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Jetzt schlägt es 13!

Der Kulturbahnhof in der Bahnhofstr. 13

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Kulturbahnhof Jülich | Foto: HERZOG
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Jetzt schlägt’s 13! Das ist nicht nur in diesem Jahr so, das ist beim Jülicher Kulturbahnhof täglich so, denn fest verwachsen sind der KuBa und die 13. Das gilt vor allem für die Hausnummer in der Bahnhofsstraße, die die magische Zahl trägt. Ein kleiner Blick in die Geschichte der vergangenen 13 + 4 Jahre des soziokulturellen Zentrums der Herzog-Stadt.

Am 13. November 1996 titelte das örtliche Wochenblatt „Die Brücke“: Kulturbahnhof neue Heimat für Jugendliche. Ehemaliges Bahnhofsgebäude offiziell an KiB e.V. übergeben. Vorausgegangen waren dieser Berichterstattung bekanntermaßen etliche… naja… Unebenheiten. Fünf Jahre lagen zwischen dem Kauf des Bahnhofs durch die Stadt und dieser Schlagzeile.

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Dennoch war die Zeit nicht planlos verstrichen: 1991 gründete sich der Verein Kultur im Bahnhof (KiB e.V.) zur Errichtung eines Jugendkulturellen Zentrums im Bahnhof und arbeitete fortan mit dem Kulturamt an den „Inhalten“, wie es so schön heißt.

Kurz vor der Eröffnung des Kulturbahnhofs wurde das Projekt ausgebremst: Nachdem noch im Mai 1995 von einer Eröffnung im Juni berichtet wurde, war in der Jülicher Woche am 28. Juni 1995 zu lesen „Baustopp am Kulturbahnhof“. Dessen Aufhebung erfolgte zwar einen Monat später und der Rohbau konnte abgeschlossen werden, aber die Anwohner setzten zunächst einen „stillen Kulturbetrieb“ durch, das sollte heißen: Keine Konzerte, keine Disko. Trotzdem wird im Januar 1996 der erste Vorstand auf der KiB-Mitgliederversammlung gewählt. Zehn Monate später unterzeichnet der KiB e.V. den Trägerschaftsvertrag und übernimmt den Kulturbahnhof mit Kneipe Offbeat. Damit war das Projekt auf Spur gebracht und nicht mehr zu stoppen. Das stimmte nicht so ganz. Während in der Kuba-Krise der 60er Jahre zwar auch extremer Sprengstoff steckte, war hier die Situation nach 13 Tagen entschärft. Im Falle des Jülicher KuBa sollte es Jahre dauern.

Zwar hatte das Unternehmen Fahrt aufgenommen und dank kreativer Ideen des Trägervereins – wie etwa das KuBa-Mobil, also praktisch ein Musik-Catering, bei dem Rock- und Punkkonzerte außer Haus geliefert und im Musikcafé oder der Stadthalle organisiert wurden – war Kultur im Angebot, aber ein Jahr später schien die Endstation schon erreicht. Zu der Vielzahl von Veranstaltungen gehörten ebenso viele Auseinandersetzungen mit den Anwohnern. Die Forderung: Schließung des Offbeat.

Fast 2 x 1300 Demonstranten, die die legendäre Menschenkette vom Amtssitz des Bürgermeisters – damals Dr. Nieveler und damals noch auf dem Marktplatz – zum KuBa bildeten, und 4500 Unterschriften waren der Auftakt zu einem vier Jahre währenden rhythmischen Wechsel von einstweiligen Verfügungen, Richterbesuch und Aufhebung der Gerichtsbeschlüsse bis es am 23. Januar 2001 in der Lokalpresse heißt: „Jetzt darf endlich gerockt werden.“ Seither haben sich Lokalmatadoren wie Psycho Luna, D. Sailors und Koroded das Mikrophon in die Hand gegeben und sind Reihen wie Kuba-Vision Song Contest und FKK (Freies KuBa Konzert) geboren worden. Zu den 13 sicher spektakulärsten Gästen auf der KuBa-Bühne zählen seit der Eröffnung Ina Deter (1997), Cowboys on Dope (1997), Wohlstandskinder (2002/2004), TV Smith (2002/03/04) und mit Tote-Hosen-Schlagzeuger Vom Ritchie (2011), Heideroosjes (2002/2007), Terrorgruppe (2003), Kapelle Petra (2004/2008), Schrottgrenze (2004), Jupiter Jones (2006), Donots (2006), Zeltinger (2009), Peilomat (2009), Tommy Engel (2010) und Linus (2011).

