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Unser Dorf soll Disko werden – Als ich Schuppen in den Augen hatte.

Fortsetzungsroman - Teil 6

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Unser Dorf soll Disco werden
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Nach einer kurzen Weile zwischen fünfzigjährigen Alt-Punks und vierzehnjährigen Neo-Punkerinnen verziehe ich mich mit Torben in den Backstage-Bereich. Gerade als wir das zweite Bier geleert haben, kommt einer der Roadies – den Namen weiß ich immer noch nicht, oder habe ich ihn vergessen? – über den Flur gelaufen und ist vollkommen aus der Puste. „Schnell … zum Bus!“, ruft er mit rotem Kopf. „Was ist im Bus?“, fragt Torben. „Eure CDs“. „Hast du sie verloren?“, hört er von mir, mit einem leicht gereizten Unterton. „Nein, alle weg.“ „Wie weg? Geklaut?“ „Nein, verkauft.“ Torben springt auf und rennt aus der Tür hinaus. „Was, du hast alle verkauft? Wie viele hattest du denn? Fünf?“ „Nein, Fünfzig.“, prustet er immer noch. „Fünfzig?“ „Hab ich doch gerade gesagt“ Torben kommt – nun auch schwer atmend – wieder in den Raum. „Wo sind die Teile denn?“ „Ihr beide stellt Euch an den Merch. Ich hol die CDs.“ Ohne Kommentar laufen Torben und ich durch ein paar Gänge, bis wir in der großen Halle gegenüber der Bar am Merchstand stehen.

Ich raffe gar nichts. T-Shirts, Pullover, Vinyls, CDs, Schals und mehr gibt es hier: Von den Maniacs. Unsere Band hat außen rechts eine ganz kleine Ecke. Dort liegen unsere CD, ein Shirt mit dem Logo unserer Band und ein paar Sticker. Hinter dem aus Biertischen zusammengebauten mobilen Souvenirladen steht niemand. Torben erkennt das aber vor mir und stellt sich selbstsicher dahinter. Kaum bin ich dazu gestoßen kommt auch schon wieder ein Schwung von 3 Leuten an den Stand. „Was kann ich für euch…“ stimme ich an, als Torben mir mit seiner Hand auf meinem Bauch klar macht, dass wir keine Verkaufsgespräche führen. Stimmt. Ich hab bisher auch kein Verkaufsgespräch an einem Merchstand geführt. Also stehen und warten wir. In meinem Kopf versuche ich die Leute zu steuern: „Weiter links. Unsere CD liegt weiter links.“ Zwei von den Dreien drehen sich um und gehen. Das Mädchen, das übrig bleibt, schleicht sich jedoch kontinuierlich von rechts nach links, bis sie unsere CD in der Hand hält. Torben fängt an zu grinsen. „Kann ich die einmal haben?“ „Da musst du leider ein paar Minuten warten. Da holt grad jemand neue.“ „Ach so.“, sagt sie und steht dabei wie ein Schulkind an der Bushaltestelle. Irgendwann fliegt ihr Blick an mir vorbei, weiter an die Wand und zurück zu mir. „Bist du nicht der Schlagzeuger von der ersten Band?“ „Ja… Aber unser Sänger, der ist gerade weg.“ „Ja. Egal. Gibst du mir ein Autogramm?“ Glücklicherweise kommt im selben Moment unser Roadie mit einem Karton und neuen CDs um die Ecke. „Boah Leute, wen hat sich Dan denn da abgeschleppt?“. „Warum?“ „Sag ich gleich…“ Er packt den Karton aus und schaut das Mädchen an. „CD?“ „Ja.“, spricht sie, bezahlt, holt einen Stift aus ihrer Handtasche und hält ihn mir wie selbstverständlich hin. NORMEN schreibe ich aufs Cover und lächle sie an. Da flüstert mir der Roadie ins Ohr: „Weil ich dachte, dass behaarte Achseln, Beine und Genitalien bei Frauen seit den Achtzigern aus der Mode sind. Da fällt mir ein: Geht nicht ohne Augenbinde in den Tourbus.“

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