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Ausbildung zum Klimaaktivisten

Auch wenn sich das Image verbessert, sucht das Handwerk weiter Nachwuchs

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Foto: amh-online.de
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Das Handwerk sucht Nachwuchs. Rund 70 Prozent der Betriebe im Kammerbezirk haben ihre Lehrstellen noch nicht vollständig besetzt. Dennoch gibt es eine Entwicklung, die schon eine kleine Sensation ist: In diesem Jahr wurden mit Stand 1. August so viele Lehrverträge abgeschlossen wie seit über einem Jahrzehnt nicht mehr. „Aktuell haben wir ein Plus von rund fünf Prozent“, freut sich Georg Stoffels, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Aachen. Besonders attraktiv für junge Menschen sind offenbar Handwerke wie Elektroniker und Installateure / Heizungsbauer, die konkret mit dem Klimaschutz in Verbindung gebracht werden. Von der PV-Anlage auf dem Dach bis zum Einbau einer Wärmepumpe: Die Auftragslage ist ungebrochen gut, ebenso das Image der Fachkräfte, die die Energiewende vor Ort umsetzen.

Bereits seit Jahren gibt es eine bundesweite Imagekampagne, die damit aufräumen möchte, dass die Berufe vor allem veraltet, schmutzig, dreckig, anstrengend und ausschließlich mit körperlicher Arbeit verbunden sind. Denn auch im Handwerk ist immer mehr digital. Auch im Baugewerbe, das sinnbildlich für körperliche Arbeit steht, hat die Digitalisierung längst Einzug gehalten und verändert die Berufsbilder, Anforderungen und Chancen. „Dank der Kampagne wissen wieder mehr Menschen, was Handwerk ist, was Handwerk leistet“, sagt Georg Stoffels. Dass es aber 130 unterschiedliche Handwerksberufe und damit fast unendliche Möglichkeiten der Weiterbildung und Spezialisierung gibt, sei nach wie vor eher unbekannt. Zudem hätten sich im Handwerk die Berufsbilder stark modernisiert. „Wir werden weiterhin dicke Bretter bohren müssen“, bilanziert Georg Stoffels. Denn trotz positiver Nachrichten und steigender Ausbildungszahlen herrsche nach wie vor ein Fachkräftemangel. Der anhaltende „Trend zum Abitur“ und der demographische Wandel sorgen nicht für Entspannung.

Georg Stoffels. Foto: Handwerkskammer
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Umso wichtiger sei es, dass viele Handwerksbetriebe auf Social Media präsent sind, in der Nachbarschaft aktiv werden und Kooperationen mit Schulen eingehen, um sich selbst und das Handwerk vorzustellen. „Den Spruch ‚Lehrjahre sind keine Herrenjahre’ habe ich schon lange nicht mehr gehört“, bestätigt Georg Stoffels, dass der Arbeitsmarkt zu einem Bewerbermarkt geworden ist, bei dem Betriebe um die Aufmerksamkeit und Gunst potenzieller Azubis werben müssen. Neben Social-Media-Aktivitäten gibt es vermehrt auch Anreize wie übertarifliche Ausbildungsvergütungen, Tablets für Azubis oder kostenlose Mitgliedschaften im Fitness-Studio. „Einen Überbietungswettbewerb kann ich hier nicht feststellen. Aber die grundsätzliche Einstellung zum Umgang mit den Azubis hat sich geändert. Unsere Betriebe sind froh über jede qualifizierte Bewerbung.“ Die Bereitschaft in den Ausbildungsbetrieben, auch eher schwächeren Schülern oder Menschen mit Migrationsgeschichte eine berufliche Ausbildung zu ermöglichen, sei sehr hoch. Georg Stoffels: „Das ist typisch Handwerk, Schwächeren eine Chance geben.“

Schon lange werde nicht mehr primär auf die Schulnoten geschaut. Was vor allem zählt, sind die Einstellung der Azubis, das Engagement und die Liebe zum Beruf. „Die jungen Leute möchten eine Tätigkeit ausüben, die sie für sinnvoll erachten“, sieht Georg Stoffels eine große Chance für das Handwerk, genau diese Sinnhaftigkeit liefern zu können – beispielsweise mit Blick auf die Energiewende. „Wenn du Klimaaktivist werden möchtest, komm ins Handwerk. Damit werben wir. Wir haben 30 Handwerke, die sich ganz konkret mit dem Klimawandel befassen“, sagt er. Generell müsse das Handwerk aber schaffen, die Balance zwischen boomenden Bereichen und nicht minder wichtigen Handwerken beispielsweise aus dem Baubereich zu halten.

Rund 2200 Ausbildungsverträge wurden dieses Jahr bislang geschlossen. Es werden noch weitere erwartet. „Wenn wir dieses Niveau halten, sind wir ganz zufrieden. Aber es ist noch Luft nach oben“, sagt Georg Stoffels. Sorgen, dass das Handwerk vor dem Kollaps stehe, müsse sich aktuell niemand machen. Perspektivisch jedoch wünscht sich der Hauptgeschäftsführer mehr Wertschätzung für die berufliche Bildung und eine Gleichwertung beruflicher und akademischer Bildung.

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Stephan Johnen
Kein Muttkrat, aber im Besitz einer Landkarte. Misanthrop aus Leidenschaft, der im Kampf für Gerechtigkeit aus Prinzip gerne auch mal gegen Windmühlen anreitet. Ist sich für keinen blöden Spruch zu schade. Besucht gerne Kinderveranstaltungen, weil es da Schokino-Kuchen gibt, kann sich aber auch mit Opern arrangieren.

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