Start Nachrichten Region Neutronen-Meßsonde für moderne Kampfmittelräumung

Neutronen-Meßsonde für moderne Kampfmittelräumung

Auch mehr als 70 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs lauert im Boden immer noch Gefahr durch Bomben und Granaten. Wenn etwa im Zuge eines Bauprojekts verdächtige Gegenstände geortet werden, läuft eine aufwändige Prozedur zur Kampfmittelräumung ab – auch wenn es sich gar nicht um einen Blindgänger, sondern nur um Metallschrott wie etwa ein Rohr handelt.

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FH Aachen an der Hohenstaufenallee
Gebäude der Fachhochschule Aachen an der Hohenstaufenallee
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Die AiNT GmbH entwickelt in Kooperation mit dem Kampfmittelräumdienst P-H-Röhll NRW GmbH und der FH Aachen eine Methode, mit der Explosivstoffe im Erdreich detektiert werden können. Gefördert wird das Projekt mit Mitteln des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF), es hat ein Gesamtvolumen von etwa einer Million Euro. Staatssekretär Thomas Rachel übergab den Förderbescheid jetzt in Stolberg an die Projektverantwortlichen der FH Aachen und von AiNT.

Jedes Jahr werden in Deutschland rund 5500 Bombenblindgänger aus dem Zweiten Weltkrieg entschärft. Die Kampfmittelräumung ist für alle Beteiligten mit Ärger, Gefahr und hohen Kosten verbunden. Wohngebiete werden evakuiert, Autobahnen und Bahnlinien werden gesperrt. Und für die Fachleute, die sich um die Entschärfung der Fremdkörper kümmern, ist dies sogar mit tödlichen Gefahren verbunden.

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Dazu erklärte Thomas Rachel, Parlamentarischer Staatssekretär im Bundesforschungsministerium: „Es ist uns ein besonderes Anliegen, die Einsatz- und Rettungskräfte in der zivilen Sicherheit bei ihrer anspruchsvollen Arbeit zu unterstützen und ihren Eigenschutz zu verbessern. Das gehört zu den zentralen Akzenten, die wir mit unserem Programm Forschung für die zivile Sicherheit 2018 – 2023 verstärkt setzen wollen.“

Die Technologie, die vom Stolberger Unternehmen AiNT in Kooperation mit den Verbundpartnern entwickelt wird, soll das Prozedere bei Vorliegen eines Verdachts auf einen Bombenblindgänger zukünftig einfacher und sicherer machen. Das Projekt trägt den Namen „SoNDEx“ – das steht für „Sondierung mit Neutronen zur Detektion von Explosivstoffen“. Ziel ist die Erforschung eines innovativen Messverfahrens unter Nutzung von Neutronenstrahlung. In der Praxis sieht das so aus, dass eine Neutronenquelle in ein Bohrloch hinabgelassen wird. In einem zweiten Bohrloch befindet sich ein Detektor, der die vom Sprengstoff emittierte Gammastrahlung misst, welche durch die Neutronenstrahlung induziert wird. Die Projektverantwortlichen wollen eine Software entwickeln, mit der die Elementsignaturen von Sprengstoff – quasi der Fingerabdruck – schnell und eindeutig ermittelt werden können. AiNT wird gemeinsam mit P-H-Röhll und der FH Aachen in den nächsten Monaten einen Demonstrator aufbauen, in dem die neue Technologie getestet wird. Seitens der FH Aachen ist Herr Prof. Dr. Karl Ziemons vom Fachbereich Medizintechnik und Technomathematik in das Verbundvorhaben eingebunden. Sein Lehrgebiet ist die Medizinische Physik und dort insbesondere die Szintillation, also die Strahlungsdetektion.

Dr. John Kettler, Geschäftsführer von AiNT und Projektkoordinator, sagte bei der Übergabe des Förderbescheids, sein Unternehmen sehe sich als Kompetenzzentrum für angewandte Neutronenforschung. Kernfelder seien Aus- und Weiterbildung, Beratung sowie die Entwicklung innovativer Messtechnik. Die zugrundeliegende Technologie der Neutronenaktivierung sei nicht nur bei Sprengstoffen anwendbar, sondern auch bei der Analyse von Bodenproben oder beim Metallrecycling.

SoNDEx ist ein Verbundprojekt von AiNT, der FH Aachen und dem Unternehmen P-H-Röhll NRW GmbH. Das für die Kampfmittelbeseitigung zuständige Ministerium des Innern des Landes Nordrhein-Westfalen ist als assoziierter Partner beteiligt. Das aus der BMBF-Maßnahme „KMU-Innovativ: Forschung für die zivile Sicherheit“ geförderte Projekt läuft über zwei Jahre.

Nachsatz: 2012 mussten 6500 Menschen in der Innenstadt von Jülich evakuiert werden, weil eine Kriegsbombe bei Bauarbeiten entdeckt worden war. „In Jülich eine Bombe zu finden ist nichts besonderes“, erklärte damals der amtierende Bürgermeister Heinrich Stommel. Schließlich tobten drei Monate lang die Kriegshandlungen 1944 um Jülich, das am 16. November zu 99 Prozent zerstört wurde. Entsprechend gehört es bei Bauvorhaben zum normalen Vorgehen, den Kampfmittelräumdienst zu bestellen.


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