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Märchenhafte Vernissage

Von "Traum und Wirklichkeit" erzählt die Ausstellung mit Werken von Friedrich Förder.

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Bei der Umsetzung zum Märchen "Die sieben Raben" muss man genauer hinsehen. Foto: Dorothée Schenk
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„Traum und Wirklichkeit“ lautet der Titel der aktuellen Ausstellung im Hexenturm. Wer Traumhaftes entdecken und der verborgenen Wirklichkeit auf die Spur kommen wollte, musste genau hinschauen. Denn die Werke von Friedrich Förder sind mehr als nur oberflächlich schöne Kunst. Mal abstrakt, mal gegenständlich, mal vielfarbig, mal eher monochrom kommen die Holzschnitte und Drucke des 90jährigen Künstlers daher. Und immer sind sie „offen für die persönliche Interpretation“, so ihr Urheber.

Was Friedrich Förder sich selbst dabei gedacht hat und woher die Inspiration zu seinen Werken kommt, verriet er anlässlich der Vernissage im Gespräch mit Peer Kling, dem Vorsitzenden des Vereins. Während die Idee zur raumhohen „Fahne“ mit der Darstellung von „König Midas‘ Gold“ naheliegender Weise der gleichnamigen Überlieferung des sagenhaft reichen Königs entnommen war, war die Verwandtschaft des neunteiligen Bilderzyklus auf der anderen Seite des Raumes weit weniger offensichtlich.

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Aber auch „König Midas“ enthielt mehr, als auf den ersten Blick ersichtlich. Zumindest für den Künstler weist der antike Herrscher deutliche Parallelen zu heutigen machtbesessenen und nach Reichtum dürstenden Autokraten auf. Dass der nicht ganz dezente Hinweis auf Trump und Putin deutete, wurde den zahlreich erschienenen Gästen schnell klar. Der Rosengarten, symbolisch für Herz und Seele stehend, wurde ganz bildlich während des dargestellten steilen Aufstiegs link liegengelassen. Hoch oben thront der König in einem goldenen Käfig oder vielleicht eher „einem egoistischen Gefängnis“?
An dieser Stelle war die persönliche Intention des Schöpfers alleine im Bilde sehr nachvollziehbar.

Weit mehr Phantasie brauchte es angesichts der Erläuterungen zum Bilderzyklus der „Sieben Raben“. Auch für dieses Werk stammte die Inspiration vom gleichnamigen Märchen, die Interpretation hingegen erwies sich als ausgesprochen persönlich. So erläuterte Förder, die Zahl Sieben sei für ihn unter anderem Symbol für den „siebenfach männlichen Mann“. Die eher zarten, nur bei näherem Hinsehen erkennbaren Figuren in den einzelnen Bildern stünden für das Weibliche, bei Förder als „offen, intuitiv, herzlich und versöhnlich“. Auch habe er „das Animalische im menschlichen Werdeprozess“ darstellen wollen.

Umrahmt wurde die Vernissage von den beiden Märchen. König Midas‘ Gold, schwungvoll deklamiert vom Vorsitzenden des Kunstvereins, machte Spaß beim Zuhören. Die frei vorgetragene Erzählung des Künstlers der nicht eben kurzen Grimm’schen Erzählung von den „sieben Raben“ und ihrem mutigen Schwesterchen beeindruckte. Doch boten die märchenhaften Geschichten nur den Rahmen für Förders „Traum und Wirklichkeit“, die noch weit mehr umfassen. Farbenfrohe Drucke wenden sich „Wider die Autokratie“ oder erinnern daran, dass „Man nur mit dem Herzen gut sieht“. Auch den schmalen Gang und das „Kaminzimmer“ des Hexenturms schmücken die Förder’schen Drucke. Zum Teil sind sie ebenfalls Illustrationen zu Geschichten.

Dem Kunstverein ist mit dieser Ausstellung ein interessanter Coup gelungen, die vielfältigen, interpretationsoffenen, eindrucksvollen und manchmal einfach „nur“ schönen Bilder lohnen einen Besuch. Welchen Traum und welche Wirklichkeit sie dabei ansprechen, das „darf jeder anders sehen“, findet Friedrich Förder.

Und auch aus eher technischen Aspekten lohnt sich der Besuch, denn einige der handwerklich beeindruckenden Druckstöcke sind ebenfalls Teil der Ausstellung. Wer die Techniken von Holzschnitt und Holzdruck erlernen möchte, bekommt am 31. Mai die Gelegenheit dazu. Denn dann bietet der Kunstverein in seiner Kulturwerkstatt an der Düsseldorfer Straße maximal acht Teilnehmenden einen Workshop an. Einen ganzen Tag lang weiht Friedrich Förder Interessierte in die Feinheiten des „Holzschlags“ ein. Mitzubringen ist lediglich ein Hammer, der maximal 200 Gramm wiegen darf, also „eher ein Hämmerchen“ schmunzelt der Künstler, der verspricht eine „sehr einfache Möglichkeit selbst Holzschnitte beziehungsweise einen Holzschlag machen zu können“ zu zeigen. Der Workshop dauert von 10 bis 18 Uhr, die Teilnahmegebühr beträgt 65 Euro. Weitere Information und die Möglichkeit zur Anmeldung gibt es auf der Webseite des Kunstvereins.

Die Ausstellung ist immer samstags und sonntags von 11 bis 17 Uhr geöffnet. Am 1. Juni um 15 Uhr lädt der Verein zu einer besonderen Führung mit „Geschichtenerzählung“ in den Hexenturm ein.

Fotos: Dorothée Schenk


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