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Vom kleinen König Mangold

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Chorleiterin Judith Konopka ist unter die Kinderbuchautorinnen gegangen. Foto: Stephan Johnen
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Zeit ist eine knappe Ressource. Und damit wertvoll. Judith Konopka weiß zwar, wie Langeweile buchstabiert wird, schließlich ist sie Lehrerin. Aber langweilig ist ihr eigentlich nie, denn neben Beruf und Familie ist die Pädagogin in Jülich auch als Leiterin des A-cappella-Chors NOTSI(N)GNAL bekannt. Dass sie also nun unter die Kinderbuch-Autorinnen geht, ist einem Herzenswunsch geschuldet, in den sie viel Zeit investiert hat. Und auch Geld, aber das ist keine Geschichte, die heute erzählt werden soll. Fünf Jahre jedenfalls ist es her, dass sie den Entschluss fasste, ein Kinderbuch zu schreiben, das es so auf dem Markt noch nicht gab. Ein modernes Märchen, mit modernen Elementen. Und selbst gestalteten Mandalas, da ihr das Konzept dieser auf einen Mittelpunkt bezogenen Kunstwerke schon immer gut gefallen hat. Die Idee hinter dem Entschluss ist sogar noch viel älter. Dass es jetzt vom Startschuss bis zur Veröffentlichung fünf Jahre dauerte, war nicht geplant, ist aber auch nicht schlimm. Diese Zeit hat sie sich genommen. So ist das mit Herzenswünschen.

„Besuch für König Mangold“ heißt das Buch für Kinder ab 6 Jahren, bei dem nicht nur das Format irgendwie anders ist. Farben, Formen, die gesamte Aufmachung mit den selbst aus Fotografien gestalteten Mandalas, deren „kaleidoskopierte“ Motive selbst Neues wie Gesichter oder insektenähnliche Wesen schaffen, manchmal durch reinen Zufall: Hier fällt etwas gehörig aus der Reihe. Übrigens auch der Schaffensprozess. Als Erstes stand nämlich das Konzept der Mandalas – verbunden mit der Frage: „Was kann ich damit machen!?“ Die Antwort: Eine Geschichte erfinden, die dazu passt – und eine Illustratorin/einen Illustrator finden, die/der die Figuren in die aus Mandalas gestaltete Welt zeichnet. Klingt einfach, war es aber nicht. Den Stift nahm schließlich Illustratorin Ingrid Hespenheide in die Hand, die für den Comic-Stil verantwortlich zeichnet und sich auf das Abenteuer einließ. Oft nicht benannt, aber nicht unwichtig gerade beim ersten Buch: Lektorin Julia Skelac, die sich traute, auf kleine, mittlere und größere Ungereimtheiten hinzuweisen. „Ich habe zwei tolle Frauen gefunden, die mir unter die Arme gegriffen haben“, bedankt sich Judith Konopka für die Unterstützung,

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Entstanden ist die fantastische Welt von König Mangold, dessen Krone nicht aus Edelmetallen und Edelsteinen besteht, sondern, richtig geraten, aus Mangold. Freut er sich, stehen die Gemüseblätter hoch, ist er traurig, hängen sie herab. Dieser König lebt, wie es sich für Vertreter seines Standes gehört, in einem Schloss. Von dort aus herrscht er über sein Reich, in dem er viele Tiere seine Freunde nennt . Es ist eine kleine, aber sehr fein konstruierte Welt aus farbenfrohen Mandalas, die dem König Kraft geben und ihn entspannen, da sie eine ruhende Mitte besitzen, von der alles Leben ausgeht. Besuch hat er in dieser Welt schon sehr lange nicht mehr empfangen, die „andere Welt“ außerhalb seines Schlosses betritt er lieber gar nicht mehr, da er dort als kauzig abgestempelt wird.

