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Etwas besser als befürchtet

Die jüngste Konjunkturumfrage der Industrie- und Handelskammer (IHK) Aachen zeigt, anders als befürchtet, zum Jahreswechsel eine spürbare Verbesserung – insbesondere in der Industrie und bei den Dienstleistern. Im Kreis Düren hat sich die Geschäftslage kaum verändert.

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IHK. Foto-Archiv: Jörg Hempel
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Die deutlich negativen Erwartungen der Unternehmerinnen und Unternehmer im Herbst haben sich zum Jahreswechsel nicht erfüllt. Die Geschäftslage hat sich sogar spürbar verbessert, insbesondere in der Industrie und bei den Dienstleistern. Das ist das Ergebnis der jüngsten Konjunkturumfrage der Industrie- und Handelskammer (IHK) Aachen, an der sich 330 Unternehmen mit rund 30.000 Beschäftigten aus der Städteregion Aachen sowie den Kreisen Düren, Euskirchen und Heinsberg beteiligt haben.

„Ursache für die Entwicklung ist zum einen die Stabilisierung der Energiepreise in den vergangenen Wochen“, erklärt Michael F. Bayer, Hauptgeschäftsführer der IHK Aachen. „Zum anderen kann die Mehrzahl der Betriebe weiterhin die gestiegenen Kosten an ihre Kunden weitergeben, ohne größere Umsatzeinbußen oder Auftragsrückgänge zu verzeichnen.“

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Die Geschäftsaussichten werden zwar weiterhin überwiegend negativ bewertet, allerdings von weniger Unternehmen als im Herbst 2022. „Nach einem Allzeit-Tief bei der zurückliegenden Umfrage sind die Erwartungen der befragten Betriebe wieder deutlich gestiegen, bleiben aber überwiegend noch negativ“, führt Bayer aus. „Die weitere Entwicklung wird von vielen Befragten zum Glück nicht mehr so dramatisch gesehen. Das ist aber noch keine Entwarnung für die konjunkturelle Entwicklung, lediglich eine erste Entspannung.“

Vom Export erwarten die Unternehmerinnen und Unternehmer keine Wachstumsimpulse. Allerdings will eine knappe Mehrzahl der Befragten ihre Investitionsausgaben im neuen Jahr bereits wieder erhöhen.

Trotz erster Anzeichen der Entspannung sorgen sich die Befragten am meisten vor der Entwicklung der Energie- und Rohstoffpreise. Vier von fünf Betrieben sehen diese als größtes Risiko für ihre wirtschaftliche Entwicklung. Das liegt auch daran, dass der Großteil der Unternehmerinnen und Unternehmer noch nicht abschätzen kann, ob die beschlossenen Strom- und Gaspreisbremsen eine stabilisierende Wirkung entfalten können.

Als weitere Bedrohung für die Konjunktur sehen die Befragten den Fachkräftemangel. Der Bedarf an Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ist bei den Betrieben seit Herbst 2022 sogar gestiegen. Lediglich der Bedarf an Mitarbeitenden ohne Berufsausbildung ist etwas geringer.

Die Arbeitslosenquote in der Region Aachen hat sich seit dem Herbst nicht verändert und liegt weiterhin bei 6,3 Prozent. In Nordrhein-Westfalen sank sie geringfügig um 0,1 Prozentpunkte auf 6,9 Prozent, während sie auf Bundesebene bei 5,4 Prozent stagniert.

Die Mehrzahl der Industriebetriebe berichtet aktuell von einer guten Situation. Jeder dritte Befragte ist mit der Lage zufrieden, jeder achte ist unzufrieden. Das liegt unter anderem daran, dass im Vergleich zum Herbst die Umsätze bei mehr Betrieben gestiegen sind. Diese Steigerungen sind zu einem gewissen Grad allerdings auf gestiegene Energiepreise zurückzuführen: 78 Prozent der Befragten geben an, ihre Energiekosten an ihre Kunden weiterzugeben. 85 Prozent kompensieren ihre Kostensteigerungen zumindest teilweise durch Energiesparmaßnahmen. 60 Prozent der Befragten investieren außerdem in Energieeffizienzmaßnahmen.

Die Auslastung der Produktionskapazitäten sank geringfügig um -1 Prozentpunkt auf 82 Prozent und liegt damit weiter über dem langjährigen Durchschnitt von 81,0 Prozent.

