen haben könnten. Und diejenigen Exponate, die schlicht zu groß und schwer für den Transport waren, wurden kurzerhand digitalisiert Teil der Darstellung.

Erst mit Beginn der römischen Herrschaft haben das Schreiben und damit das Lesen Einzug ins Rheinland gehalten. Beides waren vorher „unbekannte Fähigkeiten“, formulierte Frank Pohle, von Museumsleiter Marcell Perse als „Spiritus Rector“ der Ausstellung vorgestellt. Namhafte römische Schriftsteller habe es in unserer Gegen keine gegeben, so Perse anlässlich der Ausstellungseröffnung. Ziel der eindrucksvollen Präsentation ist denn auch vielmehr, Leben und Alltag der früheren Einwohner Jülichs und der gesamten Euregio lebendig werden zu lassen. Schmuckstücke und mit dem Namen ihrer Besitzer versehene Teller und Schüsseln, mit erläuternden Geschichten versehen, erreichen genau das. Besonders hübsch die Erzählung eines verliebten Töpfers, der in einen Weinkrug eine Liebeserklärung an seine Traumfrau einritzte.

Idee, Konzeption und kuratorische Lenkung der Ausstellung „Wer schreibt, der bleibt“ lagen in Händen der sogenannten euregionalen Vicus-Gruppe, eines Zusammenschlusses von Archäologen und Althistorikern aus Belgien, den Niederlanden und Deutschland. Insgesamt 130 Exponate aus Tongeren, Heerlen, Aachen, Maastricht und Jülich musste das Kuratoren-Team Jacek Grubba und Christina Vieth in den „eindrucksvollen, aber auch herausfordernden Kellerräumen“ der Zitadelle unterbringen. Eine Aufgabe, die nur mit viel Hilfe und Engagement anderer möglich war, so das Duo. Ohne die Hilfe von Norbert Urban, Christoph Fischer, Andreas Kupka, Jochen Grooss und Christoph Ludwicki sei diese Ausstellung nicht denkbar gewesen. Aber auch die Steinmetze der Jülicher Firma Wahl, die sich „auf neues Terrain“ begeben hätten, und Hobby-Drechslerin Silvia Hamacher, deren Repliken von Papyrusstangenhaltern ebenfalls Teil der Präsentation wurden, hätten einen großen Anteil an der gelungenen Darstellung römischer Schriftkultur, lobten Grubba und Vieth.

Die Ausstellung, die „nicht mehr und nicht weniger als eine archäologische Darstellung eines der wichtigsten Werkzeuge der Menschen, nämlich der Sprache, ist“, wird bis November im Schlosskeller zu sehen sein.
Die Vicus-Gruppe (benannt nach dem römischen Wort für Siedlung) setzt sich zusammen aus Alain Vonderhoven aus Tongeren, Gilbert Soeters von der Stadtarchäologie Maastricht, dem Jülicher Museumsleiter Marcell Perse, Karen Jeneson vom Het Romains Museum aus Heerlen und Andreas Schaub von der Stadtarchäologie Aachen.

Mehr zum Museum und zur Ausstellung gibt es hier.

Fotos: Britta Sylvester


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