Wer schon einmal ein Klassentreffen geplant und organisiert hat, kennt das: Wer hat seinen Nachnamen geändert, wer wohnt wo, und manchmal auch – wer ist denn bitte XY? Mit derartigen Fragen sieht sich gerade Claudia Schmitz konfrontiert, denn sie hat sich in den Kopf gesetzt, ihre ehemaligen Chorkinder zusammenzutrommeln. Während es bei einem Klassentreffen jedoch üblicherweise bei rund 30 Menschen bleibt, sind es in diesem Fall über 300.
26 Jahre lang hat Claudia Schmitz den von ihr gegründeten Chor, die Rurkehlchen“, geleitet. „Ich habe alle meine alten Listen mal kontrolliert, es waren 314 Kinder im Lauf der Jahre“, lacht sie ein wenig ungläubig und schiebt hinterher: „Ich war selbst überrascht, wie viele da zusammenkamen.“
Angefangen hat alles, als die eigene Tochter zur Kommunion ging und Schmitz sich in der Vorbereitung engagierte. „Wir haben da auch viel und gerne gesungen“, erinnert sie sich. Da sowohl Mutter und Tochter als auch die anderen Kinder mit so viel Begeisterung bei der Sache waren, wurde aus dem „bisschen Singen“ schnell ein eigener Chor namens „Schreihälse“. Der erste Auftritt ging bei der Barmener Kindersitzung über die Bühne. Mit „Schau mit in die Augen“ feierte der Chor im Jahr 1998 Premiere. Umbenannt in Rurkehlchen wurden die einstigen Schreihälse zum Kinderkirchenchor. Immer freitags am Nachmittag wurde geprobt. Schnell wurde auch das Einzugsgebiet größer und die kleinen Sängerinnen und Sänger kamen aus Jülich, Stetternich und weiteren Stadtteilen nach Barmen. Irgendwann bot Claudia Schmitz eine zusätzliche Probe im Rochus-Heim an, damit die Jülicher Kinder zu Fuß kommen konnten.
Nachdem die Sangestruppe ziemlich schnell auf über 30 Köpfe angewachsen war, teilte die Leiterin „ihre Kinder“ in drei Gruppen ein: Mini waren alle, die keine Pampers mehr brauchten, bis hin zum Alter von sieben Jahren. Von der zweiten bis zur sechsten Klasse reichte die Midi-Gruppe, alle Älteren waren die Maxis. Geprobt wurde meist getrennt, erst zur Generalprobe kamen alle zusammen, aufgetreten sind sie dann gemeinsam. In erster Linie waren es übrigens Mädchen, die im Chor sangen. Jungs waren die Minderheit.
„Wir haben Fernsehnachmittage gemacht, Sommerfeste gefeiert, wir waren im Maislabyrinth und im Brückenkopfpark“, Claudia Schmitz schwelgt ein wenig in Erinnerungen. Aufgetreten seien sie viel in Kirchen und mindestens ein größeres Konzert pro Jahr hat es gegeben. Dabei reichte das breite gefächerte Repertoire vom klassischen Kinderlied hin zum modernen Popsong. Gummibärchen in der Pause gehörten fest zum wöchentlichen Ritual, auch ein Eis gab es immer wieder mal.
Und dann kam irgendwann der Tag, an dem „war es einfach genug“. „Wie alt bist du eigentlich?“ habe eines Tages ein Kind gefragt. 56 lautete die Antwort damals. Als das Mädchen feststellte, die Oma sei genauso alt, „da hab ich gedacht, es reicht“, lacht Schmitz rückblickend. Zum Abschied im September 2021 gab es einen Kakao im Café Fleur. Die Noten ganz aus der Hand legen, konnte Claudia Schmitz allerdings doch nicht. Heute leitet sie den Frauenchor RochusVoCaLe. Einige ihrer ehemaligen Rurkehlchen sind ihr dorthin gefolgt. Und genau dort wurde die Idee zum Ehemaligen-Treffen dann auch geboren. „Eines meiner ehemaligen Rurkehlchen, die Amelie, meinte dann, dass wir uns doch mal treffen könnten“, berichtet die Leiterin. Damit nahmen die Planungen ihren Anfang. Stattfinden soll das Treffen im kommenden Mai oder Juni, je nachdem, wann die Mehrheit Zeit findet. Einen Samstagnachmittag lang „ein bisschen grillen, ein bisschen singen“ und zum Abschluss noch ein kleines Konzert – so weit der Plan von Claudia Schmitz.
Bis dahin ist noch einiges zu tun, vor allem Adressen müssen ausfindig gemacht werden. Hier hofft Claudia Schmitz auf Unterstützung durch die Eltern und Großeltern ihrer einstigen Schützlinge. Man möge sich gerne unter der Email-Adresse [email protected] bei ihr melden, so die abschließende Bitte, damit möglichst viele Ehemalige beim „Klassentreffen“ dabei sein können.