Am 18. November 1965 schrieben die polnischen Bischöfe einen bahnbrechenden Brief an ihre deutschen Amtsbrüder: „Wir vergeben und bitten um Vergebung.“ Das waren 20 Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg unerhörte Worte aus Polen, das in dem Krieg so viel Leid durch Deutschland erfahren hatte. Und dieser Schritt legte das Fundament für eine Annäherung, ohne die Gräuel zu relativieren. Die polnischen und deutschen Bischöfe gedenken dieses Jahr an diesem Tag in einer gemeinsamen Veranstaltung dieses mutigen Schrittes. In Jülich findet sich ein wichtiges Zeugnis dieser Zeit.
Der bekannte Künstler HAP Grieshaber hatte von der polnischen Initiative inspiriert eine Passion im „holzschnittartigen“ Stil der mittelalterlichen Darstellungen gestaltet, eine grafisch stark reduzierte Zeichensprache voller Symbolik. Gedacht war der Entwurf für eine deutsche Versöhnungskirche in Auschwitz – die aber aufgrund des Kalten Krieges nicht realisiert wurde. Der Zyklus wurde dann vom Land Baden-Württemberg für die wiederaufgebaute barocke Hofkirche in Bruchsal ausgewählt und von Grieshaber dort in einer farblich reduzierten Fassung in Weiß-Gold realisiert. Die farbige Fassung hatte der Künstler mit den drei Grundfarben Grün, Rot und Gelb entwickelt, mit der er damals gerade seine Volieren strich. Diese erschien 1967 als großformatiges Druckwerk mit Meditationen von Kardinal Wyszynski, dem Primas von Polen, in einer Auflage von 3000 handgedruckten Exemplaren (Nr. 2311 in der Jülicher Museumsbibliothek).
Als Vorzugsausgabe wurden 50 signierte und ungefalzte Abzüge der Holzschnittfolge mit variierender Farbgebung gefertigt. Eine davon gelangte als Ausstattung in die 1971 im Nordviertel neu errichtete Kirche St. Franz Sales. – In Jülich ist mit diesem international bekannten Kunstwerk ein wichtiger Hoffnungsschimmer präsent, der aktuell bleibt: Versöhnung ist möglich, braucht aber mutige Initiative!
















