Start Magazin Geschichte/n Schillernd und dramatisch

Schillernd und dramatisch

„Deutschland, siehst du das nicht?“ fragen OPUS 45 und Roman Knižka und thematisieren den Untergang der Weimarer Republik.

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Kommt erneut nach Jülich: Roman Knižka. Foto: Dorothée Schenk
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Roman Knižka, bekannt für seine fesselnden Lesungen und seine charismatische Bühnenpräsenz, wird gemeinsam mit Opus 45 die einzigartige musikalische Lesung „Deutschland, siehst du das nicht?“ darbieten. Die Gäste dürfen sich auf eine harmonische Verbindung von Literatur und Musik freuen, die den Abend unvergesslich machen wird, heißt es in der Ankündigung.

„Deutschland, siehst du das nicht?“ – der Titel greift eine eindringliche Zeile aus Kurt Tucholskys Gedicht „Deutschland, erwache!“ von 1930 auf. Es ist ein scharf formulierter Warnruf vor Radikalisierung, Gewalt und dem Zerfall demokratischer Normen. Vielleicht ahnte Tucholsky bereits, dass der Untergang der ersten deutschen Demokratie bevorstand: Weltwirtschaftskrise, Massenarbeitslosigkeit, soziale Not, politische Radikalisierung, Straßenschlachten, Notverordnungen und Präsidialkabinette prägten das Bild – die junge Republik taumelte unaufhaltsam ihrem Ende entgegen.

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Und doch war dies auch eine Zeit kultureller Blüte. Brecht und Weill erfanden die Oper neu, Walter Mehrings Der „Kaufmann von Berlin“ löste einen Theaterskandal aus. Die Uraufführung von Erich Maria Remarques „Im Westen nichts Neues“ provozierte Nazi-Proteste, während Marlene Dietrich als Lola die Leinwand eroberte. Massen strömten zu Sportveranstaltungen, Boxweltmeister Max Schmeling wurde zur Ikone, die Großstädte feierten Rausch und Rebellion: Sex, Drogen, Charleston.

In ihrem neuen Programm begeben sich Roman Knižka und Opus 45 in diese dramatische wie schillernde Schlussphase der Weimarer Republik – und knüpfen damit an ihr viel beachtetes Weimar-Programm „In diesem Land“ zum Krisenjahr 1923 an. Vom Tod Gustav Stresemanns bis zur Machtübernahme Hitlers verfolgt Roman Knižka die politischen und gesellschaftlichen Stationen dieses finalen Kapitels. Literarische Texte von Erich Kästner, Mascha Kaléko, Bertolt Brecht und Kurt Tucholsky treffen auf zeitgenössische Reportagen und Tagebücher – etwa von Viktor Klemperer, Sebastian Haffner oder Dorothy Thompson. Ein regionaler Akzent beleuchtet zudem, wie die Menschen in der Region Aachen/Jülich die politischen Umbrüche dieser Jahre erlebten.

Das Bläserquintett Opus 45 bildet die musikalische Vielfalt der Epoche ab – mit Werken von Hanns Eisler, Kurt Weill, Erwin Schulhoff, Paul Juon oder Jean Françaix. Daneben erklingen Schlager und Tanzmusik jener Jahre – von Cole Porter bis zu den Comedian Harmonists.
Die Weimarer Republik war keine Totgeburt. Ihr Scheitern war nicht zwangsläufig. Am Ende des Programms steht daher die zentrale Frage: Welche Lehren ziehen wir heute aus dem Untergang der ersten deutschen Demokratie?

Roman Knižka wurde 1970 in Bautzen geboren, erlernte an der Dresdner Semperoper zunächst den Beruf des Theatertischlers und verließ die DDR noch vor dem Mauerfall über die Grüne Grenze. Nach seinem Studium an der Bochumer Schauspielschule spielte er zunächst am dortigen Schauspielhaus und begann dann, sich einen Namen in TV-Dramen, Liebesfilmen, Tatorten und diversen Kinoproduktionen zu machen. Daneben spricht er regelmäßig Hörbücher ein und ist mit großem Erfolg auf der Bühne aktiv. Seine markante, wandlungsfähige und einnehmende Stimme begeistert sowohl Kinder als auch Erwachsene.

Das Bläserquintett Opus 45 gründete sich bei einem Berliner Orchesterprojekt: Johannes Brahms’ Ein deutsches Requiem (Opus 45) stand auf dem Programm und ist seither namensgebend. Das Bläserquintett, bestehend unter anderem aus Musikerinnen und Musikern der Hamburgischen Staatsoper, des Beethoven Orchesters Bonn, der NDR Radiophilharmonie Hannover und der Dresdner Philharmonie, beschreitet seit einiger Zeit gemeinsam mit dem Schauspieler Roman Knižka neue, disziplinübergreifende Wege. So entstanden acht Literaturkonzerte, die in der deutschsprachigen Konzertlandschaft einmalig sind – etwa das Programm zum NS-Widerstand („Den Nazis eine schallende Ohrfeige versetzen!“) oder die szenische Lesung zu Geschichte und Gegenwart rechter Gewalt in Deutschland, die das Ensemble mit dem Primo-Levi-Zitat „Es ist geschehen, und folglich kann es wieder geschehen“ betitelte.

Am 30. Oktober wurden die Künstler für ihr Wirken im Bereich der Demokratieförderung, der Erinnerungsarbeit und der politischen Bildung mit dem Hans-Frankenthal-Preis der Stiftung Auschwitz Komitee ausgezeichnet.

Roman Knižka und Opus 45 MO 1011

Schlosskapelle Jülich | Beginn: 18 Uhr | Eintritt: 18 Euro

Eintrittskarten sind in der Stadtbücherei Jülich erhältlich und können telefonisch unter der Rufnummer 02461 / 936363 oder per Email an stadtbuecherei@juelich.de reserviert werden.


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