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Förderverein Freibad Jülich e.V.

Gut gefüllte Löcher - Die Jülicher Bäderkultur und der Förderverein Freibad Jülich e.V.

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Förderverein Freibad Jülich e.V. stopfen die Löscher | Abbildung: HERZOG
Förderverein Freibad Jülich e.V. stopfen die Löscher | Abbildung: HERZOG
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Löcher gibt es viele. Meist kommen sie unverhofft, sind bisweilen nur ein wenig lästig, manchmal ziemlich störend, und hin und wieder auch ein regelrechtes Ärgernis. Sie können unvermittelt und rasant an Ausmaß zunehmen und sehr hässlich sein. Meist herrscht Ratlosigkeit bis hin zu völligem Unvermögen, wie dem Einhalt geboten werden kann und im besten Fall eine Umkehrung des Zustandes möglich wird – sprich: Das Loch wieder zu stopfen.

Das dicke Loch in der Stadtkasse Jülichs gehört zur letzten Kategorie. Dieses große Loch führte 2003 dazu, dass der Haupt- und Finanzausschuss der Stadt Jülich beschloss, einige sehr schöne Löcher – denn auch die gibt es – dem Verfall preiszugegeben.

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Es handelt sich hier um ein paar ganz besondere Löcher, die auch dann noch Löcher bleiben, wenn sie gefüllt werden und die so ins beste Licht gerückt werden. Je nach Wetter- und Lichtverhält-nissen mit glitzernder Oberfläche, in der man sich manchmal sogar spiegeln kann. Die Rede ist vom Jülicher Freibad – Verkörperung der Badekultur Jülichs par exellence.

Badekultur gab es bereits bei den alten Griechen und Römern und hat bis heute nichts von ihrer Faszination eingebüßt. Und die sollte nun in Jülich dem Lochfraß des Haushalts zum Opfer fallen. Dabei besteht das Jülicher Freibad bereits seit 1926 – und wer vor 2003 schon Augen hatte zu sehen, der erinnert sich sicher noch an das alte Nichtschwimmerbecken mit dem Charme genau dieser Zeit, mit den Arkaden, die einen Hauch Bauhaus lebendig bleiben ließen.

Zugegeben, so richtig schade ist es nicht, dass dieses Becken inzwischen durch ein neues modernes Nichtschwimmerbecken ersetzt wurde. Neben seinen gleich alten Geschwistern Sprung- und Planschbecken bietet es viel Raum für Vergnügungen von Jung und Alt.

Badekultur bleibt in Jülich also erhalten – als wichtiger Baustein eines ganzheitlich verstandenen Begriffs von Kultur, die neben der bildenden Kunst, dem Theater und Kino sowie der Musik auch die Bewegung im Blick hat.

Und dies ist v.a. dem ehrgeizigen und ambitionierten, aus der Bäderinitiative hervorgegangenen, gemeinnützigen Förderverein Freibad Jülich e.V. (FFJ) zu verdanken.

Relativ schnell nach Gründung erstellte der Förderverein ein Konzept, das Jülicher Freibad – aber auch das Hallenbad – langfristig zu erhalten. Der FFJ tritt für den Erhalt der Jülicher Bäder als sich ergänzende Freizeit- und Sporteinrichtungen ein. Der Schwerpunkt der Tätigkeit besteht darin, zur Verbesserung des Gesundheits-, Sport- und Freizeitangebotes im Umfeld des Jülicher Freibades beizutragen und für dessen Bestand durch Förderung von Sport- und Freizeitaktivitäten zu wirken.

