Schlag auf Schlag setzte die Airlettes-Maschine mit den Klassikern „Bei mir bist du schoen“, „Mr. Sandman“ und „Don’t sit under the Apple-Tree“ in bestem Andrews-Sisters-Style direkt zu Beginn zum Steilflug an.
„Das ist das erste Mal, dass die Airlettes zu zweit versuchen, dreistimmig zu singen“, erklärte Sängerin Marion Wulf. Schließlich musste sie mit Airlettes-Urgewächs Stefanie Bruckner den Ausfall der erkrankten Paulina Plucinski kompensieren, was beiden aber gemeinsam augen- und ohrenscheinlich problemlos gelang.
Wie gut, dass keine Bitte zum Anschnallen erfolgte. So konnten die begeisterten Zuhörerinnen und Zuhörer ihrem Bewegungsdrang durch rhythmisches Mitschwingen und Klatschen bestens Ausdruck verleihen, als die Airlettes-Besatzung zu einer Kreuzfahrt quer durch die jüngere Musikgeschichte ansetzte.
Rihanna, Beyonce und All-4-One wurden dabei genauso musikalisch durch ihre Songs zur Mitreise eingeladen wie auch Daft Punk und Lenny Kravitz. Die Flugbegleiterinnen betteten in ihren Anweisungen immer wieder charmante Geschichten ein. So outete sich Stefanie Bruckner als ehemalige Teilnehmerin der Mini-Playback-Show und eines Pipi-Langstrumpf-Musicals. Dabei wurde die klassische Pipi-Langstrumpf-Melodie in Moll mit Mathias Reims „Verdammt, ich lieb’ dich“ kombiniert. Schließlich sei sie als Kind in Reim verliebt gewesen.
Derweil gab Drummer Caspar Hachfeld eine stimmlich überzeugende Parodie auf Marijke Amado, Moderatorin der Mini-Playback-Show. Überhaupt bewies die kongeniale Backing-Band viel Spielwitz und eine perfekte Teamarbeit. Wohltuend hielt sich das Trio während der Gesangsparts zurück, erzeugte dabei einen dichten Sound, ohne an Drive und Intensität zu verlieren.
Die Freiräume, die sich boten, nutzte Pianist Sebastian Strahl immer wieder für einfühlsame wie eindringliche Improvisationen als Sahnehäubchen für den jeweiligen Song. Aber auch Caspar Hachfeld erhielt die Gelegenheit, auf seiner Flugshow sicher durch sein versiertes Schlagzeug-Gewitter zu geleiten. Stephan Pfaff derweil brillierte sowohl zupfend am Standbass als auch funkensprühend am E-Bass.
So demonstrierte die Rhythmus-Sektion, dass sie in vielfältigen musikalischen Sphären zuhause ist, egal ob Jazz, Pop, Funk oder Rock. Auch stimmlich fügten sie dem Airlettes-Repertoire eine Extranote zu, als sie eine Passage von „Teenage Dirtbag“ abwechselnd mit hohem Falsett bis zum tiefem Bass veredeln.
Ein Glücksgriff ist dem Jülicher Jazzclub unter Leitung von Rainer Treichel mit dieser Verpflichtung gelungen. Und als die klangliche Tour mit Glenn Millers „Moonlight Serenade“ und „Hit the Road Jack“ von Ray Charles die Reise dem Ende zuschwebte, mochte das begeisterte Publikum dies nicht wahrhaben. Bei den Airlettes war es halt einfach zu schön. Doch mit dem „Boogie Woogie Bugle Boy“ als Zugabe war der Rundflug wieder bei den Andrew Sisters angelangt und ein wunderbarer Konzert-Abend zu Ende.
Fotos Dorothée Schenk