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„So bringt man auch Natur- und Tierschutz bei“

Der Angelsportverein Jülich 1923 e.V. präsentiert zum 100 jährigen Jubiläum sein kernsaniertes Vereinsheim. Ein neues „Wir-Gefühl“ im Verein soll nun ebenfalls entstehen, wünscht sich der erste Vorsitzende David Wirtz und erklärt fasziniert die Mischung aus einem modernen Hobby und einem urwüchsigen Naturerlebnis.

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David Wirtz hat das Angeln von der Pike auf gelernt. Foto: Sonja Neukirchen
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„Hier im See sind zwei Meter große Welse. Die nehmen sogar die Großgänse und ziehen sie unter Wasser“, berichtet David Wirtz vom ASV Jülich 1923 e.V. über ein faszinierendes Detail aus der Welt des Angelns – eine Sportart, die in ihrer gesamten Faszination Außenstehenden nur schwer zu vermitteln sei. Wirtz, der in dem Verein schon sämtliche Funktionen bekleidet hatte, bereitet sich zusammen mit seinen Vereinskollegen nun auf die 100jährige Jubiläumsfeier vor, die am 19. und 20. August ein breiteres Publikum ins frisch sanierte Vereinsheim in Kirchberg locken soll.
„Wie das hier ausgesehen hat, das können sie sich gar nicht vorstellen“, beschreibt Wirtz die Situation nach dem Hochwasser. So hoch habe das Wasser gestanden, sagt er und deutet auf eine imaginäre Marke irgendwo in Höhe seiner Wade. Doch jetzt erstrahlt alles in weiß, ist modern und einladend, mit einem großen Außengelände. Für die Kernsanierung hätten ehrenamtliche Helfer mehrere 100 Stunden Arbeit investiert, so Wirtz. „Diese Leute möchte ich zu Ehrenmitgliedern machen“, kündigt er schon mal an. Für einen Angelverein fast noch schlimmer: „Die Fische waren weg“. Zwei Drittel seien immer noch verschwunden, weiß Wirtz und ist froh, wenn sie ein neues gutes zu Hause in anderen Gewässern gefunden haben, statt irgendwo in einer Pfütze verendet zu sein.

Foto: Sonja Neukirchen

Woher er so genau weiß, wie der Fischbestand ist? „Wir werten die Fanglisten aus, wo jeder Angler angeben muss, welchen Fisch er gefangen hat – oder auch ,sie‘, denn auch zehn Frauen angeln im Verein, was bei insgesamt etwa 140 aktiven Anglern allerdings eher eine Minderheit ist.“ Insgesamt seien es über 300 Mitglieder. „Anhand der Fanglisten errechnen wir, wie sich die Fisch-Bestände entwickelt haben“, so Wirtz. Es sei wichtig zu verstehen, dass der Zweck des Vereins auch Förderung des Umwelt- und Naturschutzes sowie des Tier- und Artenschutzes umfasse. Auch Gewässerschutz und korrekte Ausübung des Sportes gehören dazu. Mehrmals im Jahr würden Gewässerproben genommen, so Wirtz, der sich freut, dass auch ein Biologe im Vorstand des Vereins sei, der das als Profi übernehme. „In diesem Jahr haben wir acht so genannte Hegedienste, wo wir Gewässer, Ränder und so weiter säubern. Wir pflanzen auch vieles an“, erklärt Wirtz den Naturschutzauftrag der Angler.

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Die Gewässer des ASV Jülich 1923 e.V. reichen von den Linzenicher Baggerseen, über die Rur, den Brückenkopf-Park-Weiher und die Inde, bis hin zum Schwanenteich, dem so genannten Aufzuchtbecken des Vereins. Die Seen sind gepachtet von privater Hand – ein hoher Kostenfaktor für den Verein in Kirchberg, der damit finanziell eine schwere Bürde zu stemmen hat und der viel Bürokratieaufwand erfordere, so Wirtz. Trotzdem habe man einen Jugendfonds eingerichtet, um auch sozial schwächer gestellten Jugendlichen Zelte und anderes benötigte Equipment zur Verfügung stellen zu können. Für die derzeit 23 Jugendlichen im Verein veranstaltet der Verein Anfang August ein Jugendcamp. „Wenn schon Vater oder Opa hinter dem Angeln stehen, dann ist das super, weiß der erfahrene Angler. So bringt man auch Natur- und Tierschutz bei“. Wirtz weiß, wie schwer es heutzutage sei, gerade junge Menschen für dieses Hobby zu begeistern.

Foto: Sonja Neukirchen

Dabei hat sich das Angeln, das schon seit Urzeiten unseren Vorfahren neben dem Jagen und Sammeln als Grundlage der Nahrungsbeschaffung gedient hat, komplett gewandelt und modernisiert. Das betrifft nicht nur das Angelmaterial, sondern auch das Futter – also die Köder für die Fische – sondern sogar die Art des Angelns: Man angele heute nicht mehr das, was einem buchstäblich an die Angel geht, sondern konzentriere sich auf ganz bestimmte Fische. Dieses Zielfischangeln gehe soweit, dass Angler ihren Fischen bis in andere Länder nachreisten. Doch die Jagd auf den Fisch ermögliche auch ein ganz besonderes Naturerlebnis, das mit anderen Hobbies kaum zu vergleichen sei, findet Wirtz. Wer angelt, lebe letztlich einen Urtrieb aus, der unter der zivilisatorischen Schale verborgen sei: Die Pirsch auf Beute, also sein Essen selbst zu erlegen und dann zu verzehren. Doch bevor ein Angler seinen Sport ausüben darf, muss er zahlreiche Prüfungen ablegen: Das Fischereirecht ist Ländersache, aber Schwarzangeln ist nirgendwo erlaubt. Und angeln in Privatgewässern sei schlicht Diebstahl.

Wirtz selbst ist dem Angelverein bereits als Elfjähriger beigetreten. Damals sei das noch eine Abteilung beim „Eisenbahnersportverein Jülich 1912“ gewesen, erinnert er sich. Er sei dadurch damals weit herumgekommen mit der Bahn. Was er damals von der Pike auf gelernt habe, zahlt sich für Wirtz heute aus: „Abends draußen im Zelt hört man die Vögel. Den Ruf des Uhus. Man kann die Wasservögel beobachten. Das ist für mich Entspannung pur!“


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