Vor 13 Jahren zeigte sich der Jülicher Kulturbahnhof aber nicht nur beweglich in kulturellen Aktivitäten. Er wurde sportlich. 2000 wurde die „Pipe“ geöffnet und Skater hielten Einzug. Dass zwei Jahre später ein Skater-Unfall den KiB e.V. ein halbes Jahr lang beschäftigen würde, war da glücklicherweise noch nicht absehbar. Zusätzlich fanden sich auch die Trendsportler im Beybladen ein: „Die Hohe Kunst der Rotation“ wurde 2003 beschworen und 2004 schaffte der KuBa es zweimal auf die überregionale Bühne: Die Formation „KuBa-libre“ startete bei den Westdeutschen Meisterschaften im Video-Clip-Tanzen in Gütersloh und der Kulturbahnhof Jülich war live in der ARD-Sportschau: Stefan Blanck von der Alemania Aachen erhielt im KuBa die Auszeichnung für das „Tor des Monats“. In der Folge der Jahre macht der Kulturbahnhof allerdings eher im Passiv-Sport von sich reden: 3 x 13 Fußballspiele waren laut Statistik als Public Viewing zu sehen.

Sicher auf 13 Vorstellungen wird es noch der Film „Ziemlich beste Freunde“ bringen und dürfte schon mit aktuell elf Ausstrahlungen der erfolgreichste Streifen sein, der seit der Eröffnung des KuBa-Kino 2003 über die Leinwand flimmerte. Ausgezeichnet ist das Kinoprogramm seither und das gleich mehrfach: Die Filmstiftung NRW hielt das Jülicher Programm-kino bereits 2009 für förderungswürdig und bestätigt diese Ansicht alljährlich aufs Neue mit Urkunde und Preisgeld. Inklusive Kinder- und Jugendfilmreihe, die 2006 anlief, ist das Kino für den KuBa eine „sichere Bank“, ein Magnet auch für jene Jülicher, die sonst nicht den Weg ins soziokulturelle Zentrum finden. Apropos 2006: Filmreif ist die Vorstellung vom 27. April dieses Jahres. Wasser dringt aus drei Ecken in den Kinosaal ein, der Film muss abgebrochen und am Folgetag 500 Liter Wasser abgepumpt werden.

13 Jahre lang war der Kulturbahnhof einziger Anlaufpunkt für Jugendliche an der Bahnhofstraße. Dann kam 2009 der Einzug des Städtischen Jugendheims dazu. 2009 war ohnehin ein Jahr des Umbruchs: Nach zehn Jahren gab Christoph Klemens seinen Posten als Geschäftsführer auf. Er hatte den Kulturbahnhof auf Spur gebracht, die Weichen gestellt und trotz mancher Unwägbarkeit als Streckenposten die Stellung gehalten. Fest am Steuerknüppel sitzt seither Cornel Cremer. Er hat die Erweiterung um das Jugendheim bestens gemeistert und als „Jülicher Jung“ den Anschluss an die erweiterte Bildungs- und Kulturlandschaft geschafft. Sicher auf mehr als 13 Kooperationspartner kommt der Jülicher KuBa im Jahr 2013: das sind außer dem Nachbarn Jugendheim, allen voran die Stadt Jülich, etwa das Forschungszentrum Jülich mit der Kleinen Nacht der Wissenschaft, die Fachhochschule … goes KuBa, der Jülicher Jazzclub, der Theater Starter, die Historische Gesellschaft Lazarus, der Festausschuss Kengerzoch, die KG Rursternchen und KG Ulk … goes KuBa, die Musikschule, das Jugendparlament, und der Brückenkopf-Park (Open-Air-Kino).

 


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