Von Jülich nicht nur für Jülich, sondern am liebsten in die ganze Welt oder doch zumindest für ganz Nordrhein-Westfalen zu senden, lautet der Plan bei familyFM. „Von Rur zu Ruhr“, so der Slogan des neuesten Projekts unter dem Dach der AWO in Jülich. Und das ist durchaus wörtlich zu verstehen: Im obersten Stockwerk des AWO-Gebäudes am Marie-Juchacz-Weg ist in den vergangenen Wochen ein richtiges Radio-Studio entstanden.
Dabei hatte AWO-Kassierer Patrick Dohmen seine aktive Radio-Laufbahn mit Stationen unter anderem bei Radio Rur und dem WDR schon vor 25 Jahren auf Eis gelegt. Doch dann „kam der Abend, an dem es bei ebay plötzlich ein Studio von Radio Luxemburg gab“, schmunzelt Dohmen rückblickend. Und da „wir bei der AWO ja sehr kreativ sind“ und außerdem ein Raum frei war, hat er nicht lange gefackelt, ist zwei Tage später zum Verkäufer gefahren und hat die komplette Technik eingeladen. Es habe sich vieles verändert, und das gebrauchte Studio musste ein wenig modifiziert werden. Nach ein paar Anrufen war das Team schnell gefunden. Zum harten Kern gehören neben Patrick Dohmen auch Oliver Garitz, der seine ersten Radio-Meriten bei Big FM verdient hat, und Hans-Joachim Rabanus, genannt „Jo“, auch er ein „alter Hase“ am Mikrofon.
Tom Buß, vielen wohl besser bekannt als „DJ Buto“, ist genauso mit an Bord wie der ehemalige ffn-Moderator Stefan Hillen und der berühmte „Wetter Werner“, der ausschließlich mit seinem Künstlernamen an die Öffentlichkeit respektive das Mikro tritt. Stündliche Nachrichten werden aus Essen dazu geschaltet, auch für professionelle Verkehrsnachrichten ist gesorgt. Also alles bereit, um „on air“ zu gehen beim neuen Jülicher Web-Radio?
Ein klares Jein ist die Antwort auf diese Frage. Das Programm läuft zwar bereits, und auch die ersten Hörer sind schon an Bord, vermeldet das Team mit gewissem Stolz. Einen offiziellen Starttermin hat das Trio gleichwohl noch nicht festgelegt. „Wir sind im Flow“, meint Oliver Garitz. Am Ausbau des Programms wird noch gefeilt. Auch der Server muss noch aufgesetzt werden. So perfekt wie möglich will familyFM sein, bevor es so „richtig auf Sendung“ geht. Denn: „Du hast nur eine Chance“, weiß das Team. „Man muss sich unterscheiden, sonst ist man nur eines unter tausenden Webradios in Deutschland.“ Und genau daran wird hinter den Kulissen des lizenzierten Radiosenders weiterhin geschraubt. So sind zum Beispiel Studio-Kameras in Planung, denn der Einblick ins Jülicher Sende-Studio gehört fest zum Konzept für die Zukunft. Dann können interessierte Hörerinnen und Hörer auch einen Live-Einblick in die „Schaben-WG“ bekommen.

Die drei Madagaskar-Fauch-Schaben Edgar, Elfriede und Lisbeth, die ein liebevoll eingerichtetes Terrarium an der dschungelgrünen Wand bewohnen, haben den verantwortungsvollen Job, Alleinstellungsmerkmal von familyFM zu sein. Zum Maskottchen avanciert ist das Kakerlaken-Trio längst – und zwar als niedliches Plüschtier. Ausschließlich als Geschenk – oder später vielleicht mal als Gewinn bei einem Radio-Quiz – sind die Tierchen zu haben. Einen eigenen Jingle plus Sendezeit bekommen Edgar und Co selbstverständlich auch.
Wichtiger Programmpunkt ist im Wortsinne natürlich die Musik. „Ballermann-Musik, Techno und Schlager“ stehen definitiv nicht auf dem Zettel. Zu hören sein soll Musik aus den 70er, 80er und 90er Jahren samt dem „Besten von heute“. Wem diese Formulierung irgendwie bekannt vorkommt, dem sei gesagt, dass der Plan ein anderer ist. „Wir wollen nicht so klingen wie alle anderen. Wir spielen auch B-Seiten und Lieder, die man nicht so häufig hört“, führt Oliver Garitz weiter aus. Auch sollen „die Stücke komplett laufen dürfen“, ergänzt „Jo“ Rabanus. Die künftige Hörerschaft darf sich also schon mal darauf freuen, dass nicht nach knappen drei Minuten ausgeblendet wird.
Weiteres Highlight soll die Satire werden. Für den nötigen Biss sorgt hier der „Postillon“. Die Zusammenarbeit mit dem satirischen Online-Magazin ist bereits verabredet. Zudem soll der Sport, vor allem im Lokalen und durchaus auch abseits vom omnipräsenten Fußball, einen festen Platz im Programm von familyFM finden. Dass es auch Werbung geben wird, steht ebenfalls schon fest. Diese soll sich aber in möglichst engen Grenzen halten, auch wenn die berühmte schwarze Null am Ende stehen soll.
Hinter den Kulissen wird noch auf Hochtouren gewerkelt. „Wir stecken viel Arbeit in die Vorbereitungen und starten, wenn alles perfekt ist. Wir setzen auf Qualität,“ fasst Patrick Dohmen abschließend das Credo für das NRW-weite Jülicher Radio „von Rur zu Ruhr“ zusammen.
Direkt zu familyFM – und unbedingt daran denken, den „Play-Button“ zur drücken.