Start Magazin Festival Pasqualini-Finale: Messe, Musik, Meinungen

Pasqualini-Finale: Messe, Musik, Meinungen

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Foto: Volker Goebels
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Die Sonne im Gesicht hatten alle Aktiven zum Finaltag. Schon morgens um 10 Uhr startete der Tag mit 350 Menschen beim Gottesdienst. Großartig hatte ihn der Ökumenekreis vorbereitet. Lehrreich wie unterhaltsam und inhaltstief stieg der evangelische Pfarrer Udo Lenzig als Tempelbauer Salomo mit seinem katholischen Amtsbruder Pfarrer Hans-Otto von Danwitz als Pasqualini in einen Dialog ein. Das Thema: Die Gegenüberstellung des Baus eines Gotteshauses und des kriegerischen Festungswerks.

Beim anschließenden Jazzfrühschoppen tummelten sich die Musikfreunde, während auf der Wissensbühne bereits „Was ist Was“ als Quizshow generationsübergreifende Teams zum Wettbewerb forderte. Vor den zwei Teleskopen, durch die beim Stand des Science Colleges die Sonne zu sehen war, bildeten sich bereits längere Schlangen. Bis zum Mittag hatten sich so viele Menschen in der Innenstadt eingefunden, dass vor der Marktbühne mit dem geschichtlichen Treiben nur noch gemächliche Schrittgeschwindigkeit im Fortkommen möglich war. Guido von Büren, Hauptverantwortlicher der History-Bühne, zeigt sich zufrieden: „Heute war richtig was los, alle sind sehr interessiert. Es werden auch Bücher gekauft an unserem Stand.“

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Auf der Kulturbühne gaben sich das Theater Felice Cortes mit ihren Bushaltegeschichten inklusive Musik und Jonglage, das Mitmachprogramm von Jovo und schließlich die Band JustIs das Mikrophon in die Hand. Wem das zuviel war, der konnte sich im Workshop-Zelt tummeln. Stadtarchivarin Susanne Richter hatte rund 150 Kinder bei ihrem Angebot zu Gast: Hier wurde mit Federkielen gemalt und geschrieben, Siegel gesetzt und das eigens entwickelte Stadtgeschichts-Spiel gespielt.

Überall strahlende Gesichter und die Gefragten äußerten sich durchweg positiv. Schon am Freitag hatte sich Tobi Freudenthal, Kölner Comedian mit Jülicher Wurzeln, überaus überrascht gezeigt. „Was habt Ihr denn da für eine Bühne hingestellt. Das ist krass“, meinte er anerkennend und bescheinigte den Jülichern „Kölner Format.“ Überhaupt wurde Jülich von den Musikbands – ob Radiotones, Big Maggas oder Black Fööss – gefeiert: Zwar gaben vorab fast alle durchweg zu, dass sie Jülich vorher nicht gekannt hätten – aber ihre Auftritte vergessen sie wohl nicht mehr. Ein Loblied auf das Jülicher Publikum, das sich als sanges- und tanzfreudig von seiner besten Seite zeigte.

Spätestens seit Sonntag weiß auch der Karlsruher Jovo, wo Jülich ist. „Als ich gefragt wurde, wohin fährst Du hab ich gesagt: Irgendwo bei Köln. Demnächst sage ich: Jülich – die nächste Metropole nach Köln“, erklärt er lachend. Auch er war begeistert von den Menschen und dem Miteinander: „Was so toll ist, ist der positive Vibe überall. Das hat man nicht überall.“ Von der „anderen Seite“, der der Helfer, sieht Bilal Salim das Fest: „Jülich zeigt wieder einmal, dass wir Veranstaltungsmacher sind. Ich bin begeistert von den Acts, von der Kulisse – die Stimmung ist traumhaft und die Menschen sind sehr freundlich.“

Die „Vibes“ spiegelten sich bis in die Helferteams im Hintergrund. Auch hier gab es viel Lob fürs Miteinander. Dass Security und Ordnungsamt auch zu außergewöhnlichen Einsätzen fähig sind, berichtet eine gut gelaunte Gisa Stein, im Orga-Team der Stadt Jülich vonseiten des Stadtmarketings und für die Koordination des „Stabes“ zuständig. Für Samstag war der Umzug einer Familie aus der Kölnstraße geplant. Eigentlich absolutes „Sperrgebiet“ zum Pasqualini Zeitsprung Festival. Aber alle packten mit an: „Mit ganz viel organisatorischem Aufwand, mit Unterstützung der Sicherheitskräfte und des Ordnungsamtes konnte der Umzug dann vonstatten gehen.“ So geht Flexibilität. Allerdings war Gisa Stein, die einen Mailaccount mit dem Titel „Sabbeltante“ ihr eigen nennt, am Ende des Festivals sprachlos, wie sie selbst augenzwinkernd erzählte: „Es kommt sehr selten vor, aber das Pasqualini-Fest hat es geschafft, dass ich nach drei Tagen leergesabbelt war.“

