Jülich hatte bei dieser Premiere des Pasqualini-Zeitsprung-Festivals ihren großen Auftritt und eine Visitenkarte abgegeben, die seinesgleichen sucht. Die ganze Stadt war eine Bühne und lieferte ab: 32 Stunden Programm an den drei Tagen – davon 28 Stunden ohne Regen und zeitweise mit strahlendem Sonnenschein. Rund 10.000 Menschen waren alleine auf dem Schlossplatz begeistert dabei. Wenn der ganze Schlossplatz bis nach Sonnenuntergang „Völlig losgelöst“, „In unserm Veedel“ und „Ti Amo“ unter einem klaren Himmel singend und tanzend mit den Bands feiert, dann bleibt nur ein Fazit: Der Wettergott ist ein Jülicher und die Premiere gelungen. Nachgefragt bei Achim Maris, angehender Eventmanager der Stadt Jülich, nach den absoluten Publikumszahlen insgesamt? „Unmöglich zu schätzen“, räumte er ein, grinst und meint: „Viele!“
„Mission erfüllt!“ so formulierte es Patrick Dohmen, der als Moderator der Kulturbühne drei Tage lang den Auf- und Abmarsch der Künstlerinnen und Künstler zum ersten Pasqualini Zeitsprung Festival inszenierte. Das große Organisatoren-Team hatte sich den Bruch mit den herkömmlichen Stadtfesten vorgenommen. Auf die Bühne gestellt werden sollte das, was die Stadt im Innersten ausmacht: Kultur, Geschichte und Wissenschaft. Die Historie mit der Forschung und Moderne zu verbinden, war das Ziel, das mit dem Zeitsprung-Festival erreicht werden sollte. 60 Sponsoren aus und um die Stadt Jülich hatten sich von dem Projekt begeistern lassen und für die Finanzierung gesorgt. Dazu gehört auch der Kreis Düren, der in Jülich die ersten Rur Kultur Tage feierte. „Kein Cent Steuergelder“, betonte Bürgermeister Axel Fuchs bei der Eröffnung, seien in das Fest geflossen. „Alle gemeinsam haben dieses tolle Festival möglich gemacht!“
Zwischen der Kulturbühne auf dem Schlossplatz und der Wissensbühne auf dem Marktplatz mit Zwischenstopp auf dem Kirchplatz, wo Szene um Szene Geschichte zu erleben war, „schoben“ sich am Sonntag die Menschen geduldig und entspannt von Event zu Event. Die Gästeschar konnte auf Tuchfühlung mit historisch Gewandeten gehen – unter ihnen auch der Herzog und Pasqualini – oder sich in den Zelten der ansässigen Wissenschaftstreibenden von Forschungszentrum, Brainergy Park, Fachhochschule, DLR und Science College experimentierfreudig ausleben. Zeitweise bildeten sich längere Schlangen vor den Teleskopen, die das Science College mitgebracht hatte, und den Blick „in die Sonne“ ermöglichten. Dazwischen tummelten sich malerisch gewandete Stelzenläufer sowie Rhönradfahrer und ein Phönix „lernte“ mit guten Wünschen bestückt fliegen.
Neben den musikalischen Magneten Big Maggas und Bläck Fööss, die am Samstagabend 5000 Menschen „auf den Platz“ brachten, zeigten sich die Programmverantwortlichen ausgesprochen mutig. Zum Kindertheater und akrobatischen Einlagen boten sie dem Poetryslam von „satznachvorn“ und dem Comedy-Event Stadtgesichter eine Bühne – und fanden damit großen Anklang. Viele hörten hin, ließen sich begeistern und „eskalierten“ auf Ansage von der Bühne. Dazu kam ein Open-Air-Gottesdienst, in dem der evangelische Pfarrer Udo Lenzig als Tempelbauer Salomon mit dem katholischen Amtsbruder Pfarrer Hans-Otto von Danwitz als Pasqualini ins Gespräch kam. 350 Gläubige erlebten diesen besonderen segensreichen Start in den Finaltag.
Zum Konzept des neuen Stadtfestes gehörte außerdem, dass die umliegenden Restaurants am Markt und Kirchplatz als „Versorger“ mit „Pasqualini-Specials“ für sich werben sollten. Der Schlossplatz war wenigen, ausgesuchten örtlichen Spezialisten vorbehalten. Der Jülicher Fleischsommelier Simon Claßen war mit seinem Team vor Ort und konnte gar nicht schnell genug die Würstchen drehen, das Bauernhof-Eis war genauso am Start wie der örtliche Pub mit seiner neuen mobilen Küche und das Barevent-Mobil. Ein kleines, feines „Weindorf“ war mit Weinfest-bekannten Winzern eine großartige Ergänzung. Für Unterhaltung des Nachwuchses fehlten Karussell und Entenangeln, stattdessen gab es Mitmachexperimente für die kleinen und junggeblieben Gäste oder das Workshopzelt von Museum Zitadelle, Stadtbücherei und Stadtarchiv. Vergeblich gesucht – aber auch nicht vermisst – wurden Verkaufsstände für Socken, Uhren oder Fensterverkleidungen. Plan war, dass der örtliche Einzelhandel – für den es eigens einen verkaufsoffenen Sonntag gab – profitieren sollte.
Der Premiere wird die Neuauflage folgen, soviel ist allen klar. „Ihr habt die Messlatte hoch gehängt“, sagte ein Gast anerkennend. Das Pasqualini-Zeitsprung-Festival ist als Biennale geplant. Jetzt müssen aber alle erstmal durchschnaufen und noch mal gemeinsam das Festresümee ziehen. Schließlich, darin sind sich alle einig: Es geht an einigen Stellen sogar noch besser.
Alle Beiträge auf unserer Sonderseite Pasqualini-Zeitsprung-Festival
Freitag: Pasqualini völlig losgelöst
Samstag, Teil 1: Pasqualini lacht den Regen aus
Samstag, Teil: 2 Pasqualini, Phönix und viel Publikum