„Sie suchte beständig nach Arbeiten, mit denen sie von zu Hause aus Geld verdienen konnte, während sie sich gleichzeitig um die drei Kinder, die alte Schwiegermutter und den Haushalt kümmerte. Die Frauen aus der Nachbarschaft machten es ebenso.“ Zwei kurze, nüchterne Sätze, die den Roman von Cho Nam-Joo auf den Punkt bringen.
Die Südkoreanerin erzählt unaufgeregt aus der Perspektive der Beobachterin aus dem Leben von „Kim Jiyoung, geboren 1982“ – so der Titel des Buches. An mancher Stelle unterfüttert mit statistischen Daten beschreibt Nam-Joo quasi nebenbei alltägliche Ungerechtigkeiten, manche scheinbare Kleinigkeiten, mit denen Frauen im Allgemeinen und Mütter im Besonderen in der Industrienation Südkorea konfrontiert sind.
Bei aller Sachlichkeit: Die Geschichte der fiktiven Kim Jiyoung, ihrer Eltern und ihrer eigenen Familie nimmt Leserinnen und Leser in den Bann. Seite für Seite fiebert man bei der Jobsuche mit ihr mit, hadert mit ihr gemeinsam bei schwierigen Entscheidungen und hofft, dass ihre neuen Pläne doch noch aufgehen. Der Roman spielt zwar im weit entfernten Südkorea, vieles erscheint dennoch mehr als bekannt. Lesenswert? Ja, gerade deshalb.
BUCHINFORMATION
Cho Nam-Joo: Kim Jiyoung, geboren 1982 | KiWi Verlag | 224 Seiten | ISBN: 978-3-462-00754-1 | 13 Euro