Zusätzlich zur Kapelle im Krankenhaus Jülich wurde nun ein Gebetsraum im dritten Stock des Hauses eröffnet. Ergänzt wird dieser durch einen Verabschiedungsraum sowie einen rituellen Waschraum. Der Hauptgrund für die Einrichtung der Räume wurde von Geschäftsführer Stefan Kück erklärt: „Die muslimischen Mitbürger mussten bis dato weit, weit weg fahren, um sich vernünftig von ihren Verwandten zu verabschieden und sie zu waschen. Gerade wenn man einen Todesfall zu beklagen hat, hat man tatsächlich genug andere Sorgen. Das ist schon schwierig.“
Die Idee zur Einrichtung dieser Räume entstand Mitte 2024. Der Integrationsrat hat sich für die Umsetzung eingesetzt, die gemeinsam mit dem ehemaligen Geschäftsführer des Krankenhauses, Dr. Niklas Cruse, mit Unterstützung der Friedhofskommission und letztlich durch einen Ratsentscheid möglich wurde. Dr. Cruse sagte dazu: „Es war mein Ziel, für die Mitarbeiter und die Patienten einen Rückzugsort anzubieten, der eben auch Menschen mit muslimischem Glauben einen Rückzugsort bietet.“
Auch Professor Syad Qaim, Mitglied der muslimischen Gemeinde in Jülich, betonte die Bedeutung dieser Einrichtung für viele Gemeindemitglieder: „Die meisten Mitglieder aus unserer Gemeinde sind deutsche Staatsbürger, und wenn sie mal sterben, wollen sie hier begraben werden. Und begraben zu werden bedeutet, richtig gewaschen zu werden, und das kann jetzt hier gemacht werden. Das ist sehr schön.“
Der Raum ist bewusst offen für alle Religionen gestaltet, wie Geschäftsführer Kück betont:
„Der ist für alle Religionen offen. Man kann mit einem christlichen Hintergrund reingehen, aber auch mit einem muslimischen. Er ist auch bewusst neutral gestaltet worden. Wir haben das mit Vorhängen gelöst, wo man dann das Kreuz abdecken kann und die entsprechenden Embleme hervorgehoben werden können. So, dass wir für alle unsere Patienten und Besucher das entsprechende Angebot bieten können. Damit in schweren Situationen, die die Menschen in Krankenhäusern eben doch erleben, ein Rückzugsort da ist.“
Die neuen Räume im Krankenhaus sind ein sichtbares Zeichen für gelebte Gemeinschaft und interkulturellen Respekt. Imam sprach eines der zentralen Gebete im Islam, das Al-Fathia, ehe der Gebetsraum mit einem symbolischen Schnitt durch ein rotes Band offiziell eröffnet wurde.
Im Anschluss konnten Interessierte an einer Führung teilnehmen und sich den Verabschiedungsraum sowie den rituellen Waschraum im anderen Teil des Krankenhauses ansehen. Wer nicht an der offiziellen Eröffnung teilnehmen konnte, der kann ihn ab sofort im Krankenhaus in Jülich ohne vorherige Ankündigung besuchen.