Lieber Martin,
heute sind wir hier, um Dich zu verabschieden – und ganz ehrlich: So ganz können wir uns das Rathaus ohne Dich noch gar nicht vorstellen. Du warst über all die Jahre so etwas wie das GPS der Stadtentwicklung – manchmal mit Umleitungen, oft mit Baustellen, aber am Ende hast Du uns immer sicher ans Ziel gebracht. Dafür darf ich Dir im Namen des gesamten Stadtrates von Herzen danken.
Du hast das Jülich von heute nicht nur mitgeplant, sondern mitgeprägt. Ob Bebauungspläne, Infrastrukturprojekte oder energetische Sanierungen – die Liste deiner Aktivitäten ist lang.
Und ja – natürlich gab es auch mal Meinungsverschiedenheiten. Aber selbst in hitzigen Ausschusssitzungen bist Du ruhig geblieben. Manchmal so ruhig, dass man dachte: Wenn Martin gelassen bleibt, kann’s eigentlich nicht so schlimm sein.
Persönlich bewegte mich in der Vorbereitung auf heute vor allem eines: Wer kann in deine Fußstapfen treten und wer bringt zukünftig zu jeden Termin dieses legendäre Notizbuch mit?
Denn dein Notizbuch – ja, das gehört fast schon ins Stadtarchiv! Du hattest es wirklich bei jedem Termin dabei, und wir alle wussten: Wenn Martin was reinschreibt, dann ist es wichtig. Und wenn er was darin nachschlägt, dann stimmt es. Inzwischen liest es sich wahrscheinlich wie eine Chronik der Stadtentwicklung – nur handgeschriebener und zuverlässiger als jede Ratsvorlage.
Jetzt gehst Du also in den Ruhestand. Endlich keine E-Mails mehr mit 14 Anhängen, keine Anfragen mehr zu kaputten Straßen oder Brücken und keine Diskussionen mehr mit uns Feierabendpolitikern über Flächennutzungspläne. Klingt doch fast zu schön, um wahr zu sein – oder?
Jetzt warten neue Projekte auf Dich – allerdings ohne Ausschusssitzungen, Fristen und Paragrafen. Dafür vielleicht mit mehr Zeit für Dich, für Deine Familie, und wer weiß: Vielleicht bekommt das berühmte Notizbuch ja jetzt ein paar neue Einträge – über Reisen, Hobbys oder den besten Dünger für den Rasen.
Lieber Martin,
wir danken Dir von Herzen für Deine Arbeit, Deinen Einsatz, Deinen Humor – und für all die Male, in denen Du Dinge möglich gemacht hast.
Genieß den neuen Lebensabschnitt – aber pass auf: Wer so lange für Stadtentwicklung zuständig war, der neigt im Garten schnell dazu, eine Baugenehmigung fürs Hochbeet zu beantragen.
Und zum Schluss – weil Du ja immer einer warst, der gerne zugehört hat, aber nie viel Aufhebens um sich gemacht hat – ein Zitat, das gut zu Dir passt:
„Wer die Zukunft bauen will, muss den Mut haben, Spuren zu hinterlassen.“
Du hast viele solcher Spuren in Jülich hinterlassen – sichtbar und unsichtbar.
Mach’s gut – und vergiss uns nicht ganz. Wir tun’s auch nicht.
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