Jochen Borell, Gründungsmitglied und durchgängig Vorstandsvorsitzender des FFJ, betont, dass der Erhalt des Jülicher Freibades mit seinen attraktiven Angeboten vor allem auch unter sozialen Gesichtspunkten zu betrachten sei: „Bei längeren Hochwetterlagen dient es sicher ab und an zur Abfederung sozialer Spannungen, wenn etwa die Zweiraumwohnung zu eng und das Mittelmeer zu weit sind. Außer- dem ist ein solcher Treffpunkt, neben seiner sportlichen Komponente, ein unvergleichlicher Ort, um Kontakte zu knüpfen, zu pflegen und über Generationen hinweg zu kommunizieren.“

Der Verein, der mit seinem annähernd konstanten Vorstand im nächsten Jahr bereits sein 10jähriges Jubiläum begeht, schreckte nicht davor zurück, ein Bürgerbegehren unter der Jülicher Bevölkerung zu organisieren, welches 2004 5157 wahlberechtige Bürgerinnen und Bürger unterzeichneten – mehr als genug Stimmen, um den Stadtrat aufzufordern, von etwaigen Plänen bzgl. einer Schließung, eines Kombibades, oder im schlimmsten Fall eines Abrisses abzusehen und stattdessen nachhaltig die vom FFJ favorisierte Erhaltungslösung zu verfolgen. Dass sich der Stadtrat diesem Bürgerbegehren anschloss, ist bekannt und führte tatsächlich zu vielen Innovationen, die der FFJ mit aufmerksamem Interesse mitverfolgt und unterstützt.

In dieser Zeit entdeckte man die Bäder auch als Veranstaltungsorte. Der FFJ organisierte einen spektakulären Familientag, der neben Badespaß viele andere Attraktionen zu bieten hatte. Die Jülicher Kneipe Careba nutzte ebenfalls die Gelegenheit ein Wochenende lang das Freibad für ein Event mit  Musik, Cocktails, Bungee-Jumping und natürlich dem feuchten Element zu nutzen. Vielleicht kommen bald wieder ideenreiche Menschen mit ähnlichen Plänen aus ihren Löchern.

Der FFJ sorgte mit Arbeiten an den Grünanlagen, neuem Spielgerät, einer „Seniorenbank“ sowie einem professionellen Beach-Volleyballfeld mit dafür, dass sich das Freibad nun äußerlich wieder ansprechender und attraktiver darstellt als noch vor Jahren. In diesem Zusammenhang scheint es überlegenswert, den in diesem Jahr von Düren nach Jülich verlegten Beach-Cup teilweise auch im hiesigen Freibad austragen zu lassen!

Die vom Betreiber des Bades, den Stadtwerken Jülich, organisierte Ferienstart-Party am Tag der Zeugnisausgabe mit Disco und DJ, Tanzwettbewerben und vielen weiteren Attraktionen entwickelt sich auch bereits zu einer Tradition und wird vom Förderverein unterstützt. In diesem Jahr steigt die Party am 06.07. ab 13 Uhr unter dem Motto: Was geht ab?

Und damit Badekultur auch für die Jüngeren attraktiv bleibt, setzt sich der FFJ dafür ein, dass die Eintrittspreise z.B. für Schüler und Studenten günstig bleiben und ein Abendtarif eingeführt wurde.

Langfristiges Ziel des FFJ ist die dringend notwendige Installation einer Wasserheizung, um den Badebetrieb von April bis September zu ermöglichen. Der Kontakt zum Solarzentrum der Fachhochschule Jülich wurde bereits hergestellt, ebenfalls werden Überlegungen angestellt, eine Abdeckplane für das große Becken anzuschaffen, um Wärme dann auch im Becken zu halten.

Der größte Bremsklotz für die Weiterentwicklung des Freibades ist aber die seit Jahren unbeantwortet im Raum stehende Frage nach dem Schwimmzentrum. Wo ist das Loch, um dieses Thema begraben zu können? Aufhellung verspricht sich der FFJ von einer im Mai dieses Jahres gestellten Einwohneranfrage an den Bürgermeister und den Rat der Stadt. Man bittet die handelnden Personen zu einer Stellungnahme bzgl. der mittelfristigen Realisierung einer Wassererwärmung sowie dem Stand der Ausschreibung und die konkreten Chancen für den Bau des Schwimmzentrums.

Die Antwort steht noch – wie ein klaffendes Loch – aus …


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