
Wie dringend der ehrenamtliche Helferkreis gebraucht wird, und wie erfolgreich seine Arbeit ist, beweisen Geschichten, wie jene von Amina Ritzwi. Als die junge Mutter mit ihren zwei kleinen Kindern nach Deutschland kam, sprach sie nur ein wenig Englisch und kein Wort Deutsch. Nach Stationen in Pakistan, Iran und Afghanistan – Regionen großer politischer Unsicherheit, um es vorsichtig auszudrücken – hatte sie die Flucht ins Ungewisse gewagt. Und kam durch den Hinweis einer hauptamtlichen Betreuerin ins Café Contact. Bei diesem monatlichen Angebot des AK Asyl lernte sie die fremde Sprache, fand Halt, Unterstützung und Freude. „Mein Highlight ist bis heute der Weihnachtsmarkt in Merode“, strahlt die junge Frau, die inzwischen längst ihren Schulabschluss und eine Ausbildung in der Tasche hat. Jetzt studiert sie nebenberuflich Soziale Arbeit und engagiert sich im AK Asyl.
Freude zu vermitteln ist ein wichtiger Teil der Arbeit im AK, meint Vorsitzende Susanne Schlüter, weswegen auch gemeinsame Ausflüge dazu gehören: „Unsere Fahrten haben immer viel fürs Gemeinschaftsgefühl getan und vor allem Freude transportiert.“ Um geflüchteten Menschen einen guten Start in Deutschland zu ermöglichen, braucht es selbstredend einiges mehr. So sind Sprachkurse, lange betreut von Marita Stäbler-Hackhausen, jetzt in Händen von Maren Langen, von herausragender Bedeutung. Auch sind die Helferinnen Wegweiser im Bürokratie-Dschungel, vermitteln an zuständige Stellen und leisten Aufklärungsarbeit in der Bevölkerung.
Immer wieder sehen sich die Mitglieder mit Aussagen konfrontiert, die suggerieren, Flüchtlinge nähmen bereits hier lebenden Menschen etwas weg, beispielsweise Wohnraum. Deswegen das Engagement einzustellen, kommt nicht infrage, eher im Gegenteil, betont Hannelore Rüther: „Das ist eher Ansporn, weiterzumachen.“
„Ihr tretet ein für die Rechte von Menschen, denen es an Lobby fehlt“ – so formulierte es Freya Lüdeke in ihrer Laudatio zur Verleihung der „Jülicher Klippe“ an den Arbeitskreis Asyl e.V. im Jahr 2018.
Seit 1985 macht der AK Asyl immer weiter und leistet diese ehrenamtliche Lobbyarbeit. Damals fand sich in Jülich eine Gruppe von Frauen um Karin Bittmann zusammen, um „sich zu kümmern“. Auslöser war eine Gruppe geflüchteter junger Männer, die in Güsten in Containern untergebracht waren, berichten Bittmann und ihre Mitstreiterinnen in der Rückschau. Marianne Kemmerling befand damals, dass man doch etwas tun müsse, um diesen Menschen zu helfen, ihnen das Ankommen zu erleichtern.
Zu Beginn besuchten Karin Bittmann, Friedel Fischermann und Marianne Kemmerling, etwas später unterstützt von Barbara Simons, Hannelore Rüther und weiteren Helfern, geflüchtete Familien in ihren Unterkünften. Daraus seien „emotionale Bindungen“ und Freundschaften entstanden, die bis heute andauerten. Unterstützung fanden die ehrenamtlichen AK-Mitglieder unter anderem bei Freya Lüdeke und Heike Winzenried, die „uns als hauptamtliche Tätige immer sehr unterstützt haben“. Auch mit dem Flüchtlingsrat Düren habe man immer gut zusammengearbeitet. „Das war unser immer unser Anker, um gut informiert zu sein“, drückt es die aktuelle Vorsitzende aus.
Das Engagement im AK Asyl konfrontiert die Mitglieder immer wieder auch mit „widrigen Umständen“: Diese reichen vom „schräg angeschaut“ werden zu Beschimpfungen als „Gutmensch“ und ähnlichem. Schlimmer jedoch seien die Schicksale, mit denen man sich auseinandersetzt, der Frust, wenn mal wieder etwas nicht ginge, die Hilflosigkeit angesichts etwa langwieriger Familienzusammenführungen. Da müsse man auch gut auf sich selbst aufpassen und gucken, was man verkraftet.
Die Arbeit des AK Asyl ist lange, neben Spendengeldern, durch die sogenannte KOMM-AN-Förderung des Landes Nordrhein-Westfalen finanziert worden. Diese ist mit Beginn des Jahres 2025 ausgelaufen, was nicht nur in Jülich die ehrenamtlichen Helferinnen vor Schwierigkeiten stellt. Hilfe kostet, bei aller umsonst geleisteten Arbeit, Geld. Es gäbe zwar weiterhin die Möglichkeit, finanzielle Förderung zu erhalten. Dafür müsse nun allerdings zwingend der Nachweis geführt werden, dass diese Mittel „der Prävention von Terrorismus und Islamismus dienen“ – nach Ansicht des AK Asyl eine schwierige Formulierung, stelle man so alle Geflüchteten zunächst unter Generalverdacht.
Aufgeben ist dennoch keine Option. „Wir wollen dieses regionale Angebot mit Herz für diese Stadt erhalten“, Susanne Schlüter. Viele der ehemaligen „Schützlinge“ des AK Asyl helfen inzwischen dabei, so wie Amina Ritzwi: „Heute bin ich nicht mehr jemand, der Hilfe braucht, sondern jemand, der selbst anderen helfen kann.“