„Diese Welt da draußen ist nichts für mich. Sie ist laut und voller Gefahren“, verrät er den beiden Mädchen Mandira und ihrer Freundin Jule, die es irgendwie mit ihrer optimistischen Unbefangenheit geschafft haben, die Tür zum Schloss (und damit zur Traumwelt des Königs) zu öffnen und die Isolation zu durchbrechen. Doch wer sich wie die zwei Freundinnen Zeit nimmt, König Mangold in seiner fantastischen (ja fantasierten!?) Welt zu besuchen, sollte selbst ausreichend Zeit mitbringen, um nicht nur ganz genau die Mandalas zu betrachten, sondern auch den eigenartigen König besser kennen- und verstehen zu lernen. Gut, keine fünf Jahre, aber auch deutlich mehr als zehn Minuten zum Durchblättern. Denn wer wie Judith Konopka so viel Zeit in ein Buch investiert, der lässt es weder an Details noch Tiefgründigkeit mangeln – ohne dabei die Leichtigkeit des Seins von Mandira und Jule und somit der Zielgruppe aus den Augen zu verlieren.

Wer gut hinschaut, (zwischen den Zeilen des Königs) liest und betrachtet, mag schnell erkennen: So fremd ist uns der schrullige Herrscher eigentlich gar nicht. Er hat sich zurückgezogen, verletzt vom Leben. Er fühlt sich einsam, obwohl er es nicht sein müsste. An dieser Stelle kommt Mandiras Großvater ins Spiel, der seit dem Tod seiner Frau auch überwiegend allein zuhause sitzt. Nicht in einem Schloss, sondern in einer Sepia-Welt der Erinnerung. Achtung, Spoiler: Auch hier schafft es Mandira mit ihren Besuchen, etwas in Bewegung zu setzen, eine verengte Welt wieder zu weiten, die Isolation zu beenden. Oder steht die Traumwelt von König Mangold in Wirklichkeit sogar für das Leben des Großvaters? Wie auch immer – den Schlüssel halten Mandira und Jule in der Hand. Menschlichkeit, zwischenmenschliche Interaktion, Offenherzigkeit, Interesse, Unvoreingenommenheit: Der Schlüssel hat viele Namen, ist aber universell einsetzbar. Es lohnt sich, hinter die Dinge zu schauen, Anders-sein nicht ausgrenzend zu verstehen. Die Kinder haben schnell kapiert, was die Älteren vielleicht schon wieder vergessen oder verdrängt haben.

„Ich war immer glücklich, wenn ich an diesem Buch gearbeitet habe“, sagt Judith Konopka rückblickend. Auch wenn die Arbeit daran manchmal eine Extrarunde nach der anderen drehte und es immer neue Herausforderungen zu meistern gab. Und jetzt, wo alles fertig ist? „Es macht mich stolz. Ich finde das Buch wunderschön, es ist etwas wirklich Wunderbares. Die Zeit hat sich offenbar nicht nur für mich selbst gelohnt“, sagt sie strahlend, denn es gibt positive Reaktionen von Kindern, aber durchaus auch von Erwachsenen. „Es soll nicht das letzte Buch bleiben“, untermauert Judith Konopka den festen Willen, Ideen gibt es auch schon – und es sollte dieses Mal unter fünf Jahren zu schaffen sein. Schließlich sind Autorin, Illustratorin und Lektorin jetzt ein eingespieltes Team.

BUCHINFORMATiON
Judith Konopka: Besuch für König Mangold / Ingrid Hespenheide (Illustratorin) | Lauinger Verlag | 88 S. gebunden | ISBN 978-3-7650-8660-1 | 17 Euro

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Stephan Johnen
Kein Muttkrat, aber im Besitz einer Landkarte. Misanthrop aus Leidenschaft, der im Kampf für Gerechtigkeit aus Prinzip gerne auch mal gegen Windmühlen anreitet. Ist sich für keinen blöden Spruch zu schade. Besucht gerne Kinderveranstaltungen, weil es da Schokino-Kuchen gibt, kann sich aber auch mit Opern arrangieren.

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