Die Dienstleister bewerten ihre aktuelle Lage weiterhin gut. 38 Prozent der Betriebe berichten von positiven Geschäften, jeder zehnte Befragte ist nicht zufrieden. Bei jedem zweiten Unternehmen sind die Umsätze in den zurückliegenden Monaten gestiegen. Annähernd jeder fünfte Betrieb meldet rückläufige Umsätze.

Die wirtschaftliche Lage hat sich im Handel seit dem Herbst leicht verbessert. Drei von zehn Befragten berichten von guten Geschäften, 22 Prozent sind mit der aktuellen Situation nicht zufrieden. Diese Entwicklung liegt vor allem an einer deutlich verbesserten Lage im Großhandel. Ein Drittel der Unternehmerinnen und Unternehmer ist dort mit dem Geschäft zufrieden, 12 Prozent sind es nicht. Im Einzelhandel hat sich die Lage hingegen seit dem Herbst verschlechtert. 28 Prozent der Befragten sind aktuell zufrieden, 39 Prozent melden schlechte Geschäfte.

Entgegen der allgemeinen Konjunkturentwicklung hat sich die Lage im Baugewerbe deutlich verschlechtert, die Rückmeldungen der Unternehmen bleiben aber noch deutlich im positiven Bereich. 39 Prozent der Befragten sind mit ihrer Lage zufrieden, 9 Prozent melden schlechte Geschäfte. Die Bauproduktion ist in den vergangenen sechs Monaten im Vergleich zum Vorjahr bei der Mehrzahl der Betriebe allerdings gesunken.

Der Export hat seit dem Herbst wieder angezogen, allerdings bleiben die Erwartungen an das Auslandsgeschäft niedrig. In den zurückliegenden Monaten ist der Auslandsumsatz bei 40 Prozent der Industriebetriebe gestiegen, 23 Prozent berichten von gesunkenen Umsätzen. Die Auftragseingänge aus dem Ausland haben allerdings eine negative Tendenz. 23 Prozent der Betriebe berichten von einer steigenden, 36 Prozent von einer sinkenden Nachfrage. Daher erwarten die Industrieunternehmen mehrheitlich auch keine Verbesserungen beim Auslandsgeschäft in den kommenden Monaten. Rund ein Drittel aller Befragten geht von einem Rückgang des Exports aus, nur jeder sechste erwartet einen Anstieg.

Trotz der im Vergleich zum Herbst verbesserten Geschäftssituation hat sich die Ertragslage der Unternehmen noch nicht erholt. Bei etwas mehr als einem Drittel der Unternehmen sind die Erträge gesunken, 29 Prozent melden höhere Erträge.
Obwohl die Geschäftserwartungen für die kommenden Monate niedrig sind und sich auch die Ertragslage nicht verbessert hat, will eine knappe Mehrzahl der Befragten in den kommenden Monaten mehr investieren: 24 Prozent wollen ihre Investitionsausgaben erhöhen, 19 Prozent senken.

Trotz der geringen Erwartungen rechnen die Unternehmerinnen und Unternehmer mit einem steigenden Personalbedarf. 28 Prozent der Befragten erwarten einen Anstieg der Mitarbeiterzahlen, 17 Prozent gehen von einem Rückgang aus.
Bei der aktuellen Konjunkturumfrage hat die IHK Aachen mit den Vereinigten Industrieverbänden von Düren, Jülich, Euskirchen und Umgebung e. V. (VIV) kooperiert und Unternehmerinnen und Unternehmer gemeinsam befragt. Der Konjunkturbericht ist auf der Internetseite der IHK Aachen unter www.ihk.de/aachen/konjunkturbericht zu finden.

Im Kreis Düren hat sich die Geschäftslage kaum verändert: 32 Prozent der Befragten sind mit ihren Geschäften zufrieden, 28 Prozent sind unzufrieden. Von einer guten Lage berichten vor allem der Großhandel (Saldo: +33) und die Dienstleister (Saldo: +32). Die Aussichten verbessern sich nur langsam: 17 Prozent der Betriebe rechnen mit besseren Geschäften in den kommenden Monaten, 49 Prozent sind zurückhaltend. Am besten sind die Aussichten noch in der Industrie (Saldo: +-17).


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