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Brings als „Perle“ in der Muschel

Mit der Verpflichtung der Kölschrocker „Brings“ ist der KG Ulk zu ihrem 11x11-jährigen Jubiläum wirklich der große Wurf gelungen. Besser feiern lässt sich nicht.

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Foto: Dorothee Schenk
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Brings und Jülich pflegen eine ganz besondere Beziehung. Immerhin hat Gitarrist Harry Alfter in den 2000ern zwei CDs der Jülicher Punkrock-Legenden „D-Sailors“ mitproduziert. Nach dem Konzert der kölschen Band, das die KG Ulk zu ihrem großen 11 x 11-Jubiläum jetzt organisiert haben, scheint sich dieses Verhältnis allerdings auf das nächste Level katapultiert zu haben. Der Funke sprang und zwar fast augenblicklich. „Seid Ihr aber gut erzogen“, frotzelte Frontmann Peter Brings, weil die Jülicher sich nicht zweimal bitten ließen und sofort „mitmachten“.

In der Kulturmuschel des Brückenkopf-Parks präsentierten sich Musiker von Brings in Bestform. Insbesondere Harry Alfter, dessen exzellentes Handwerk auf den Studioproduktionen angesichts der mitreißenden Kompositionen und cleveren Arrangements nicht genügend zur Geltung kommt und wohl nur Connaisseurs zu schätzen wissen, konnte mit seinen stilsicheren Kenntnissen und ausgeklügelten Technik brillieren, und das nicht nur mittels offensichtlicher Pink Floyd- und Led Zeppelin-Anleihen. Selbst als Rapper kamen bei ihm die Verve & Vibes glänzend rüber. Dennoch stellt er sein Können in den Dienst des Gesamten und lässt unter anderem das atemberaubende Solo bei „Kölsche Jung“ weg, das außer ihm kaum jemand in den unzähligen Cover-Versionen landesweit bringt. Das Publikum hat ohnehin nur Augen und Ohren für den unverschämt eingängigen Refrain und die „Oh-ohs“, die sich so schön gemeinsam anstimmen lassen.

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Natürlich ist Alfter „nur“ einer von fünf gleichwertigen Rock’n’Kölle-Schwergewichten, bei denen das Gesamte mehr als die Summe der Einzelteile ist, aber Hallo: was für Einzelteile! Drummer Christian Blüm, der während der Andeutung von „Polka Polka Polka“ genügend Raum für seine Fähigkeiten im ausgedehnten Schlagzeugsolo erhält, Keyboarder Kai Engel und sein schier unendliches Sammelsurium an spektakulären Sounds, mit denen jeder einzelne Song seine höchst individuelle Klangfarbe erhält, Irrwisch Stephan Brings am Bass, der nicht nur das Gesamtgefüge punktgenau erdet, sondern auch mit etlichen Showelementen für die optische Präsenz beiträgt. Und natürlich der charismatische Frontmann Peter Brings, der mit seiner Präsenz dem Gesamtkunstwerk „Brings“ das unverwechselbare Gesicht und vor allem die einzigartige Stimme verleiht.

Brings ist eben keine Anhäufung von Musizierenden, die ihre Liedchen im Home-Recording aufnehmen und dann auf der großen Bühne aufführen. Sie sind fünf Rocker, die ihr Metier und die Ups and Downs des Showgeschäfts aus dem Effeff kennengelernt haben und damit umgehen können. Und die vor allem sichtlich viel Spaß an dem haben, was sie dort auf die Bretter legen.

Trotzdem war auch Raum für ernste Töne, etwa, wenn sie ihren „Corona-Song“ „Liebe gewinnt“ anstimmen: „Das Stück hat heute noch mal eine ganz andere Bedeutung“, sagt Peter Brings und schlägt die Brücke zu den aktuellen Krisenherden und vor allem zu den Kriegswirren in der Ukraine. Und zum Finale, wo nicht nur die Begeisterung für den Abend zum Ausdruck kam, sondern auch die aktuelle politische Situation, wie die Angst vor der „blauen Partei“ „und eine Weigel als Ministerin will ich auf gar keinen Fall.“ Auch dafür gab es viel Applaus aus dem Publikum.

Und hey: Ohne die Kulturmuschel wäre die großartige Brings-Show in Jülich überhaupt nicht aufführbar. Allein die Hintergrundbilder bei „Su lang mer noch am Lääve sin“ und „Poppe Kaate Danze“ brauchen schon genügend Raum, um ihre Wirkung zu entfalten. Und so erscheint es durchaus überzeugend, als Brings zum Schluss andeuteten, in Jülich und dem hiesigen Publikum etwas ganz Besonderes gefunden zu haben.


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