Tilo Eckhardt ist ein mutiger Autor. Der deutschschweizerische Lektor, Verleger, Autor und Literaturagent hat sich für seine beiden Kriminalromane an niemand Geringeren als Thomas Mann als einer der Hauptfiguren bedient. Und das zum 125. Geburtstag eines der wichtigsten Autoren des 20. Jahrhunderts.
Thomas Manns konsequente Haltung und Flucht vor den Nazis wird somit auch zum Haupterzählstoff des Buches. In zwei Episoden wird beschrieben, wie der Autor zum Nationalsozialismus Stellung bezogen hat – real als Gegner – und fiktiv dabei verschiedene spannende Abenteuer in Lettland (Band 1) und in Zürich (Band 2) erlebt. Dabei stets an seiner Seite – neben der Familie des Dichters – sein litauischer Übersetzer, den er beim deutschen Namen Müller nennt. Im Laufe der Erzählungen kommt dann noch der Hund Ludovik dazu, der Müller treu begleitet.
Es ist tatsächlich interessant, wie Eckardt Lebensstationen von Thomas Mann nutzt, zum Beispiel das (ehemalige) Sommerhaus in Nida (Nidden), heute ein dem Schriftsteller gewidmetes Kulturzentrum, die Umgebung von Haff und Nehrung und dabei typische Lebenssituationen in seine Geschichte einflechtet. Alles beginnt mit Gedanken, aufgeschrieben per Hand am Strand auf einem einzigen Blatt, das unter dubiosen Umständen in die falschen Hände kommt. Mann, Müller und Ludovik, der in den entscheidenden Phasen oft eine Hauptrolle einnimmt, werden so zu Verbündeten. Geschrieben sind die Bücher in Ich-Form, von Müller an seinen Urenkel überliefert.
Wer nun einen tiefen und intellektuellen Exkurs zu Thomas Mann erwartet, sollte einen Bogen machen. Hier handelt es sich eher um leicht zu lesende und kurzweilige Abenteuergeschichten über das Gute und das Böse in den aufkommenden dunklen Jahren des letzten Jahrhunderts.
BUCHINFORMATION
Tilo Eckardt: Der Fall Thomas Mann „Gefährliche Betrachtungen“ | Droemer Knaur | geb. 304 S. | ISBN 978-3-426-56018-1 | 22 Euro
Tilo Eckardt: Die Affäre Thomas Mann „Unheimliche Gesellschaft“ | Droemer Knaur | geb. 288 S. | ISBN 978-3-426-56021-1 | 22 Euro