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Theater über Flucht und Migration

Die Schüler der Zitadelle durften eine Theateraufführung namens „3 Minuten“ erleben – ein Stück über Flucht und Migration.

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Die Geschichte ist immer wieder die selbe. Foto: Oliver Garitz
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Die Geschichte hinter dem Erzähltheater lautet so: In der mexikanischen Wüste öffnet sich für genau drei Minuten ein Grenzzaun in Richtung Amerika. Familien von illegalen Einwanderern, die seit Jahrzehnten getrennt sind, können sich in dieser kurzen Zeit im trockenen Flussbett des Rio Bravo begegnen und endlich wieder in die Arme schließen. Danach wird der Zaun wieder geschlossen – und die Trennung bleibt bestehen. Ursprünglich plante die Theatergruppe eine siebenwöchige Reise nach Mexiko, um diese menschliche Tragödie vor Ort zu erleben und daraus ein Theaterstück zu entwickeln. Wegen der Corona-Pandemie musste dieses Vorhaben jedoch abgesagt werden.

„Für uns war der Motor: Wir wollen ein Theaterstück machen. Das Thema Flucht und Migration ist super brisant und super aktuell – egal ob der Aufhänger Mexiko oder Ghana ist. Am Ende kommst du immer zu diesem Thema. Es war zwar schwierig, aber wir haben einfach nur den Ausgangspunkt geändert“, erklärt Darstellerin Lydia Starkulla zur nicht umgesetzten Originalproduktion. Das zentrale Motiv der dreiminütigen Begegnungen und die Frage, was sich in einem so kurzen Moment erzählen lässt, blieb bestehen. Die Darsteller begaben sich stattdessen auf eine Gedankenreise und stellten sich die Frage, was Migration, Grenzen und Flucht für unser gesellschaftliches „Wir“ bedeuten – aus der Perspektive eines weißen, privilegierten, künstlerischen Teams. Im Stück stellen die Schauspieler Lydia Starkulla und Dominik Burki Fragen wie: Was bedeuten Migration, Grenzen und Flucht für unser Zusammenleben? Auf der Bühne sind eine Weltkarte und eine rückwärts laufende Uhr zu sehen, die immer wieder bei drei Minuten beginnt. Plastik-Kisten symbolisieren die Grenzen – egal ob aus Beton, Stahl oder in unseren Köpfen.

Drei Minuten pro Stück. Foto: Oliver Garitz
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Das Stück beginnt mit der Frage „Ich oder ich?“ – eine Einladung, darüber nachzudenken, ob man die gleiche Meinung teilt oder nicht. Auch Wortspiele mit dem Begriff „Grenze“ sind Teil der Aufführung. Im Mittelpunkt stehen kurze Geschichten, die jeweils drei Minuten dauern. Sie handeln von einzelnen Menschen, die geflüchtet sind – etwa von Syrien in die Niederlande oder von Deutschland nach Amerika in der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg. Auch Themen wie Einsamkeit, Konsum, Nachhaltigkeit und Heimweh kommen vor – sogar ein Neandertaler spielt eine Rolle. Manche Geschichten konnten in drei Minuten kaum zu Ende erzählt werden – ein Zeichen dafür, wie kurz diese Zeitspanne ist.

Die Darsteller betonen, dass alle Geschichten entweder so passiert sind oder realen Begebenheiten sehr ähneln. Schauspieler Dominik Burki sagt über das Stück: „Wenn man etwas zu dem Stück sagen kann, dann ist es: Man merkt, dass Menschen schon immer in Bewegung waren – dass Migration kein neuzeitliches Phänomen ist, wie es heute oft dargestellt wird.“ Schmunzelnd fügt er hinzu: „Staaten und Grenzen sind eigentlich ein relativ junges Phänomen.“
Nach der Vorstellung hatten die Schüler die Möglichkeit, Fragen zu stellen – vor allem zum Bühnendesign und zu den erzählten Geschichten. Das Stück läuft bereits seit Mai 2022 und wird von der Compagnie nik produziert. Die Regie führt Dominik Wilgenbus.


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