Einer, dem glücklicherweise die Worte nicht ausgingen, war Patrick Dohmen. Drei Tage lang war er auf und vor der Kulturbühne und überall dazwischen als Moderator unterwegs. Sein Urteil: „Es war das Fest! Ich stehe zu jedem Superlativ: Die Programmvielfalt, das beste Publikum der Welt! Selbst wenn es geregnet hat – mit und ohne Regenschirm sind alle mitgegangen. Ein Highlight war, aus dem Bus zu moderieren. Das hat mich wegen der Enge an Zuhause erinnert, an mein Radiostudio von familyFM“, sagt er grinsend. „Da habe ich mich ganz sicher, behütet und zu Hause gefühlt. Mir fällt bestimmt nächste Woche noch mehr ein, wenn ich das alles verarbeitet habe.“

Katharina Burauel lebt inzwischen in Lissabon, verbringt aber gerne die Sommerferien in ihrer Heimatstadt Jülich. Schier begeistert ist sie vom Pasqualini-Fest. Gerade war Jovo aufgetreten, anschließend studierte sie mit ihrem kleinen Sohn intensiv das Veranstaltungsheft, das im Programmteil voller gelber Textmarker strotzt: „Wir haben schon so viel gesehen“, schwärmt sie vom Musikprogramm, dem Kindertheater und auch dem hochwertigen kulinarischen Angebot, ehe sie sich auf den Weg vom Schlossplatz zur Wissensbühne macht. „Ich hab da die Satellitenschüssel gesehen“ lässt die elfjährige Flory wissen, die schon einen Tag zuvor alleine auf dem Schlossplatz war und es offenbar zum Wiederkommen gut fand. Die neunjährige Leni ist der Meinung, dass das Fest unbedingt wiederholt werden sollte, findet nämlich alles gut.

Kinder- und familienfreundlich ist ein weiteres Etikett, mit dem sich das Pasqualini-Zeitsprung-Festival sicher schmücken darf. Da ist Raum für sowohl den vierjährigen als auch anderthalb-jährigen Sohn von Kathrin und Seyit. „Uns macht es viel Spaß. Es ist für die Kinder cool“, sagt der Vater und ergänzt: „Es ist generell toll, dass in Jülich was los ist.“ Zufällig traf die Familie auf Simon Schimitzek, einen Freund, der mit seinem Freundeskreis am Sonntagnachmittag auf den Schlossplatz gekommen war. Noch ein bisschen gesellig sein, ein Bier trinken und gesellig Live-Musik erleben. Während das ursprüngliche Stadtfest nicht so nach seinem Geschmack war freut er sich jetzt über das neue Format.

Dass das Jülicher Publikum sowohl gesellig als auch trinkfreudig ist, dafür gab es nachweislich leere Fässer zu zählen. Schon am Samstagabend war kein Radler mehr zu haben und am Sonntag ging die Mär: Es sind nur noch acht Fässer im großen Kühlwagen. Einer, der eigentlich nicht an den großen Erfolg des Pasqualini-Festivals glaubte, war Otmar Dreyling, Eigner des Bar-Eventmobils. Aus gewöhnlich gut informierten Quellen soll es zum symbolischen Kniefall als Entschuldigung gekommen sein. Auf Nachfrage zeigt sich Otmar Dreyling begeistert und sagt lachend: „Ja, ich muss eingestehen, dass es viel besser ist als gedacht!“ In der Nacht zu Sonntag war er nach eigener Aussage erst um drei Uhr im Bett. „Heute bin ich froh, wenn um 19 Uhr die Bude zugemacht wird und dann geht es ab nach Hause“, spricht’s und sieht dabei sehr zufrieden aus.

Pasqualini selbst war in diesem Tagen auch unterwegs zwischen Marktplatz und Schlossplatz. „Ganz fantastisch, was hier auf die Beine gestellt worden ist – das ist von vorne bis hinten durchdacht, alles perfekt“, sagt Albert Junker, Laienschauspieler bei der Bühne 80, der drei Tage lang in die Rolle des prominenten Namensgebers des Festivals schlüpfte.

Dass auch deutlich über die Stadtgrenzen hinaus das Pasqualini-Zeitsprung-Festival ein Erfolg war, darüber legten nicht nur die Kennzeichen auf den Parkflächen rund um Jülich Zeugnis ab. Philipp Mülheims, Leiter des Science Colleges, war nicht nur aktiv beim Fest beteiligt, er hatte sich auch Freunde „aus Bonn direkt vom Pützchens Markt“ eingeladen: „Sie wollten eigentlich nur für die Black Fööss kommen“, erzählt er, kamen dann aber früher als geplant. Durch den Hexenturm seien sie auf den Marktplatz gekommen „und haben sich gewundert, warum es so schöne Plätze in einem so beschaulichen Ort wie Jülich gibt. Sind von Stand zu Stand gegangen, waren geflasht von der Vielfalt.“ Geschichte? Warum das? – Da habe er erstmal Aufklärungsarbeit betrieben. Und nach dem Konzert waren sich seine Freunde dann ganz sicher: „In 2 Jahren kommen wir wieder und bringen Freunde mit!“

Nur eine Missstimmung, so war zu hören, gab es: „Rund um den Markt können sie keine mittelalterliche Musik mehr hören.“ Tja, jetzt ist ja erstmal zwei Jahre Ruhe.


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