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Teddy in den OP, bitte

Kindern die Angst vor dem Krankenhaus nehmen und gleichzeitig ein Bewusstsein für Erste Hilfe wecken, das waren Ziele des Teddybär-Krankenhauses beim Jugendrotkreuz Jülich.

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Kuschelige Patienten standen beim DRK Schlange. Foto: Sonja Neukirchen
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Das Faultier „Fauli“ hat sich zwei Beine gebrochen. Die wurden vom jungen Personal des Jugendrotkreuzes Jülich fachmännisch verbunden, „aber da sind noch die Schmerzen“, erklärt sein junger Besitzer. Der 15-jährige Markus weiß als Notfall-Apotheker, genau, welche Fragen noch zu stellen sind, damit er das richtige Schmerzmedikament aus dem Regal ziehen kann. Auch die Baby-Puppe der sechsjährigen Marian steht mit Bauchweh schon in der Schlange bei Markus.

Bevor es jedoch Hilfe in Form von Tabletten oder Tropfen gibt, haben all die leidenden Plüschtiere und Puppen mit ihren kleinen Besitzern schon eine Reihe von typischen Stationen im Krankenhaus absolviert, damit auch die richtige Verordnung ausgestellt werden kann: von der Aufnahme über den OP bis hin zum Röntgen.

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Andreas Müller, stellvertretender Kreisvorsitzender des DRK-Kreisverbandes Jülich, erklärt das Konzept der Veranstaltung: „Idee ist, den Kinder auf spielerische Art und Weise die Angst vor dem Krankenhaus zu nehmen.“ Bei Kindern spiele die psychische Komponente eine große Rolle. Die Veranstaltung selbst sei eigentlich eine Jubiläumsfeier zum fünfzigsten Jahrestag des Jugend-Rot-Kreuzes in Jülich. Doch diese sei im Prinzip der Pandemie zum Opfer gefallen und finde nun im Rahmen des regulären Sommerfestes statt.

Etwa 50 Jugendliche im Alter zwischen sechs und 27 Jahren lernten bei der Jülicher Organisation nach den Grundsätzen des Deutschen Roten Kreuzes. Ein besonderes Augenmerk liege dabei auf der Vermittlung der Erste-Hilfe-Ausbildung. „Da sind wir in Deutschland nicht unbedingt Spitze, aber damit nimmt das Bewusstsein wieder zu“, erklärt er das bundesweite Konzept. „Wir haben gute Erfahrung damit, früh anzufangen. Wir haben in Deutschland Erste Hilfe nicht im Schulunterricht“, gibt er kritisch zu bedenken. „Erste Hilfe kann man nicht früh genug anfangen“, betont Müller. „Man kann dabei nichts verkehrt machen. Das Verkehrteste ist, Nichts zu machen“, betont er einen wichtigen Grundsatz für jeden, der einen Unfallbetroffenen findet.

Und Müller betont noch einen weiteren Aspekt: Die Jugendlichen sollen früh anfangen, sich untereinander kennenzulernen. Das erleichtere später die Arbeit. „Die Zusammenarbeit, wie sie hier in Jülich gepflegt wird, ist einmalig“, weiß er und nennt auch die anderen Hilfsorganisationen wie das Technische Hilfswerk und die Feuerwehr Jülich.

Eine der engagierten Jugendlichen vor Ort ist Hendrikje Pinsner. Sie hat gerade ihr Abitur absolviert und möchte jetzt in Jülich Biomedizin und Medizintechnik studieren. Gerade führt sie einen operativen Eingriff durch: Ein Riss im Brustkorb des Teddys sei so groß, dass das Pflaster nicht gereicht habe, sagt die frisch gebackene Abiturientin ernst. OP-Schwester Mathilda hilft ihr. Sie sei ein dreiviertel Jahr beim DRK Jugendrotkreuz und habe dort bereits die „stabile Seitenlage“ gelernt.

Auch die 15-jährige Lea Baum findet zu ihrem ehrenamtlichen Engagement beim Jugendrotkreuz, das sich 14-tägig trifft: „Es macht Spaß. Man kann viele Erfahrungen machen“. Später möchte sie „was mit kleinen Kindern“ lernen.

Am Kuchenbuffet, dessen Erlös dem Jugendrotkreuz zu Guten kommt, machen die Eltern des kleinen David eine Pause. Patient ist ein schwarzer Panther mit einem Loch im Bauch. War sein Besitzer David selbst schon im Krankenhaus? „Ja, im Lukas!“ sagt er spontan. Da sei er mit einem umgeknickten Fuß hingegangen. Das Lukas sei in Neuss, erklärt Mutter Stephanie sofort. Bis dahin führen sie jedes Mal mit ihren Kindern und fühlten sich dort rundum gut versorgt. Krankenhaus sei auch für Eltern Vertrauenssache, erklärt sie und spricht engagiert hier über ihre sehr unterschiedlichen Erfahrungen mit ihren vier Kindern.

An diesem Tag sind sicher so einige unvergessliche Momente entstanden – sogar echte Fotos im nachgebauten Röntgengerät von Teddybäuchen und Puppenbeinen gehören dazu. Vielleicht ist es beim nächsten Mal ja eher das Interesse, ob man die Stationen im echten Krankenhaus so wiederfindet, das bei den kleinen Besuchern im Vordergrund steht. Und nicht die Angst vor dem schnellen Pieks durch die Spritze.

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Sonja Neukirchen
M.A. Politikwiss./Soziologie (Uni Bonn 1998), Mitglied im Deutschen Fachjournalistenverband DFJV. Geborene Jülicherin, bekennende Rheinländerin. Versucht das Leben deshalb nicht zu ernst zu nehmen. Schreibt gerne von Menschen, Macht und Mäusen.

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