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Fakt ist: Es kostet

TTC indeland Jülich: Warum der Aufstieg in die 1. Bundesliga kein Thema ist

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2. Bundesliga Herren TTC Indeland TTC Indeland Mannschaft 2025/26 Von Links Robin Devos,Kas van Oost, Trainer Miro Broda, Barry Bergen, Laurens Devos. Foto: Verein
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Der Tischtennisclub Jülich ist seit nunmehr 49 Jahren ununterbrochen im Profisport aktiv. In dieser Zeit konnten zahlreiche Erfolge gefeiert werden – darunter der Gewinn des Landesmeisterpokals, also der heutigen Champions League, im Jahr 1984. Bereits ein Jahr zuvor wurde der TTC indeeland Deutscher Pokalsieger (1983), es folgte 1984 der Gewinn des Supercups. In den 1990er-Jahren holte der Verein zudem dreimal den ETTU-Pokal, vergleichbar mit der Fußball-Euro-League. Der jetzige Bundestrainer der Nationalmannschaft, Jörg Roßkopf, spielte von 2007 bis 2009 im Club. Aktuell steht mit Laurens Devos, einem dreifachen Paralympics-Sieger in Rio, Tokio und Paris, ein weiterer Spitzenspieler im Kader.

Der TTC Jülich spielte 1977 erstmals in der ersten Bundesliga und war dort bis 2010 vertreten. Danach folgte der Abstieg in die zweite Bundesliga – mit einer Ausnahme in den Jahren 2018 bis 2020, als Jülich noch einmal den Sprung in die Erstklassigkeit wagte. Seit 2021 spielt der Verein ausschließlich in der zweiten Bundesliga.

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Doch immer wieder stellt sich die Frage: Warum steigt Jülich nicht erneut in die erste Bundesliga auf? Rückzug aus der ersten Bundesliga – und ein Neuanfang in Liga zwei
In der Saison 2010/2011 zog sich der Verein freiwillig aus der ersten Liga zurück – unter anderem aus finanziellen Gründen, wie Präsident Mike Küven erklärt: „Der Hauptsponsor ist damals weggefallen.“ Seitdem heißt es für den TTC: durchgängig zweite Bundesliga.

TTC-Präsident Mike Küven. Foto: Verein

„Wir haben in der zweiten Liga immer oben mitgespielt, meistens um die Top-3-Plätze“, so Küven weiter. „Dann kam irgendwann aus der Bevölkerung die Frage auf: Wann spielt ihr eigentlich mal wieder erste Liga?“ In der Saison 2017/2018 reifte bei Küven der Gedanke, den Wiederaufstieg in die erste Bundesliga erneut anzugehen: „Man hört immer: Die erste Liga ist zu teuer. Aber niemand konnte mir wirklich sagen, was es konkret kostet.“

Bei einer Versammlung des Deutschen Tischtennis-Bundes stellten Vertreter der Tischtennis-Bundesliga das Projekt „erste Liga“ positiv dar: „Da hieß es plötzlich: So wild ist das gar nicht – mit einem Budget von rund 150.000 Euro könne man in der ersten Liga bestehen.“
Daraufhin entschied sich der Verein, das Wagnis einzugehen – auch, um eigene Erfahrungen zu sammeln. Gesagt, getan: Wiederaufstieg in der Saison 2018/2019. Sportlich lief es enttäuschend – von 20 Spielen konnte kein einziges gewonnen werden. Absteigen musste der TTC dennoch nicht, da keine Mannschaft aus der zweiten Liga aufsteigen wollte.

Im zweiten Jahr konnte Jülich zumindest ein Spiel gewinnen. Dennoch: Die Bilanz war ernüchternd. „Durch die zwei erfolglosen Jahre sind auch die Zuschauerzahlen zurückgegangen“, sagt Küven rückblickend. „Heute weiß ich: Es ist ein wahnsinniger Aufwand, in der ersten Liga zu spielen – aber auch eine tolle Erfahrung.“ Die Erkenntnis, die Küven mitnimmt ist, dass für ein BEstehen im Mittelfeld der ersten Liga ein Budget von 300.000 und 350.000 Euro pro Saison vorgehalten werden muss. Dieses Geld fließt in zahlreiche Bereiche – den Aufbau der Spieltage, Fahrtkosten, Verbandsabgaben und natürlich die Spielergehälter. „Man müsste die komplette Mannschaft verändern, weil der Leistungssprung zwischen erster und zweiter Liga enorm ist. Das ist nicht mit Fußball vergleichbar.“ Aus menschlichen Gründen will Küven aber keine komplette Veränderung des Teams vornehmen.

Hauptproblem: Die Finanzierung
Der größte Hinderungsgrund für den Wiederaufstieg ist klar: das Geld. „Wir haben eine tolle Unterstützung aus der Region – mit Indeland als Namenssponsor, den Stadtwerken als Hauptsponsor, der Sparkasse und vielen kleinen Partnern. Ohne sie gäbe es den Profisport in Jülich nicht mehr.“ Doch um dauerhaft in der ersten Bundesliga zu bestehen, wären laut Küven ganz andere Summen nötig: „Dafür bräuchten wir Sponsoren vom Kaliber Coca-Cola oder Red Bull. Solange sich in dieser Hinsicht nichts ändert, bleiben wir in der zweiten Liga.“ Es gibt auch noch weitere Gründe. Zum Beispiel wäre schon aus organisatorischen Gründen eine neue Halle notwendig.

Zweitligist mit Erstliga-Anspruch
Trotz des Abstiegs in die zweite Liga hat der TTC viele Strukturen aus der Erstliga-Zeit beibehalten. „Wir betreiben heute noch den größten Aufwand in der zweiten Liga“, betont Küven. Das gilt beispielsweise für die Übertragungen der Spiele: Der TTC ist der einzige Verein in der zweiten Liga, der alle seine Heimspiele über einen Fernsehsender übertragen lässt – den Sender Sporteurope.tv. Auch wenn der Weg zurück in die erste Bundesliga aktuell nicht auf der Agenda steht, beweist der TTC Jülich, dass Spitzenleistung nicht zwingend von der Ligazugehörigkeit abhängt. Mit Engagement, Erfahrung und regionaler Unterstützung wird hier an einer nachhaltigen Zukunft für den Tischtennissport gearbeitet.

Die neue Saison hat gerade begonnen, das nächste Heimspiel des TTC findet am Mittwoch, 10. September, statt. Eine Übersicht über alle weiteren Spiele gibt es auf der Webseite des TTC.


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