Start Stadtteile Jülich Was im Gehirn passiert

Was im Gehirn passiert

Dr. Casey Paquola wird mit dem Förderpreis „For Women in Science“ ausgezeichnet. Die Neurowissenschaftlerin im Bereich Computational Neuroscience vom Forschungszentrum Jülich ist eine von vier Nachwuchsforscherinnen, die in diesem Jahr den mit jeweils 25 000 Euro dotierten Preis erhalten. Vergeben wird die Auszeichnung von L’Oréal, der Deutschen UNESCO-Kommission und dem Deutschen Humboldt-Netzwerk.

0
0
TEILEN
Dr. Casey Paquola wird für ihre Forschung ausgezeichnet. Foto: FZ Jülich/Sascha Kreklau
- Anzeige -

Die gebürtige Australierin promovierte an der Medizinischen Fakultät der Universität Sydney und arbeitete anschließend als Postdoc am Montreal Neurological Institute in Kanada, bevor sie nach Jülich kam. Im Zentrum von Paquolas Forschung steht die große Frage: Wie entwickelt sich das menschliche Gehirn von der Geburt bis ins Erwachsenenalter – und wie formen Veränderungen im Gehirn die Reifung kognitiver Fähigkeiten und welche tragen zum Entstehen psychischer Erkrankungen bei? Zur Beantwortung dieser Fragen bewegt sich die Wissenschaftlerin an der Schnittstelle zwischen Mikroskopie, Neuroimaging und Computermodellierung.

Schon als Jugendliche fragte sich Casey Paquola, was im Gehirn passiert, wenn wir träumen oder unsere Vorstellungskraft nutzen. Diese frühe Faszination begleitet sie bis heute. Am Forschungszentrum Jülich untersuchte sie unter anderem das sogenannte Default Mode Network (DMN) – ein Netzwerk von Hirnregionen, das gerade in solchen Momenten besonders aktiv ist.

- Anzeige -

In einer aktuellen Studie kombinierte sie mikroskopische Gewebeanalysen mit hochauflösender Bildgebung und zeigte: Das DMN ist kein einheitliches System, sondern besteht aus unterschiedlich strukturierten Bereichen – einige sind stark mit sensorischen Arealen verknüpft und reagieren auf äußere Reize wie Gerüche oder Musik, andere sind stärker abgeschirmt und unterstützen introspektive Prozesse wie Selbstreflexion oder Zukunftspläne. Diese Architektur bestimmt maßgeblich, ob Gedanken von Sinneseindrücken angestoßen werden oder aus inneren Prozessen entstehen. Diese Einsichten helfen zu verstehen, wie äußere Reize in unsere innere Gedankenwelt übersetzt werden – und warum manche Erinnerungen so lebendig zurückkehren können.

Ihre Forschung liefert neue Einblicke in die Grundlagen unseres Denkens – und in die Mechanismen, die unser inneres Erleben prägen. Gleichzeitig können die Ergebnisse helfen, psychische Erkrankungen besser zu verstehen.

Dr. Casey Paquola wird mit dem Förderpreis „For Women in Science“ ausgezeichnet. Die Neurowissenschaftlerin im Bereich Computational Neuroscience vom Forschungszentrum Jülich ist eine von vier Nachwuchsforscherinnen, die in diesem Jahr den mit jeweils 25 000 Euro dotierten Preis erhalten. Vergeben wird die Auszeichnung von L’Oréal, der Deutschen UNESCO-Kommission und dem Deutschen Humboldt-Netzwerk.In einer weiteren Studie widmete sich ihr Team der frühen Gehirnentwicklung von Neugeborenen. „Mit der Geburt tritt das Gehirn in eine neue Phase ein”, erklärt Paquola. „Vor der Geburt herrscht ein streng regulierter genetischer Bauplan, danach übernimmt die Außenwelt das Kommando.“ Ihr Team wertete fast 600 Gehirnscans von Früh- und Termingeborenen aus. Das Ergebnis: Die letzten Wochen im Mutterleib prägen die Architektur des Gehirns weit stärker als die ersten Lebenswochen.

Dass sie diesen Weg in Deutschland gehen kann, empfindet sie als großes Glück. In Australien, ihrer Heimat, gibt es für Nachwuchsforschende deutlich weniger umfangreiche Fördermöglichkeiten. In Jülich erhält sie nicht nur institutionelle Unterstützung für ihr Team und ihre Arbeit, sondern auch ganz praktische Hilfe: Die Kita liegt direkt auf dem Campus, in Sichtweite ihres Büros. „So konnte ich selbst entscheiden, wann ich nach der Geburt meines Sohnes ins Labor zurückkehre – so, wie es zu unserer Familie passt.“

Für sie schließen sich Forschung und Alltag, Wissenschaft und Mutterschaft nicht aus. „Die Entwicklung eines Gehirns zu verstehen, das gerade beginnt, die Welt zu begreifen, ist für mich die spannendste Aufgabe überhaupt.“

Zum vollständigen Beitrag auf der Seite des Forschungszentrums.


§ 1 Der Kommentar entspricht im Printprodukt dem Leserbrief. Erwartet wird, dass die Schreiber von Kommentaren diese mit ihren Klarnamen unterzeichnen.
§ 2 Ein Recht auf Veröffentlichung besteht nicht.
§ 3 Eine Veröffentlichung wird verweigert, wenn der Schreiber nicht zu identifizieren ist und sich aus der Veröffentlichung des Kommentares aus den §§< 824 BGB (Kreditgefährdung) und 186 StGB (üble Nachrede) ergibt.

HINTERLASSEN SIE EINE ANTWORT

Please enter your comment!
Please enter your name here