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Antisemitismus in der Musik

Die Ev. Erwachsenenbildung setzt die beliebte Seminarreihe mit dem Musikjournalist Piedro Obiera fort

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Foto: Steve Buissinne | Pixabay
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In Opern kommen musikalische, literarische, weltanschauliche, religiöse und historische Aspekte wie ein Amalgam zusammen. Heutige Aufführungen und Inszenierungen aktualisieren diese Werke in unsere Gegenwart, und die Aufführungsgeschichte zeigt wie diese Zusammenhänge immer wieder neu interpretiert wurden. Daher ergeben sich viele Ansatzpunkte zur Klärung unseres Selbstverständnisses. Die beiden Seminare in diesem Jahr werden der Frage des Antisemitismus – beziehungsweise Antijudaismus – in Opern nachgehen und als Online-Seminare durchgeführt.

Teil I: Richard Wagner – das geniale Ärgernis
„Der Antisemitismus Richard Wagners ist unentschuldbar und sorgt für anhaltende, teilweise erbitterte Diskussionen um die Frage, wie man mit der Genialität seiner Werke und der Verwerflichkeit seiner moralischen Gesinnung umgehen soll“, erklärt Referent Pedro Obiera. Diskussionen, die nach dem Krieg vor dem Hintergrund der unvorstellbaren Gräuel im Rahmen der Shoa an Schärfe zugenommen haben. In Israel sei Wagner nach wie vor eine „persona non grata“, gleichwohl setzten und setzen sich jüdische Dirigenten wie James Levine und Daniel Barenboim leidenschaftlich für dessen Werke ein. Diskussionen und Gewissenskonflikte, die in Wagners Zeit keine oder eine andere Rolle spielten.

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„In meinem Vortrag versuche ich, möglichst sachlich, Wagners in seiner Schrift ,Das Judenthum in der Musik‘ nachweisbaren Antisemitismus aus der Perspektive seiner Zeit zu reflektieren, mögliche antisemitische Elemente in seinen Werken aufzuspüren und die Frage zu klären, welchen Einfluss Wagner auf die radikalisierte Entwicklung des Antisemitismus im 20. Jahrhundert hatte und wie man mit dem fragwürdigen Phänomen Wagner nach 1945 verfahren ist“, gibt Obiera einen Ausblick auf den Inhalt des Seminars.

Teil II: Die Mendelssohns – eine deutsch-jüdische Familiengeschichte
In seiner Hetzschrift „Das Judenthum in der Musik“ führt Richard Wagner Felix Mendelssohn-Bartholdy als Musterbeispiel eines begabten Musikers an, dem es bei allem Talent aufgrund seiner jüdischen Herkunft verwehrt bleibe, „die Seele der Menschen erreichen“ zu können. „An der Geschichte der weit verzweigten Familie der Mendelssohns, die herausragende Philosophen und Musiker sowie erfolgreiche Bankiers hervorgebracht hat, lässt sich ablesen, dass Wagners Ressentiments nur ein Glied in einer politisch und gesellschaftlich tief verwurzelten Historie des Antisemitismus bilden“, erklärt Referent Obiera. Ruhm und Ehre, die Felix‘ Großvater Abraham Mendelssohn und ihm selbst schon zu Lebzeiten widerfahren sind, dürften nicht darüber hinwegtäuschen, dass der Aufstieg, Reichtum und Erfolg der Familie von anhaltenden, auch innerfamiliären Konflikten und äußeren Diskriminierungen aufgrund der jüdischen Verwurzelung erschüttert worden sei. „In meinem Vortrag werde ich mich nicht auf den berühmtesten Spross der Dynastie, Felix, beschränken, sondern zeigen, wie unterschiedlich in der Familie auf die Probleme zwischen Anpassung und Widerstand reagiert wurde. Natürlich mit dem Ausblick, wie mit den Mendelssohns im 20. Jahrhundert bis heute umgegangen wurde beziehungsweise wird“, sagt Pedro Obiera.

Die Seminarreihe beginnt am 24. Oktober von 17 bis 18.30 Uhr und wird 20. November zur selben Uhrzeit fortgesetzt. Die Gebühr für die gesamte Reihe beträgt 12 Uhr. Die Veranstaltung findet online statt. Interessierte melden sich im Büro der Ev. Erwachsenenbildung unter [email protected] bzw. 02461/ 9966-0 an. Rechtzeitig vor Veranstaltungsbeginn wird der Link mitgeteilt.


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