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Den Kompass im Blick haben

Die neue Legislaturperiode hat begonnen. Fünf Jahre lang werden die Jülicherinnen und Jülicher nun mit ihren Gewählten durch Wohl und Wehe gehen. Dass einige Fallstricke ausliegen, ist bereits im Wahlkampf deutlich geworden. Ein kleines Nachdenkstück über die „Lage der Stadt“.

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Sagen wir mal so: Derzeit befindet sich die Jülicher „Politik“ noch in der Findungsphase. Gerade sind die Posten zu nicht aller Zufriedenheit verteilt worden – parteiintern vom Fraktions- bis zum Parteivorsitz, die Ausschussvorsitze, stellvertretende Bürgermeisterposten, Aufsichtsratssitze. Wie der Mensch so ist, gibt es solche, denen Qualifikationen zugesprochen werden, und solche, die von sich selbst glauben, qualifiziert zu sein. Schwierig wird es, wenn nicht eine Sachabwägung zur Besetzung von „Posten“ führt, sondern verbale Ellenbogen und Machtkämpfe. Das Grummeln ist bis in die Redaktion zu hören. Dabei hat die eigentliche Arbeit noch gar nicht begonnen.

Medienschaffende sollen Mittler sein zwischen Politik, Verwaltung und – im Falle des HERZOGs – Leserschaft. Das ist kein leichtes Unterfangen. Es ist eine Frage der Verantwortung gegenüber Gesellschaft, Demokratie und dem Schutz Einzelner. Im Raum steht die Abwägung, ob Klicks und Schlagzeilen im Fokus stehen oder Aufklärung, bei der so manche Hintergrundinformation unveröffentlicht bleibt.

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Bereits im Wahlkampf hat sich gezeigt, dass sich die meisten Parteien als Demokraten verstehen. Wer aber hinter die Kulissen guckt, dem kommen Zweifel. Das gilt für die Motivation Einzelner: Ist es Überzeugung oder Eitelkeit, geht es um die Sache oder Prestige? Und auch das Verständnis, wie ein gesitteter Wettstreit um Stimmmehrheiten laufen sollte, ist kritikwürdig. Mit Falschbehauptungen oder Populismus ist zu Werke gegangen worden, Rassismus und persönliche Angriffe hatten Raum. Schon im Simplicissimus stand: „Die Politik verdirbt den Charakter.“

Das ist richtig, weil Politik von Menschen gemacht wird. Menschen, die sich im besten Sinne für das Gemeinwohl engagieren und viel Zeit investieren. Politik bedeutet „die Dinge der Stadt“. Darum soll es gehen. Wenn es aber „menschelt“, bilden Befindlichkeiten eine unheilige Allianz mit der Aufgabe, das Ziel zu verfolgen, sich für die Bürgerschaft einzusetzen. Selbstlosigkeit, also Engagement ohne persönlichen „Benefit“, ist nicht selbstverständlich.

Alle, die möchten, können sich die „Schuhe“ anziehen. Wahrscheinlicher jedoch ist, dass jeder im Spiegel das Verhalten anderer erkennt. Deshalb braucht es Selbstreflexion und Demut – und das Bewusstsein, dass demokratische Strukturen geschützt werden müssen.

Daran richtet sich der HERZOG aus – auch wenn darüber sicher unterschiedliche Meinungen bestehen. Unsere Aufgabe ist es, zu beobachten, zu wissen, zu berichten und einzuordnen, nicht aber zu verurteilen. Das wird sicher nicht in allen Fällen gelingen, denn für die Medien gilt dasselbe wie für die Politik: Sie sollen der Allgemeinheit dienen werden aber von Menschen gemacht. Doch den Kompass nicht aus den Augen zu verlieren und die eigene Arbeit daran zu messen, bleibt das Ziel.
Das wünsche ich mir für Jülich und seine Bürgerschaft von „der Politik“. Es stehen wichtige Entscheidungen an, bei denen Personalgerangel und taktisches Gegeneinander keinen Platz haben dürfen.


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