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Happy Birthday, Science College

Auf der Geburtstagsfeier gibt es eine Auszeichnung als „zdi-Schüler:innenlabor“

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Das Science College Overbach feierte am Mittwoch den 15. Geburtstag. Foto: Stephan Johnen
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Die beste Möglichkeit, die Zukunft vorherzusagen, ist sie zu gestalten. Ganz gleich, dass vor Willy Brandt, dem dieses Zitat am Mittwoch in den Mund gelegt wurde, bereits Abraham Lincoln zu dieser Erkenntnis gelangte: Der Anspruch des Science College Overbach ist kein geringerer, als die Zukunft zu gestalten. Mit Schülerinnen und Schülern, mit MINT-Fächern, mit gemeinschaftlicher Übernahme von Verantwortung und dem Willen zur Veränderung. Zu Beginn des Festakts zum 15. Geburtstag, der als Netzwerkveranstaltung angelegt war, blickte Science-College-Leiter Philipp Mülheims zurück auf die Entstehungsgeschichte des außerschulischen Lernorts – und wagte einen Blick in die Zukunft: „Wir haben MINT zu sehr ins Studium gedacht, aber wir müssen auch in die Ausbildung investieren. Es gibt mehrere Wege zu MINT. Und nur zusammen funktioniert Wissenschaft“, betonte er.

Das „digitale Patriarchat“ rückte Güncem Campagna, Geschäftsführerin der tech & teach GmbH und Vorstandsvorsitzende des Vereins „Women in Tech“, in den Mittelpunkt ihrer Keynote. Hände hoch, wer wusste, dass sich beispielsweise ein Herzinfarkt bei Männern durch andere Symptome äußert als bei Frauen? Dass sich die Körper von Männern und Frauen nicht nur im Aussehen unterscheiden, gilt immerhin seit den 80er-Jahren in der Wissenschaft als gesicherte Erkenntnis, bilanzierte Güncem Campagna süffisant. Jedoch gibt es erst seit 2016 Leitlinien für einen weiblichen Herzinfarkt, um die Symptome zu erkennen und eine richtige Therapie zu initiieren. Ein Grund für diesen „Gender Health Gap“ könnte unter anderem sein, dass wissenschaftliche Leistungen von Frauen seit Jahrzehnten eher kleingeredet oder übergangen wurden, dass es eine systematische Diskriminierung von Wissenschaftlerinnen gab und dass die meisten wissenschaftlichen Studien mit männlichen Probanden arbeiten.

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Zweites Beispiel für eine Benachteiligung von Frauen im wissenschaftlichen Kontext, die sogar lebensgefährlich sein kann: Jahrelang wurden Automobil-Crashtests nur mit männlichen Dummys ausgeführt. Bis 2023 gab es keinen weiblichen Dummy, der der Biomechanik von Frauen entspricht. „Frauen haben je nach Automodell ein 47 Prozent höheres Risiko, verletzt zu werden. Wenn sie in einem älteren Auto sitzen, haben sie sogar ein erhöhtes Risiko bei einem Unfall zu sterben“, schilderte Güncem Campagna.

Was also tun? Kann die Künstliche Intelligenz (KI) helfen, hier für Gleichheit zu sorgen? Eher nicht, zumindest nicht ohne klare Regelungen für den verantwortungsbewussten Umgang mit KI, bilanzierte Campagna. Die Künstliche Intelligenz kenne keine Einzelfälle und sei ein Abbild der Realität – also der Datengrundlage. Wer beispielsweise die KI fragt, erhält die Antwort, dass Männer im akademischen Umfeld leistungsstärker als Frauen sind und daher eher gefördert werden sollten. Mit Blick auf das Thema Herzinfarkt komme die KI zum Entschluss, dass Frauen weniger Risiko haben, einen Herzinfarkt zu erleiden und daher keine Vorsorge benötigen und es keinen Bedarf für weitere Forschung gebe. Soweit die Datenlage, so schlecht das Ergebnis. „Wenn KI ein Abbild der Realität ist, ist die einzige Lösung, Chancengleichheit in der Realität herzustellen und damit die Datengrundlage zu verändern“, sagte Güncem Campagna. Zur Lösung gehöre es auch, Kinder und Jugendliche für Naturwissenschaftlichen und MINT-Fächer zu begeistern. „Das findet hier statt. Jeden Tag, seit 15 Jahren. Ihr arbeitet dafür, die Welt ein bisschen gerechter zu machen“, bedankte sie sich.

Die Frage, welche Rolle Naturwissenschaften in Schule und Alltag spielen, stand im Mittelpunkt des Zukunftsdialogs. Georg Mertens, Referatsleiter im NRW-Wissenschaftsministerium, Frank Drewes, Geschäftsführer des Brainergy Parks Jülich, Güncem Campagna und Schülerin Salma El Fakir tauschten sich über Erfahrungen, Erwartungen und Möglichkeiten aus. Unisono herrschte die Meinung vor, dass Schule mehr mit Unternehmen und außerschulischen Lernorten zusammenarbeiten sollte, um früh(er) den Praxisbezug herzustellen. Auch das Thema „Gründen“ müsse schon im Unterricht vorkommen, regte Frank Drewes an. „Ich würde alle jungen Menschen in unsere Kurse holen, so viele Kurse und Angebote wie möglich organisieren“, gab Georg Mertens ein leider fiktives „unendliches Budget“ für weitere Angebote der „zdi-Schüler:innenlabore“ aus. „Zdi“ steht für Zukunft durch Innovation. In den Laboren können Kinder und Jugendliche (aber aktuell nicht mit unendlichem Budget) Naturwissenschaften und Technik hautnah erleben und unter annähernd professionellen Bedingungen experimentieren. So erhalten sie einen realistischen Einblick in naturwissenschaftliche Forschung, aber auch in das Handwerk und die Industrie. Apropos „zdi-Schüler:innenlabore“: Georg Mertens zeichnete die Angebote am Science College, die nun unter diesem Label firmieren dürfen, sozusagen mit dem offiziellen Gütesiegel des Landes aus. „Kurse müssen finanziert werden, ‚zdi‘ bringt Geld mit“, bedankte sich Science-College-Leiter Philipp Mülheims.

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Stephan Johnen
Kein Muttkrat, aber im Besitz einer Landkarte. Misanthrop aus Leidenschaft, der im Kampf für Gerechtigkeit aus Prinzip gerne auch mal gegen Windmühlen anreitet. Ist sich für keinen blöden Spruch zu schade. Besucht gerne Kinderveranstaltungen, weil es da Schokino-Kuchen gibt, kann sich aber auch mit Opern arrangieren.

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