Vermittler, Impulsgeber, Sitzungsleiter, Repräsentant und am besten auch Organisationstalent – das alles und noch ein bisschen mehr muss der Vorsitzende eines Fußballkreises sein. Davon jedenfalls ist Michael Lingnau, der „Neue“ in dieser Position beim Fußballkreis Düren, überzeugt. Mitte Mai hat Lingnau das Amt angetreten. Zeit für eine erste Zwischenbilanz.
Der „Vereinsmeier aus Überzeugung“ folgt auf Daniel von Lüninck, der nach einer Amtszeit seinen Posten wieder zur Verfügung stellte.
Eines war ihm von vornherein besonders wichtig, so Lingnau: ein Team. „Wir werden uns die Bälle zuspielen“, bleibt der Vorsitzende im Fußball-Bild, „und uns die Aufgaben aufteilen.“ Zu den Aufgaben, die aufgeteilt werden müssen, gehört es unter anderem, die einzelnen Vereine persönlich zu besuchen, sei es bei besonderen Turnieren oder auch „nur“ zu einer Vorstandssitzung.
Kontakte knüpfen und pflegen und eine funktionierende Kommunikation untereinander zu etablieren, darüber hinaus auch das „Demokratieverständnis“ zwischen den einzelnen Vereinen und dem Verband zu stärken, zählt Lingnau einige Anliegen auf, die ihn in seinem neuen Amt umtreiben. Denn eines habe ihn die „Vereinsbrille“ gelehrt, die er als Vorsitzender des SC Jülich 1910/97 / Hoengen e.V. seit 2008 trägt: „Man findet nicht immer alles gut, was vom Verband entschieden wird.“
Der Vereinsfußball in Deutschland sei sehr stark strukturiert, organisiert und reglementiert. Im praktischen Alltag entscheiden die Vereine zwar selbst über ihre Arbeit, in der Organisation sei man jedoch vom Verband abhängig. So gibt es beispielsweise strenge Strafgebühren für diejenigen Vereine, die sich an die Regeln nicht halten und etwa Spielberichte nicht korrekt oder verspätet einreichen. Da kommt schon mal Unmut auf, und man versteht, warum sich Lingnau auch in der Vermittler-Rolle sieht.
Auch Stellvertreter Sven Kirfel und Kreisgeschäftsführer Jörg Specht kommen aus dem aktiven Vereinsleben. Beide sind ebenfalls Vorsitzende. „Das hilft uns meiner Meinung nach sehr, denn wir verstehen, wie sich die Vereine fühlen.“ Gemeinsam, das betont Lingnau an dieser Stelle noch einmal und nennt Hans-Peter Hahnengress und Frank Caspers als weitere unverzichtbare Teile der „internen Aktionsgruppe“, wollen sie die Vereinsinteressen innerhalb des organisierten Fußballs besonders in den Blick nehmen.
Darüber hinaus will sich Lingnau seinem „Lieblingsthema“, dem Frauenfußball, besonders widmen. Hier sieht er einigen Nachholbedarf. Gemeinsam mit Monika Kuckartz, Frauenbeauftragte beim Fußballkreis, will er neue Wege gehen. „Die Vereine dürfen Frauenmannschaften nicht als ‚Alibi‘ laufen lassen“, fordert Lingnau und überlegt laut, dass man eventuell regulierend „von oben“ eingreifen müsse. Eine Idee gefällt ihm besonders gut: Der neue Vorsitzende würde gerne eine große kreisweite Veranstaltung für den Frauenfußball etablieren, etwa ein besonderes Turnier, das zur festen Institution werden könnte. Das könne Anreize bieten, hofft er. Der zweite persönliche Schwerpunkt von Michael Lingnau in Sachen Fußball sind Kinder und Jugendliche. Zu seinem Bedauern gebe es bereits bei zahlreichen Vereinen keine Jugendabteilung mehr. Einen Grund vermutet Lingnau in den Finanzen, denn in den vergangenen Jahren sei eine Vielzahl neuer Regelungen – die Geld gekostet hätten – eingeführt worden. So mussten die Vereine etwa spezielle Tore für Training und Spielbetrieb anschaffen. Da könne vielleicht ein Unterstützungsfonds Abhilfe schaffen. Denn um den Nachwuchs müsse man sich besonders kümmern.