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Der Weg ist das Ziel

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Peer Kling. Foto: Volker Goebels
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In dem Film „Der Salzpfad“ geht es um ein Ehepaar, das finanziell und gesundheitlich existenziell bedroht ist und eine Art verzweiflungsorientierte Flucht nach vorn betreibt. Ähnlich wie Hape Kerkelings Suche nach sich selbst auf dem Jakobsweg in dem Buch und Film „Ich bin dann mal weg“ erforschen die beiden, Raynor Winn (Darstellerin: Gillian Anderson) und ihr Ehemann Moth Winn (Darsteller: Jason Issacs) einen Ausweg aus ihrem Dilemma. Sowohl Hape als auch die beiden genügen dabei dem Thema „QWahl“ dieser HERZOG-Ausgabe und gelangen jeweils durch die physischen Strapazen an ihre Grenzen, wobei das englische Paar zudem unter extremer Mittellosigkeit leidet und der Sturm den beiden auch noch das bisschen Zeltdach abtrotzt.

Insbesondere für den Ehemann ist es ein qualvoller Leidensweg, da ihm durch seine unheilbare Krankheit jeder Schritt sichtbar Schmerzen bereitet. So bezeichne ich sie als den Prototyp des „Pain Pilger Paares“. Erbsen im Schuh sind nicht notwendig. Auf 1000 Kilometern Wegstrecke begegnen sie und damit ja auch wir verschiedenen eigentümlich skurrilen Figuren und vor allem der Natur in ihrer Schönheit aber auch in ihrer Gnadenlosigkeit. Die unter dem Namen „Salzpfad“ bekannte Wanderstrecke des South West Coast Path führt entlang der rauen Küste Südwestenglands. Ihm tut zwar jeder Schritt weh, aber step by step gelangt er nicht nur strecken-mäßig nach vorn sondern kommt auch der Akzeptanz, der Bewältigung und Überwindung seiner Krankheit näher. Die heilende Kraft der Natur bringt neue Hoffnung und gesundheitliche Besserung.

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Der Film beruht auf einer wahren Geschichte, die die 1962 geborene Raynor Winn unter dem in 17 Sprachen übersetzten Titel „Salzpfad“ als ersten von insgesamt bislang drei Romanen als weltweiten Bestseller veröffentlicht hat. Buch und Film suggerieren: Die Eheleute verloren 2012 ihr Haus, ihre Ersparnisse und ihre Erwerbsmöglichkeit. Missglückte Investition in das Unternehmen eines Freundes seien der Grund. Der „Observer“ dagegen bezichtigt die Autorin der Veruntreuung von Geldern und einer damit verbundenen Abwärtsspirale. Die erhobenen Vorwürfe liegen für mich nicht so sehr im Fokus. Als Tatsache bleibt unumstritten: Die beiden sind mittellos und sie wandern in ihrer Aus-WEG-losigkeit, ihren Schicksalsweg durch eine Landschaft, die wir 115 Film-Minuten lang fürchten oder genießen können und das ohne zu frieren oder nass zu werden.

Die 1966 geborene Regisseurin des Films, Marianne Elliott entstammt einer Schauspieler- und Theaterdynastie und hat sich selbst erfolgreich voll und ganz dem Theater verschrieben. „Salzpfad“ ist ihre erste Filmregie. Ihr Film macht Mut, in scheinbar ausweglosen Lebenssituationen nicht aufzugeben, besticht durch seine Darstellung der Natur und berührt durch die unerschütterliche Solidarität in der gelebten Zweisamkeit eines Paares, das durch dick und vor allem auch durch dünn geht.

„Salzpfad“ läuft am Mo, dem 15.9.25 und am Di, dem 16. September jeweils um 20 Uhr im Kuba-Kino.

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Peer Kling
Peer Kling, typisches "KFA-Kind", nicht aus der Retorte, aber in der zweiten Volksschulklasse nach Jülich zugezogen, weil der Vater die Stelle als der erste Öffentlichkeitsarbeiter "auf dem Atom" bekam. Peer interessiert sich für fast alles, insbesondere für Kunst, Kino, Katzen, Küche, Komik, Chemie, Chor und Theater. Jährlich eine kleine Urlaubsreise mit M & M, mit Motorrad und Martin.

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