Start Nachrichten Stadtteile Gut vernetzt auf dem Dorf

Gut vernetzt auf dem Dorf

Das Netzwerk dörfliche Hilfsdienste unterstützt Senioren und Seniorinnen seit elf Jahren dabei, möglichst lange im heimischen Dorf in den eigenen vier Wänden leben zu können.

31
0
TEILEN
Ein Teil des Teams "Netzwerk dörfliche Hilfsdienste". Foto: Britta Sylvester
- Anzeige -

„Angucken, besorgen, reparieren – aber auch drei bis fünf Sätze mit den Menschen sprechen“, bringt Albert Dreyling die Aufgaben der ehrenamtlichen Dorfhelfer auf eine kurze Formel. Gemeinsam mit rund 14 anderen Ehrenamtlern engagiert sich Dreyling im „Netzwerk dörfliche Hilfsdienste“ für Welldorf, Güsten, Serrest und nicht zu vergessen die „umliegende Höfe“.

Die ersten Vorgespräche gab es Ende 2013 erinnern sich Marliese Felden, Albert Dreyling, Christiane Hermanns und Lydia und Nico Freialdenhoven, die von Anfang an Teil der Gruppe sind. Den Anstoß gab ein Aufruf der Stadt Jülich, sich in dem vom Bund geförderten Netzwerk dörfliche Hilfenetzwerke einzubringen. Ziel des Projektes, über dessen anfängliche Laufzeit von zwei Jahren das Welldorfer Netzwerk längst hinausgewachsen ist, ist es, älteren Menschen zu ermöglichen, so lange wie möglich in den eigenen vier Wänden zu bleiben – auch auf dem Dorf. Inzwischen feiert das Welldorf-Güsten-Serrester-Netzwerk sein närrisches Jubiläum, 2024 sind die ersten „Aufträge“ angenommen worden: seit 1×11 Jahren sind sie fester Bestandteil des Dorflebens und bei vielen älteren Einwohnerinnen und Einwohnern wohlbekannt.

- Anzeige -

Ist es schon in der Stadt nicht ganz einfach, als möglicherweise sogar hilfebedürftiger Senior alleine zu leben, so macht es die auf dem Dorf oftmals fehlende Infrastruktur noch schwieriger, wissen die engagierte Netzwerker. Ob ein Arztbesuch oder der notwendige Einkauf oder aber eine kleine Reparatur im Haushalt, die Tierversorgung im Krankheitsfall oder ein tropfender Wasserhahn – das Spektrum benötigter und angebotener Hilfe ist groß. „Wir haben Fachmänner und Frauen für alle möglichen Dinge,“ lacht Marliese Felden, die selbst zum Beispiel für kleinere Besorgungen „zuständig ist“, die Begleitung zum Arzt übernimmt oder als „Tierexpertin“ Nachbars Katzen füttert. Die Hilfe ist dabei immer kostenfrei, lediglich Fahrt- oder Materialkosten können entstehen.

Auch bei Problemen mit der modernen Technik findet sich Hilfe über das Netzwerk, meist sogar innerhalb weniger Stunden. Ein Teil der Helferinnen und Helfer ist bereits im Ruhestand, die Berufstätigen kommen dann eben nach Feierabend. „Uns geht es doch gut, da kann man doch versuchen, ein kleines bisschen zurückzugeben“, erklärt Christiane Hermanns das Warum hinter dem Engagement. Auch seien sie unter Gleichgesinnten und das macht sich schnell bemerkbar: Die Stimmung „im Team“ ist gut, einmal im Jahr versucht sich die gesamte Truppe zu treffen, egal ob zum Grillen oder zu Kaffee und Kuchen.
Nicht zu unterschätzen ist der soziale Aspekt der „erweiterten Nachbarschaftshilfe“. Dazu gehört es nicht nur, nach dem „Auftrag“ noch ein wenig zusammenzusitzen und bei einer Tasse Kaffee etwas zu plaudern. Und kann tatsächlich mal niemand aus dem Team die passende Hilfe anbieten, wird eben dabei geholfen, die richtige Firma zu finden. „Wir können natürlich nicht alles, außerdem geht es bei uns geht nur um Kleinigkeiten“, betont Nico Freialdenhoven.

So manches Mal ist auch tatsächliche „Seelsorge“ gefragt. Es passiere immer wieder mal, so Dreyling, dass jemand anruft und fragt: „Kannste enz kumme?“ Wenn der Partner stirbt, Depressionen das Leben schwer machen oder Einsamkeit aufs Gemüt drückt, sind Verständnis und Unterstützung gefragt. „Dann können wir auch vermitteln“, sagt Albert Dreyling und verweist auf die zahlreichen Kontakte, die im Laufe der Jahre etabliert worden sind: „Wir kennen Anlaufstellen und haben Kontakte.“ Außerdem helfe es schon, wenn man als Vertreterin des Netzwerks irgendwo anrufe, ergänzt Marliese Felden. Die Ehrenamtler sind eben im Wortsinne gut vernetzt.

Eines ist den Mitgliedern noch besonders wichtig: „Wir haben eine Verschwiegenheitspflicht!“ Wer, wann und wieso um Unterstützung gebeten habe, erfährt niemand außerhalb der Gruppe. Und auch der Sicherheitsaspekt spielt eine wichtige Rolle. Wenn jemand anruft, wird genau gesagt, wer kommt – schließlich sollen die Hilfesuchenden nicht versehentlich fremden Personen die Türen öffnen. Irgendwann kenne man sich natürlich, aber wenn jemand aus Welldorf nach Serrest fährt, sei er zunächst mal ein Unbekannter. Bis zum nächsten Besuch.

Erreichbar ist das Team immer mittwochs von 10 bis 11 Uhr unter der Telefonnummer 0157 / 52738261. Außerhalb dieser Zeiten läuft ein Anrufbeantworter.


§ 1 Der Kommentar entspricht im Printprodukt dem Leserbrief. Erwartet wird, dass die Schreiber von Kommentaren diese mit ihren Klarnamen unterzeichnen.
§ 2 Ein Recht auf Veröffentlichung besteht nicht.
§ 3 Eine Veröffentlichung wird verweigert, wenn der Schreiber nicht zu identifizieren ist und sich aus der Veröffentlichung des Kommentares aus den §§< 824 BGB (Kreditgefährdung) und 186 StGB (üble Nachrede) ergibt.

HINTERLASSEN SIE EINE ANTWORT

Please enter your comment!
Please enter your name here