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Mein kleiner grüner Kaktus

Rheinische Kakteenfreunde im Glashaus

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Kakteenfreunde | Foto: HZG
Kakteenfreunde | Foto: HZG
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Mit dem Charme ist das so eine Sache… doch dazu gibt es an anderer Stelle in diesem Magazin mehr zu lesen. Charmant, wenn auch auf eine etwas spezielle Art und Weise und vielleicht auch erst auf den zweiten Blick, sind auch Elisabeth Sarnes‘ Lieblingspflanzen. „Unter diesem Oberbegriff werden wir eher selten eingeordnet“, amüsiert sich die erste Vorsitzende der Kakteenfreunde Aachener Land schon am Telefon, öffnet dem Herzog aber gerne und bereitwillig ihr Gewächshaus für einen Besuch.

Hier, im übrigens ziemlich charmanten kleinen Eschweiler Ortsteil Kinzweiler gedeihen Kakteen in allen möglichen und unmöglichen Größen, Formen und Farben. Denn Kakteen sind keinesfalls einfach nur grün und mit spitzen, gemeinen Stacheln bewehrt. Es gibt sie sogar in gelb, orange oder auch leuchtend rot. Diese besonderen Exemplare sind eine Laune der Natur, eine Genmutation genau betrachtet, die in freier Wildbahn überhaupt nicht lebensfähig wäre. „Der arme Kerl hier könnte gar nicht alleine überleben“, etwas mitleidig betrachtet Kakteenfachfrau Sarnes ein hübsches feuerrotes Exemplar auf grünem Stamm. Propfen lautet das Zauberwort in diesem Fall. Ein gesunder Kaktus wird dafür kurzerhand auf einen Stumpf gekürzt und trägt künftig seinen mutierten Verwandten sozusagen auf seinen Schultern und stellt ihm die dringend nötigen Wurzeln zur Verfügung.

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Stachelig sind sie allerdings alle, ob bunt oder grün. Doch halt, ein Kaktus hat keine Stacheln. „Kakteen haben Dornen“, kommt es aus dem zweiten Gewächshaus. Ehemann Norbert Sarnes schaltet sich ein und erläutert, bewaffnet mit einer riesigen Pinzette und unzähligen kleinen Töpfchen, dass die vermeintlichen Stacheln botanisch betrachtet Dornen heißen müssen. Stacheln hingegen, wer hätte das gedacht, trägt die Königin der Blumen, die Rose. „Stacheln sind zurückgebildete Blätter“, ergänzt Norbert Sarnes noch und schüttelt vorsichtig einem kleinen Kaktus die überschüssige Erde von den Wurzeln, bevor er in ein etwas größeres Töpfchen umzieht.

Dem rauhen Charme der genügsamen Gewächse ist das Ehepaar Sarnes bereits vor Jahrzehnten verfallen. Eine Liebe auf den zweiten Blick, denn zunächst waren es schlicht praktische Gründe, die das frisch verheiratete Paar und die Kakteen zusammen brachten. „Wir waren viel unterwegs, da brauchten wir Pflanzen, die nicht dauernd gegossen werden müssen“, erinnert sich Elisabeth Sarnes mit einem Schmunzeln. Kurzerhand erwarben die offenbar pragmatisch denkenden Kakteenliebhaber die ersten fünf Exemplare auf dem Wochenmarkt. Namen oder gar Herkunft ihrer neuen Mitbewohner waren ihnen unbekannt, ein Buch sollte Abhilfe schaffen. Mit dem Nachschlagewerk kam die Begeisterung, die stachelige, pardon dornige Sammlung wuchs stetig. Stunden verbringen Norbert und Elisabeth Sarnes inzwischen mit Pflege und Zucht ihrer umfangreichen Kaktus-Kollektion.

„Haben alle Vereinsmitglieder so viele Pflanzen?“ Lachelnd schüttelt die Vorsitzende den Kopf: „Nein, nein, sicher nicht. Einige unserer Mitglieder haben nur ein paar Exemplare auf der Fensterbank stehen.“ Die Menge macht es also nicht, es ist die Fasziniation für die dornigen Gesellen, die die Kakteenfreunde Aachener Land vereint. „Eine alte Dame zum Beispiel sammelt ausschließlich sogenannte Blattkakteen. Sie wissen schon, die mit den riesigen Blüten“, schiebt sie hinterher.

Doch was macht denn nun den besonderen Charme dieser ungewöhnlichen Pflänzchen aus, die Wochen ohne einen Tropfen Wasser auskommen und extremen Temperaturen trotzen können und dabei so vielfältige Formen entwickeln? „Ihre Vielfalt, es gibt viel mehr Kakteen als Orchideen, und sie haben so wunderschöne Blüten. Außerdem haben sie ein so abwechslungsreiches Äußeres, jede Pflanze hat ihr eigenes Gesicht“, versucht der zweite Vorsitzende des Vereins, Heinz-Georg Görtzen seine Faszination in Worte zu fassen.

Das eigene Gesicht, das ist es wohl auch, was für Elisabeth Sarnes den besonderen Charme ihrer Schützlinge ausmacht. „Gucken Sie mal hier, der macht ganz viele kleine Knospen. Und der hier ist ganz weich“, spricht‘s und zeigt auf ein lang herabhängendes Exemplar mit weißem Pelz, das passenderweise auf den Namen Affenschwanz hört.

Am 21. und 22. Mai sind die Kakteenfreunde im Brückenkopfpark zu Gast und präsentieren die ganze Farben- und Formenvielfalt ihrer Lieblinge auf einer großen Ausstellung. Neben dem Informationsaustausch stehen natürlich auch Kauf und Verkauf auf dem Programm. Gemeinsam mit der Ortsgruppe Düren der Deutschen Kakteengesellschaft e.V. (kurz DKG genannt) veranstalten die Aachener Kakteenfreunde zum vierten mal die Rheinischen Kakteentage in der gläsernen Blumenhalle.

Zu diesem Anlass wird Elisabeth Sarnes auch ein ganz besonderes Gewächs dabei haben, den Kaktus namens „Stadt Jülich“. „Hoffentlich blüht er bis dahin“, kritisch beäugt die Züchterin den dunkelgrünen, recht runden Kaktus und rückt die Töpfchen liebevoll ein wenig ins rechte Licht.

www.kakteenfreunde-aachen.de

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Britta Sylvester
Klönschnacktee mit der Muttermilch aufgesogen und inzwischen beim rheinische Kölsch angekommen. Übt sich in der schreibenden Zunft seit Studententagen zwischen Tagespresse und Fachpublikationen und… wichtig: ließ das JüLicht mit leuchten.

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