Die Zeit und sie seien keine Freunde, so sagt es die Künstlerin Nadja Nafe im Künstlergespräch mit Gerold Malß als Vertreter des Kunstvereins zur Eröffnung der neuen Ausstellung. Im gut besuchten Hexenturm erzählt sie schmunzelnd, dass es schon zu ihrer Schulzeit ein geflügelter Spruch gewesen sei, dass die Zeit mal wieder schneller gewesen sei als sie selbst. Dennoch übt diese Dimension eine Faszination auf die junge Frau aus, weshalb sie sich in ihren Werken der Ausstellung unter anderem mit dem Thema beschäftigt, wie wir Zeit empfinden. Diese werde erst durch den Kontext erfahrbar und dadurch spannend. Vor allem den auch ausgestellten Papierbahnen mit Scherenschnitten widmet sie dabei einen sehr großen Teil ihrer eigenen Zeit.
Monatelang arbeitete sie daran, zunächst vorzeichnend, dann mit dem Skalpell ausschneidend. Inspiriert habe sie hierfür der Schattenwurf auf Steinen, die sie bei einer Wanderung auf dem lykischen Weg in der Türkei gesehen hat. Der Weg sei wunderschön und führt weite Strecken am Meer entlang. Sie habe hunderte Fotos während dieser Wanderung gemacht. Dies sei überhaupt oft ihre Vorgehensweise. Auch wenn ihre Werke abstrakt erscheinen, so hätten sie doch eine in der Wirklichkeit existierende Grundlage, die sie irgendwo gesehen und festhalten habe wollen. Dabei beschränkt Nafe sich nicht auf eine Material- oder Werkform. Auch im Hexenturm sind neben Bildern und Scherenschnitten Keramiken ausgestellt. Sie arbeite dabei eigentlich immer parallel an den verschiedenen Stücken.
Die Herangehensweise der Künstlerin erscheint sehr theoretisch bis intellektuell, geschuldet vielleicht auch ihrer Ausbildung an der Düsseldorfer Kunstakademie. Dennoch sagt sie selbst über sich, sie sei in den Kunstbetrieb so reingerutscht und bediene total das Klischee der Künstler, man habe schon immer irgendwas gemalt oder gestaltet. Gänzlich ohne Vorwissen habe sie also eine Mappe gestaltet und hätte an allen Hochschulen beginnen können. Entschieden für die Düsseldorfer Akademie habe sie sich dann intern für die Meisterklasse von Markus Lüpertz, später auch für die von Katharina Große beworben und wurde in beiden Fällen auch aufgenommen. Nur mit etwas Glück ist das wohl kaum zu machen, ist gerade Lüpertz doch einer der bekanntesten deutschen Künstler der Gegenwart. Die Frage, ob er Einfluss auf ihr Werk gehabt habe, beantwortet sie mit ja und nein. Alles habe ja irgendwie Einfluss auf die Kunst, die man schaffe.
Die Ausstellung im Hexenturm stellt auf jeden Fall einen Ausschnitt und gleichzeitig eine Synthese aus verschiedenen vergangenen Ausstellungen und Ideen Nadja Nafes dar. Teile wurden Ende 2024 speziell für eine Ausstellung in einem verfallenen Schwimmbad in Krefeld geschaffen, Teile kamen neu dazu. Spannend ist auf jeden Fall auch die Vertonung und damit Verbindung von Bild und Lyrik, die im Hexenturm „gezeigt“ wird. Eine befreundete Künstlerin, Wienke Treblin, hat passend zu Assoziationen die Nafe zu ihren Werken hatte, diese lyrisch interpretiert und eingesprochen.
Wer dies mit eigenen Augen und Ohren erleben möchte: Die Ausstellung ist bis zum 21.09.2025 jeden Samstag und Sonntag von 11-17 Uhr geöffnet. Am 14. September findet um 14 Uhr eine Führung durch die Künstlerin selber statt.